Globo der TV-Gigant

Zuletzt bearbeitet: 17. Dezember 2012

Rede Globo de Televisão (Gegründet am 26. April 1965) ist ein brasilianischer Fernsehkanal, der 1965 in Rio de Janeiro seine Sendetätigkeit begann und im direkten Zusammenhang mit den brasilianischen Telenovelas steht, deshalb an dieser Stelle die ausführliche Geschichte des Senders. Er wurde gegründet und geleitet von dem Unternehmer Roberto Marinho bis zu dessen Tod im Jahr 2003. Er gehört zur Unternehmensgruppe ”Organizações Globo”.

Im Juli 1957 verlieh der damalige Präsident der Republik, Juscelino Kubitschek, dem Unternehmen ”Rádio Globo“ die TV-Konzession, und am 30. Dezember desselben Jahres veröffentlichte der Nationalrat für Telekommunikation ein Dekret, in dem er den Kanal 4 von Rio de Janeiro der ”TV GLOBO“ zusprach.

TV Globo in den anderen Bundesstaaten
1966 begann der TV Globo in São Paulo, mit der Übernahme des Kanals 5, welcher seit 1952 als TV PAULISTA gesendet hatte – Besitzer war das Unternehmen „Organizações Victor Costa“. Am 5. Februar 1968 wurde der dritte Ableger eingeweiht, in Belo Horizonte (Bundesstaat Minas Gerais), sowie entsprechende Verstärker in Conselheiro Lafaiete und Juiz de Fora (beide in Minas Gerais). Der erste an die Rede Globo angeschlossene Sender war TV GAÚCHA in Porto Alegre (Bundesstaat Rio Grande do Sul) im Jahr 1967.

Der Vertrag mit Time-Life
1967 unterzeichnete Roberto Marinho einen Kollaborations-Vertrag zwischen Globo und der Gruppe Time-Life. Dieser Vertrag schien mit der brasilianischen Gesetzgebung unverträglich, weil er einem ausländischen Unternehmen Interessen an einem nationalen Kommunikationssystem zusicherte – und Globo wurde prompt empfindlich kritisiert, besonders aus den Reihen der Gruppe ”Diáris Associados“, die unter der Administration von Assis Chateaubriand stand, und zu der der älteste TV-Kanal Südamerikas gehörte, der antike TV TUPI. Trotz alledem brachte dieser kritisierte Vertrag Roberto Marinho entscheidende Vorteile in einer Grössenordnung von 6 Millionen Dollar – und er wurde zum Embrio der Geburt seines zukünftigen Fernsehstations-Netzes. Offiziell wurde der besagte Vertrag auch gar nicht als illegal betrachtet, denn er sah lediglich eine technologische und finanzielle Zusammenarbeit beider Partner vor, und die allgemeine Polemik um das Papier lieferte Roberto Marinho eine willkommene Ausrede zu seiner vorzeitigen Beendigung – wonach er die Millionen-Finanzspritze von Time-Life bequem im Lauf der 70er Jahre durch zunehmende Werbeeinnahmen zurückzahlte.

Der Aufbau des Globo-Netzes
1969 begann die TV Globo mit der Ausweitung ihres Sendebereichs übers ganze Land mittels an ihr Netz angeschlossener Sendestationen. Dies war auch das Jahr, in dem zum ersten Mal die Nachrichtensendung ”Jornal Nacional“ im ganzen Land empfangen werden konnte – es wird noch heute ausgestrahlt und hat die allerhöchsten Einschaltquoten.

Am 21. April 1971 sendete erstmals TV Globo Brasília (canal 10) mit einer Partie zwischen Vasco da Gama und Flamengo (Fussball) – und zwar life, direkt aus Rio de Janeiro. 1972 folgte der TV Globo Recife – und im gleichen Jahr nahmen die Globo-Macher an einem Pool aller Sendestationen teil, der die erste offizielle Fernseh-Übertragung in Farbe – via Embratel – in alle Teile unseres Riesenlandes durchführte – dabei die Konkurrenten: Rede Tupi, Rede Record und Rede Bandeirantes. Thema der ersten Farbfernsehsendung war die Eröffnung des jährlichen Weinfestes in Caxias do Sul am 19. Februar (Bundesstaat Rio Grande do Sul).

