Olympia Nachrichten – Brasilien dominiert Beachvolleyball

Peking, 20. August 2008
Haben Sie sich vom gestrigen Debakel der brasilianischen Fussball-Olympiaauswahl der Männer gegen Argentinien erholt? Der südliche Nachbar Brasiliens zumindest feiert die Gaúchos euphorisch und der Druck auf Trainer Carlos Dunga wird dadurch nicht geringer. Da half auch nichts, dass er auf einer Pressekonferenz Schadensbegrenzung versuchte. “Wir haben sie bei der Copa America geschlagen, jetzt haben wir halt mal verloren“ erklärte der Weltmeister von 1994.

Wie es mit seinem Traineramt aussieht, so die Experten und Kommentatoren, hängt nun von den nächsten Spielen ab. Wenn die Seleção kein Bronze gewinnt, ist er mit Sicherheit direkt weg vom Fenster. Und in ein paar Wochen geht es auch schon wieder mit der WM-Qualifikation weiter. Dort müssen ebenfalls dringend Erfolge her.

Erfolg haben zumindest die Athleten in einer anderen Ballsportart. Im Beachvolleyball der Männer kam es heute zum rein brasilianischen Halbfinale. Und nachdem der Verlierer um Bronze spielen muss, kommt es dort erneut zu einem Match zwischen gebürtigen Brasilianern. 6 Brasilianer und 2 US-Athleten unter den letzten 8. Sie sind verwirrt? Am Ende der Sendung kläre ich es auf.

Aber nun erst einmal Meldungen und Ergebnisse anderer Sportarten mit brasilianischer Beteiligung im Überblick.

Heute gab es nur eine einzige Medaillenentscheidung mit brasilianischer Beteiligung. Und zwar der Schwimmmarathon über 10km der Frauen. Zwei Brasilianerinnen waren am Start, Poliana Okimoto und Ana Cunha. Im olympischen Park, wo auch die Ruderwettkämpfe stattfinden, zogen sie gemeinsam im Pulk mit vielen anderen Athletinnen ihre Runden, hielten sich tapfer und schwammen kilometerlang Seite an Seite gemeinsam mit der Russin Larisa Ilchenko direkt hinter zwei Engländerinnen her. Brasilien war erneut in Medaillenhoffnung und verfolgte gegen Mitternacht Ortszeit mit Spannung des Finish nach gut 2 Stunden Wassermarathon.

Doch auf den letzten Metern verliessen das brasilianische Duo die Kräfte. Ilchenko hatte die besten Reserven und gewann am Ende in 1:59,27.7 Stunden vor den Britinnen Kerri-Anne Payne und Cassandra Patten. Ana Cunha landete mit 9,1 Sekunden Rückstand auf Rang 5, Poliana Okimoto belegte von 24 gestarteten Schwimmerinnen Rang 7 mit 9,7 Sekunden Rückstand. Der Wettkampf wurde übrigens erstmalig bei Olympia ausgetragen.

Eine Anmerkung muss ich zu dem Wettkampf noch machen. An der Prüfung nahm auch die südafrikanische Schwimmerin Natalie du Toit teil, die bei einem Motorradunfall ihr linkes Bein verlor. Bei den Paralympics vor 4 Jahren in Athen war sich bereits extrem erfolgreich und will auch in den kommenden Wochen bei den Wettkämpfen in China wieder auf Medaillenjagd gehen. Dort darf sie allerdings, im Gegensatz zur Olympiade, wo dies laut Wettkampfregeln verboten ist, eine Prothese verwenden. So startete sie mit ihrem Handicap – man sollte dabei auch nicht vergessen, dass sie sich auf gleiche Art und Weise für die Teilnahme qualifiziert hatte – und kam am Ende als 16. mit nur 1:22,2 Minuten Rückstand ins Ziel. Eine fantastische Leistung.

Und wo wir bereits im Wasser sind, direkt zum Segeln. Robert Scheidt und Bruno Prada haben sich in der Star-Klasse weiter vorgearbeitet. Dreimal wurden sie heute in der 8., 9. und 10. Regatta Dritte und liegen auch in der Gesamtwertung mittlerweile auf Rang 3. Im abschliessenden “Gold Race“ am morgigen Donnerstag können sie aus eigener Kraft die Bronzemedaille gewinnen, für Silber oder Gold sind sie auf schlechte Platzierungen der vor ihnen liegenden Schweden und Engländer angewiesen. Aber mit einer eigenen schlechten Platzierung kann der Traum vom olympischen Edelmetall auch ganz schnell wieder zu Ende sein. Denn hinter dem brasilianischen Duo lauern die Franzosen, die nur 2 Plätze Vorsprung benötigen, um selbst Bronze einzuheimsen.

Beim Windsurfen der Männer fand das Abschlussrennen bereits heute statt. In der RS:X-Klasse konnte sich Ricardo Winick, genannt Bimba,  nicht mehr verbessern und beendete seine Olympiateilnahme auf Rang 5.

Ausgeschieden im Kanu C1 Halbfinale über 1.000m ist Nivalter Santos. Der 21-jährige kam mit 4:12,556 Minuten als 7. ins Ziel konnte sich nicht für den Finallauf qualifizieren. Morgen hat er diese Chance jedoch noch über 500m, wo er ebenfalls am Halbfinale teilnimmt.

Noch eine Meldung aus dem Wasserwürfel. Juliana Veloso ist beim Turmspringen vom 10m-Brett als 23. in der Gesamtwertung bereits in der Vorrunde ausgeschieden. Die 27-jährige beendete den Wettbewerb in Athen vor 4 Jahren auf Rang 16.

