Elfmeterschiessen gegen Chile: Brasilien zittert sich ins Viertelfinale

sbchile_jb_28JUN14_1157Brasilien hat das Viertelfinale der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 erreicht. Die Seleção zitterte sich in einem packenden Elfmeterkrimi gegen Uruguay zum 3:2 – Erfolg und trifft nun im Viertelfinale auf Kolumbien. Die Cafeteiros hatten im ihrem Achtelfinale Uruguay ohne Mühe in der regulären Spielzeit mit 2:0 bezwungen.

Brasilien hingegen durfte auch nach 120 Minuten noch nicht jubeln. Noch immer stand es 1:1 Unentschieden, seit der 32. Minute hatten beide Teams erbittert um den Siegtreffer gekämpft. Felipe hatte vor dem Spiel die Stammelf nur an einer Position verändert: statt des zuletzt schwächelnden Paulinho stand von Beginn an Fernandinho auf dem Platz. Ansonsten konnte er aus dem vollen schöpfen. Luiz Gustavo vom VfL Wolfsburg stand ebenfalls wieder in der Startelf, Bayern-Star Dante sass wie gewohnt auf der Bank und kam auch nicht zum Einsatz.

Bis zuletzt herrschte Unklarheit, ob David Luiz würde spielen können, zuletzt war er sogar beim Training geschont worden. Doch gerade er bereitete den letztendlichen Sieg vor. Eine Ecke des erneut starken Neymar verlängerte Kapitän Thiago Silva in der 18. Minute mit dem Kopf, Luiz stand vor dem langen Eck genau richtig und drückte den Ball mit dem Knie zum bejubelten 1:0 ins Netz. Doch die Führung sollte nicht lange anhalten. Nach einem fehlerhaften Pass von Marcelo inmitten des Strafraums schnappte sich der Chilene Alexis Sanchez in der 32. Minute das Leder und fackelte nicht lange. Unhaltbar für den brasilianischen Keeper Julio Cesar zirkelte der Angreifer vom FC Barcelona aus halbrechter Position den Ball zum Ausgleich ins linke untere Eck. Die brasilianische Abwehr machte dabei überhaupt keine gute Figur.

Auch wenn Brasilien nach dem Gegentreffer den Druck erhöhte und zu zahlreichen Chancen kam, ein weiterer Treffer wollte einfach nicht fallen. Schuld daran hatte auch der englische Unparteiische Howard Webb, der bereits vor vier Jahren in Südafrika das Achtelfinale zwischen Brasilien und Chile geleitet hatte. Als der erneut starke Hulk in der 54. Minute einen langen Ball nach Annahme mit der Schulter im generischen Strafraum über die Linie drückte, entschied Webb auf Handspiel und verpasste dem Stürmer von Zenit St. Petersburg dafür auch gleich noch die gelbe Karte. Eine grenzwertige Entscheidung, die wohl auch zeigen sollte, das der Gastgeber keineswegs bevorteilt wird und im Zweifel nicht für sondern eher gegen ihn entschieden wird.

Im weiteren Spielverlauf, in dem Chile immer stärker zu werden schien, kam in der zweiten Halbzeit zunächst Jô für Fred, später noch Ramires für Fernandinho. Das Spiel drehte sich erneut, Brasilien bestimmte wieder den Rhythmus und kam zu zahlreichen Chancen. Aber stets scheiterten die Kanariengelben an Chiles Schlussmann Claudio Bravo, der damit indirekt die Verlängerung erzwang. Nun ging es erstmalig bei der WM um “Alles oder Nichts”. Die Zweikämpfe im Mittelfeld wurden immer härter und auch wenn bei der Seleção ein leichtes Übergewicht bestand, die ganz großen Torchancen waren Mangelware.

Mit der zweiten Halbzeit der Verlängerung brachte Scolari mit Willian für Oscar eine letzte Offensivkraft. Während Chile immer stärker blockte und sich bereits auf das Elfmeterschiessen einstellte, wollte der fünffache Weltmeister auch weiterhin nach 120 Minuten als Sieger vom Platz gehen. In der mehr als turbulenten Schlussphase versuchte sich Hulk zunächst per Fernschuss hoch über das Tor. Nur Sekunden danach traf Pinilla nach einem Konter auf der anderen Seite die Querlatte. Ramires machte es ihm kurz im letzten Angriff nach und liess bei seinem Schuss aus 20 Metern den Ball nochmals den Außenpfosten streifen.

Beim Penaltyschiessen versagten dann bei einigen die Nerven. David Luiz verwandelte zunächst zum 1:0, Pinilla im Anschluss direkt an Julio Cescar. Willian schoss am Tor vorbei und bot Chile erneut die Chance zum Ausgleich, doch Cesar hielt auch den Schuss von Alexis Sanchez. Nun erhöhte Marcelo endlich zum 2:0, doch Aránguiz verkürzte sicher zum 2:1. Hulk scheiterte einmal mehr an Bravo, Marcelo Díaz konnte im Anschluss sogar den 2:2 Ausgleich herstellen und die Spannung nochmals steigern. Superstar Neymar verwandelte den letzten Elfmeter dann jedoch sicher zu erneuten Führung von 3:2, bevor Gonzalo Jara patzte. Sei Ball prallte vom Innenpfosten entlang der Torlinie zurück ins Feld und sicherte damit Brasilien den Einzug ins Viertelfinale.

Matchdaten:
BRASILIEN 3 x 2 i.E. CHILE
Julio Cesar; Daniel Alves, Thiago Silva, David Luiz, Marcelo; Luiz Gustavo, Fernandinho (Ramires), Oscar (Willian); Neymar, Hulk, Fred (Jô). Claudio Bravo, Eugenio Mena, Mauricio Isla, Francisco Silva, Alexis Sanchez, Arturo Vidal (Mauricio Pinilla), Eduardo Vargas (Felipe Gutiérrez), Gary Medel (José Rojas), Gonzalo Jara, Charles Aranguiz, Marcelo Diaz.
Trainer: Luiz Felipe Scolari Trainer: Jorge Sampaoli
Tore: 1:0 David Luiz (19.); 1:1 Alexis Sanchez (32.)
Elfmeterschiessen: 1:0 David Luiz, César hält gegen Pinilla, Willian schießt neben das Tor, César hält gegen Sánchez, 2:0 Marcelo, 2:1 Aránguiz, Bravo hält gegen Hulk, 2:2 Díaz, 3:2 Neymar, Jara trifft den Pfosten
gelbe Karten: Hulk, Luiz Gustavo, Jô, Daniel Alves (Brasilien); Eugenio Mena, Francisco Silva, Mauricio Pinilla (Chile);
rote Karten: keine
Stadion: Estádio Mineirão, Belo Horizonte
Schiedsrichter: Howard Webb (England)
Zuschauer: 58.170
Datum: 28.06.2014
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AutorIn: Dietmar Lang · Bildquelle: Jefferson Bernardes/ Vipcomm

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