Am 31. März 1972 (dem Tag der Einweihung des Farbfernseh-Systems in Brasilien), strahlte die TV Globo die Sondersendung ”Meu Primeiro Baile“ (Mein erster Ball) aus, das erste brasilianische Fernseh-Programm vollkommen in Farbe produziert. Noch im gleichen Jahr gab der ”Globo Reporter“, mit Reportagen aus aller Welt, sein Debut, der bis heute beibehalten wurde.

1973 ging das Programm ”Fantástico“ auf Sendung – bis heute mit führenden Einschaltquoten am Sonntagabend. Es wurde ab dem 28. April 1974 ebenfalls in Farbe produziert und gesendet. 1982 stellte Globo seine Übertragungen auf Satellit um.

Während der 70er Jahre arbeitete die Globo-Mannschaft an einem Sende-Konzept, welches später als ”Padrão Globo de Qualidade“ (Globo-Qualitätsstandard) in die brasilianische Fernsehgeschichte einging: Es bestand aus zwei ”Novelas“ guter Qualität während der ”noblen“ Sendezeit ab 18:00 Uhr, eingefügt n ein kurzes, synthetisches Nachrichten-Journal – danach die bedeutendste Novela (um 20:00 Uhr) – und im Anschluss eine Reihe von Shows, Filmen oder der ”Globo Reporter“ – stets unter Einhaltung genauer Sendezeiten und Programmfolgen. Dieser Standard ist nicht weiter als das so genannte ”feste Gitter“ – sowohl in der Vertikalen (Programmreihe am Tag) als auch in der Horizontalen (der Programmfolge während der Wochentage) – dirigiert von Walter Clark und José Bonifácio de Oliveira Sobrinho, dem ”Boni“ – seit 1960 bis zum heutigen Tag unverändert beibehalten – im Gegensatz zu den Konkurrenten, wie zum Beispiel dem SBT-Kanal, die ihr Programm-Gitter viel zu oft ändern.

Ein grosser Teil jener Innovationen, die man ins Globo-Programm-Gitter und in die Produktions-Formen eingebracht hatte, war den übernommenen Profis des erloschenen TV EXCELSIOR zu verdanken, dessen Konzession von der damaligen Militärregierung eingezogen worden war (1970). Dieser neu entwickelte Standard zeigte sich entscheidend für die Gewinnung der Zuschauer, denn gegen Ende der 70er Jahre lösten sich die beiden grossen Konkurrenten RECORD und TUPI mangels Strategie und finanzieller Mittel auf – nur der Globo blieb als Alternative einer gewissen Qualität.

Die Telenovelas
Rede Globo hat sich besonders auf die Telenovelas spezialisiert, die gegenwärtig in mehr als dreissig Länder verkauft werden. Darunter sind Machwerke der unterschiedlichsten Genres: Komödien, Romanzen, aktuell oder aus vergangenen Epochen, an Schauplätzen wie Rio de Janeiro, São Paulo, manchmal auch in anderen Ländern, an der Küste, auf dem Land und in sämtlichen Bundesstaaten Brasiliens.

Es existieren bestimmte Zweifel unter den diversen Kritikern und Spezialisten, ob denn jene Seifenopern tatsächlich meinungsbildend seien, ob sie Sitten und Gebräuche der brasilianischen Gesellschaft verändern können und diese Gesellschaft überhaupt richtig darstellen. Einige meinen, das sei strikt unmöglich angesichts der ungeheuren geografischen Ausmasse und er grossen kulturellen Vielfalt unseres Landes.

Auf der anderen Seite produzieren die Novelas des Globo in Brasilien, wie auch die Telenovelas in Mexiko und TV-Serien in Amerika eine wirtschaftlich phänomenale ”Massifikation“: Man muss sich nur mal auf den Markt für Kleidung oder Schuhwerk begeben – in irgendeiner Region des Landes – um überall Artikel zu entdecken, die synchron mit dem Stoff fabriziert werden, der über die Mattscheiben flimmert. Die Tatsache ist der Industrie seit langem bekannt, und sie nutzt dieses Potential in einem assoziierten Marketing.

Gegenwärtig steht Globo im Guinness Book mit mehr als 260 produzierten Telenovelas und vier weiteren in Produktion. Einige Kritiker bezeichnen die Telenovelas als einen der Gründe des Niedergangs des brasilianischen Kinos seit der 80er Jahre – was von anderen allerdings wieder bezweifelt wird, denn die ”Organizações Globo“ haben seit 1990 massiv in den Kino-Markt investiert, indem sie sich ihrer eigenen Infrastruktur, ihrer Erfahrung und ihrer Verträge mit Akteuren und Direktoren bedienten.

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