Blicken wir nun jedoch ins “Vogelnest in Peking“ zu den Wettkämpfen in der Leichtathletik: Fabiano Peçanha hat sich knapp für das Halbfinale über 800m der Männer qualifiziert. Mit seiner Zeit von 1:46,54 Minuten kam er in seinem Vorlauf als 4. in Ziel, zog jedoch als einer der acht Schnellsten indirekt in die nächste Runde ein. Der Sieger und Zweitplazierte eines jeden Vorlaufs waren direkt qualifiziert.

Für seinen ebenfalls über 800m gestarteten Teamkollegen Davide Kleberson erfüllte sich der Traum eines weiteren Olympiaauftritts nicht. Mit 1:48,53 Sekunden wurde er in seinem Vorlauf 5. und liegt in der Gesamtwertung auf Rang 45.

Bis spät in die Nacht kämpfte Stabhochspringer Fabio Gomes da Silva um den Einzug ins Finale. Der 25-jährige mit der persönlichen Bestleistung von 5,77m übersprang zuerst 5,45m im zweiten Versuch, scheiterte danach jedoch an 5,55m. Damit blieb er wie Fabiana Murer bei den Frauen am Montag unter den Erwartungen und schied frühzeitig aus.

teakwondo1Heute begannen auch die Wettkämpfe im Teakwando. In der Gewichtsklasse bis 58 Kilogramm der Männer konnte sich Márcio Wenceslau Ferreira zuerst gegen Reza Naderian aus dem Iran mit 2:1 durchsetzen, scheiterte jedoch im Viertelfinale gegen den zweifachen Weltmeister Juan Antonio Ramos aus Spanien in der Verlängerung. Nach der regulären Zeit hatte es 2:2 unentschieden gestanden, der nächste Punkt brachte dann automatisch die Entscheidung. Der 28-jährige wurde bei den Weltmeisterschaften in Peking im vergangenen Jahr Neunter.

Die brasilianischen Volleyballer haben wie die Frauenmannschaft das Halbfinale erreicht. Gastgeber China hatte bei dem klaren Sieg mit 3:0 Sätzen (25:17, 25:15, 25:16) nicht den Hauch einer Chance. Brasilien trifft nun auf Italien, die 5 Sätze und die doppelte Zeit benötigten, Polen aus dem Turnier zu baggern und zu blocken. Das zweite Halbfinale bestreiten Russland und die USA.

Und nun wie versprochen zur Verwirrung im Beachvolleyball der Männer. Im ersten Halbfinale des Tages verloren Jorge Terceiro und Renato Gomes mit 11:21 und 13:21 gegen Philip Dalhausser und Todd Rogers. Im anderen Halbfinale gewannen Márcio Araújo und Fábio Luiz überraschend mit 22:20 und 21:18 gegen Ricardo und Emanuel. Letztere sind amtierende Olympiasieger.

Nun treffen also im Finale Márcio Araújo und Fábio Luiz auf Philip Dalhausser und Todd Rodgers. Oder anders ausgedrückt: Brasilien trifft auf die USA. Und im Spiel um Platz 3 kämpfen Jorge Terceiro und Renato Gomes gegen die Olympiasieger von Athen Ricardo und Emanuel. Diese Partie fand übrigens bereits am Montag vergangener Woche in der Vorrunde schon einmal statt – Ricardo und Emanuel konnten die Partie Brasilien gegen Brasilien – Entschuldigung – gegen Georgien klar in zwei Sätzen für sich entscheiden.   

Denn Geor und Gia, wie Jorge Terceiro und Renato Gomes auf dem Feld genannt werden, starten zwar für Georgien, geboren sind sie aber in Brasilien. Damit sind 6 Brasilianer unter den letzten 8 im olympischen Beachvolleyballturnier. Stellt sich die Frage, warum Geor und Gia nicht für Brasilien starten. Die Antwort ist ganz logisch. In Brasilien ist die Konkurrenz so dermassen gross, dass sie es sehr schwer hätten, sich für grosse internationale Turniere zu qualifizieren und natürlich auch gefördert zu werden. Durch die Einbürgung in das Land im Kaukasus können sie ihrem Sport nachgehen und auch auf internationaler Bühne Erfahrung sammeln. Wie z.B. jetzt bei der Olympiade, wo sie bis ins kleine Finale vorgedrungen sind. Für die Männer im Beachvolleyball steht also fest: Brasilien gewinnt durch Brasilianer mindestens Silber. Und Bronze geht auch an Brasilianer – nur das Land steht noch nicht fest.

Bei den Frauen im Beachvolleyball gibt übrigens ebenfalls ein brasilianisches Duo, welches für Georgien startete: Cristine Santanna und Andrezza Chagas, die jedoch bereits nach der Vorrunde ausschieden. Dabei kam es auch zu einer rein brasilianischen Partie gegen Larissa und Ana Paula, welches das für Brasilien startende Duo in 2:1 Sätzen für sich entschied.

Noch eine kurze Vorschau auf den Donnerstag. Bereits morgens um 9.00 Uhr Ortszeit findet das Spiel um Bronze von Talita und Renata gegen ihre chinesischen Konkurrentinnen um die Bronzemedaille im Beachvolleyball statt. Robert Scheidt und Bruno Prada kämpfen um 13 Uhr Ortszeit um Bronze im Segeln und um 20 Uhr Ortszeit findet das Halbfinale im Volleyball der Frauen zwischen Brasilien und China statt. Höhepunkt des Tages ist natürlich das um 21 Uhr Ortszeit beginnende Endspiel im Frauenfussball. Die “Seleção feminina“ kämpft gegen die USA um Gold. Mindestens drei Medaillen könnten also morgen für Brasilien herausspringen – allerdings ist bislang nur Silber im Fussball sicher.   

Dietmar Lang für BrasilienPortal
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