Hintergrund zur Serie „Kinderrechte im Land der Fussball-WM“

Zuletzt bearbeitet: 8. Mai 2014

einleitung_913315-pernambuco__79Im Jahr 2014 der Fussball-Weltmeisterschaft in Brasilien feiert die brasilianische Nationalelf (die “Seleção“) auch ihr einhundertjähriges Bestehen, und man erwartet, dass der Tourismus in diesem Jahr die Rekordmarge von 10 Millionen Besuchern übertreffen wird.

Auf der einen Seite tut ein zunehmender Tourismus der Wirtschaft gut, er belebt die Geschäfte und erhöht die Dienstleistungs-Nachfrage – auf der andern bringt er Probleme mit sich, wie unverschämte Preise, ungebremsten Konsum, und er trägt auch dazu bei, die Situation von Kindern und Jugendlichen durch ungesetzliche Kinderarbeit und sexuelle Ausbeutung noch zu verschlimmern.

Ohne Rücksicht auf ihre besondere Verwundbarkeit, werden Kinder in dem skrupellosen Spiel um hohe Investitionen, grandiose Sportarenen und gefeierte Starkicker ausgebeutet – indem man sie zu illegaler Kinderarbeit zwingt oder als Sexualobjekte missbraucht. Im Gegensatz zu, “Tatu-Bola“, dem Maskottchen der WM, können sie sich nicht in einen Panzer zurückziehen, um der Bedrohung zu entgehen.

Es ist wahr: Die Fussball-WM begeistert die Kinder und motiviert sie für den Sport. Aber die WM-Austragungsorte stehen immer noch vor enormen Herausforderungen hinsichtlich der Rechte ihrer Kinder, am Sport aktiv teilnehmen zu können, den Rassismus in ihren Schulen zu bekämpfen und die Rechte von Kindern zu garantieren, die auf ihren Strassen leben müssen. Stattdessen verjagt man sie unter dem Vorwand, neue Strassen anlegen zu müssen, und verweigert ihnen so das Recht eines kommunalen Zusammenlebens.

Seit März diesen Jahres bereisen Reportage-Teams der “Empresa Brasil de Comunicação (EBC)“ die zwölf brasilianischen Städte, in denen die verschiedenen Partien dieser WM stattfinden werden, um zu erfahren, wie man dort mit den Rechten der Kinder und Jugendlichen umgeht. Sie wollen wissen, was noch fehlt? Was die Gesellschaft tut, um diese Rechte zu schützen? Welches positive Vermächtnis man aus der WM für Kinder und Jugendliche herausfiltern könnte?

Noch rollt kein Ball auf dem gut gepflegten Rasen der neuen Stadien – jedoch die Beschwerden sind bereits angelaufen. In São Paulo hat die “Comissão Parlamentar de Inquérito (CPI) da Exploração Sexual Infantil” (Parlamentarischer Untersuchungsausschuss für die Sexuelle Ausbeutung von Kindern) Anzeigen erhalten, dass Kuppler Mädchen zwischen 11 und 17 Jahren an die Bauarbeiter des neuen Stadions “vermietet“ haben. Und in Cuiabá (Bundesstaat Mato Grosso) hat sich, seit Beginn der Konstruktion der “Arena Pantanal“ bis heute, die Zahl der sexuellen Ausbeutung von Kindern verdreifacht.

Zur Umkehrung dieser Realität versuchen kommunale Initiativen und nicht staatliche Organisationen (NGOs) die Praxis physischer Aktivität zu inzentiveren, und sie sehen in den grossen Events eine Gelegenheit, den Sport zu promovieren.

“Wir haben nicht nur die WM bekommen, sondern zwei Jahre später auch die Olympiade, ideale Höhepunkte, um den Sport zu promovieren, sportliches Bewusstsein einzupflanzen und die Jugend zu mobilisieren, um mit ihr eine Verbesserung der öffentlichen Sportpolitik in Brasilien zu erreichen“, hebt die Assessorin für öffentliche Politik der NGO Atletas pelo Brasil, hervor.

Die Arbeit der Schutzorganisationen jedoch, kann mit der rapiden Entwicklung der Ausbeuterorganisationen nicht Schritt halten. Ausserdem werden die meisten Fälle sowieso nicht zur Anzeige gebracht, was eine kontinuierliche Verfolgung durch die Autoritäten erschwert. Eine weitere Bremse ist die familiäre Situation völliger Verarmung.

“Die Bekämpfung der sexuellen Ausbeutung Minderjähriger ist keine leichte Aufgabe. Das Opfer fühlt sich nicht als Opfer, die Familien ergänzen ihren schmalen Lebensunterhalt mit den Einkünften jener sexuellen Ausbeutung ihrer Kinder. Und wenn man dann einen Hinweis bekommt, dass diese oder jene Jugendliche Opfer sexueller Ausbeutung sei, und man stellt das Mädchen zur Rede – man spricht auch mit den Eltern – dann antworten sie mit “Nein“, sagt die Delegierte der “Combate à Exploração da Criança e do Adolescente“ von Fortaleza (Bundesstaat Ceará.

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Aus unserer Redaktion · Bildquelle: Antonio Cruz | AgenciaBrasil

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