Sportlehrer müssen in den Schulen von Rio de Janeiro improvisieren

Zuletzt bearbeitet: 18. Mai 2014

rugby-rioIn Rio de Janeiros Westzone breiten sich die Fussballplätze aus – aber auch sie sind nur wenige öffentliche Sportplätze im Vergleich zur Grösse dieser Stadt. Schulen, unbebaute Terrains und auch die Strassen selbst bieten oft die einzigen Möglichkeiten für die sportlichen Aktivitäten von Kindern und Jugendlichen.

Die Schule Guimarães Rosa, im Stadtteil Magalhães Bastos, ist eine der im Projekt “RIO 2016“ eingebundenen Lehranstalten, mit dem neue Sportarten, wie Rugby und Badminton, in den Lehrplan für Leibeserziehung aufgenommen werden sollen. Die Schule ist ebenfalls vorgesehen für das Programm “Mais Educação“ (Mehr Erziehung) der Landesregierung, das den Schülern alternative Aktivitäten wie “Capoeira“ und “Judo“ ausserhalb der regulären Schulstunden anbietet.

Die Schuldirektorin Jorgina bestätigt, dass der Sportunterricht eine sicht- und spürbare Verbesserung im gesamten schulischen Ambiente bewirkt. “Wir wissen, dass Leibeserziehung innerhalb der Schule das gesamte Ambiente ein bisschen durcheinander bringt, wenn man noch nicht daran gewöhnt ist, aber wir beobachten auch den Unterschied, den sie bei unseren Schülern bewirkt – hinsichtlich Respekt, Disziplin, Freundschaft – sie verändert das Allgemeinverhalten. Die Schule wird lebhaft, aber in einem positiven Sinn – der Sportunterricht ist die Basis für eine gesunde Entwicklung der Schüler“.

Fernanda, 14 Jahre, mag die Unterrichtsstunden, in denen der Sport im Mittelpunkt steht. “Ich vergnüge mich, ich mache den Sport, den ich mag, ich lerne Neues und unterhalte mich auch ein bisschen“. Lucas, 12 Jahre, erwartet Verbesserungen in der Schule. “Der Sportplatz bekommt Risse – wäre gut, ihn zu restaurieren, auch die Geräte für unsere Gymnastik, und ein Dach wäre auch nicht schlecht“.

Trotz ihres Titels als Referenz-Einheit, besitzt die Schule nur einen Sportplatz ohne Dach für alle sportlichen Aktivitäten. Die Direktorin träumt von einem besser strukturierten Gelände. “Ideal wäre eine Schule mit genügend Platz, zum Beispiel auch mit einer Einrichtung, in der die Schüler ein Bad nehmen könnten“.

Obgleich die Schule an Projekten zur Intensivierung des Sports teilnimmt, gibt es für sie noch einige Hindernisse zu überwinden. Die Sportlehrer Flávio und Marcos zeigen uns Bälle, die nach kurzem Gebrauch anfangen, Luft zu verlieren – sie sind aus einem Material minderer Qualität, das sich nach wenigen Spielen auflöst. Die Zahl der Schüler in den Gruppen kann auf 40 anwachsen, und ihre Uniformen sind ebenfalls von schlechter Qualität.

“Die Shorts, welche die Mädchen nicht anziehen wollen, sehen aus wie Windeln – ich habe mal einen davon angezogen, um ein Beispiel zu geben, der Short ist an der mittleren Naht aufgeplatzt. Um die Wahrheit zu sagen, ich bekam einen Wutanfall – wie kann ich also die Mädchen zwingen, so etwas anzuziehen? Wir können nichts anderes kaufen, und ich kann darauf also nicht bestehen – andererseits verlangt die Schule, das die Schüler in adäquater Uniform erscheinen – und wir Lehrer sitzen zwischen zwei Stühlen“, berichtet Marcos.

Um der brennenden Sonne zu entgehen, erzählt der Lehrer Flávio, dass sie eine Einrichtung für einen Seilgarten improvisiert hätten. “Wir haben Seile zwischen den Bäumen gespannt und dann den Schülern die Technik beigebracht, um so unseren Sport im Schatten ausüben zu können.“

Für ihn ist die WM in Brasilien einerseits ein Grund zum Feiern – andererseits, angesichts so vieler Prioritäten in der Stadt, verliert der Event seinen Glanz. “Viel zu viel Geld wurde dafür verschwendet, und wenn man mal auf unsere Erziehung schaut, auf die Gesundheit, die Hospitäler ohne Platz für die vielen Patienten, dann kommen einem die Tränen. Das Geld, das man in diese Prioritäten hätte investieren können, wird für den Fussball ausgegeben, um der Welt zu zeigen, dass Brasilien in der Lage ist, einen solchen Event auszurichten – nur um des Prestiges willen – aber wo dieses Geld dringend gebraucht wird, nämlich in der Infrastruktur unseres Landes, um dem brasilianischen Volk ein besseres Leben zu ermöglichen, das wird ignoriert.“

Wie das Sekretariat für Erziehung bestätigte, haben von den 1.004 staatlichen Schulen Rio de Janeiros, 369 keinen Sportplatz. Unter diesen haben 172 keine Möglichkeit, einen solchen Sportplatz einzurichten, weil sie ihnen der Platz dafür fehlt – deren Schüler betreiben ihre sportlichen Aktivitäten in Clubs und Vereinen. Die Präfektur versprach die Einrichtung von 25 neuen Sportplätzen bis zum Ende des Jahres 2014.

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Aus unserer Redaktion · Bildquelle: Rio 2016 | Alex Ferro

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