Enttäuschendes 0:0 gegen Portugal sichert Brasiliens Gruppensieg

Mit einem enttäuschenden 0:0 gegen Portugal hat sich Brasilien am Freitag den Sieg in der Gruppe G gesichert. Die Seleção bot glanzlosen Fussball und schien am Ende mit dem Ergebnis sogar zufrieden. 7 Punkte und 5:2 Tore zeigt die Bilanz des fünffachen Weltmeisters nach der Vorrunde. Brasilien trifft nun im Achtelfinale am Montag auf Chile.

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Weltweit hatten sich Fussballfans bereits bei der Auslosung der Gruppenphase auf diese Begegnung gefreut. Portugal gegen Brasilien in Durban sollte das Topspiel der Vorrunde der Fussball-Weltmeisterschaft 2010 werden. Durch die Beteiligung der Elfenbeinküste und trotz des Aussenseiters Nordkorea wurde schon schnell von der sogenannten Todesgruppe G gesprochen. Doch die Spannung war bereits nach zwei Vorrundenspielen raus. Brasilien hatte sich mit einem 2:1 über Nordkorea und einem 3:1 über die Elfenbeinküste vorzeitig für das Achtelfinale qualifiziert, Portugal lag nach dem Torreigen gegen Nordkorea (7:0) faktisch uneinholbar auf Rang 2. Beide Mannschaften konnten gewinnen oder verlieren, lediglich die Platzierung hätte sich maximal umgedreht. Und das Unentschieden beliess einfach alles beim Alten, unabhängig von der parallel ausgetragenen Partie zwischen der Elfenbeinküste und Nordkorea. Der klare 3:0 Sieg der Afrikaner über die Asiaten war dann auch tatsächlich am Ende Makulatur.

Was die rund 63.000 Zuschauern im Moses Mabhida – Stadion zu sehen bekamen, hatte aber rein gar nichts mit Zauberfussball zu tun. Portugal stellte sich extrem defensiv ein und blockte von Beginn an alle brasilianischen Angriffsbemühungen durch eine 5er-Reihe im Mittelfeld ab. Erinnerungen an Brasilien gegen Nordkorea wurden wach. Auch diesmal schien die Seleção am Abwehrbollwerk ihres Gegners zu verzweifeln und verlegte sich mit zunehmender Spieldauer auf Distanzschüsse. Im Mittelfeld agierte Julio Baptista nach seinen Möglichkeiten, konnte aber die Lücke des aufgrund einer Gelb-Rot-Sperre pausierenden Kaká nicht füllen. Vielmehr brachte er nicht mehr zutage wie der enttäuschende Kaká im ersten Gruppenspiel. Daneben fehlte Elano (Schienbeinprellung) und auch hier konnte sein Substitut Daniel Alves keine erfrischenden Akzente setzen. Und letztlich klagte Robinho über Muskelschmerzen und liess sich durch Nilmar ersetzen, der wie auch Luis Fabiano das ganze Spiel über fast vergeblich auf vernünftige Vorlagen wartete.

Eine bescheidene Figur machte am Freitag auch der linke Aussenverteidiger Michel Bastos. Er war weit von seiner Topform entfernt und fiel mehr durch Fehlpässe und Ballverluste auf als durch zündende Ideen. Diese waren wenigsten Maicon vorbehalten, der erneut eine glänzende Partie spielte, jedoch alleine gegen die portugiesische Abwehr kaum etwas ausrichten konnte. Letztendlich war allerdings er es, der in den ersten 45 Minuten durch zwei schnelle Vorstösse zwei gute Möglichkeiten herausarbeitete, bei denen den beiden Stürmer am Ende jedoch das letzte Quentchen Glück fehlte. Zunächst hämmerte Nilmar aus spitzen Winkel eine Maicon-Flanke auf den portugiesischen Keeper Eduardo, der den Ball jedoch reflexartig noch zum Pfosten umlenken konnte, kurz darauf setzte Luis Fabiano einen Kopfball nach ähnlicher Vorlage knapp neben den Kasten.

Das sollten dann auch schon die grossen Möglichkeiten der ersten Halbzeit gewesen sein, bei der Brasilien allerdings die spielbestimmende Mannschaft war und den Ball lange in den eigenen Reihen halten konnte. Nachdem die Seleção bereits ersatzgeschwächt in das 19. Aufeinandertreffen mit Portugal (12 Siege, 2 Unentschieden, 4 Niederlagen) gegangen war, ereilte den fünffachen Weltmeister kurz vor dem Pausenpfiff ein weiteres Verletzungspech. Felipe Melo, der ein gute Partie gespielt hatte, klagte über Schmerzen im Fussgelenk und wurde von Trainer Dunga durch den Wolfsburger Josué ersetzt. Auch nach dem Spiel war noch nicht klar, ob der Profi von Juventus Turin am Montag gegen Chile auflaufen kann.

Zu Beginn der 2. Halbzeit wurde Portugal stärker und lockerte ein wenig die Defensive auf. Die einzige Sturmspitze Cristiano Ronaldo jeodoch scheiterte wiederholt am Abwehrduo Lúcio und Juan. Auf dem Höhepunkt des kurzen Schlagabtauschs Mitte der zweiten 45 Minuten musste sich zudem Brasiliens Keeper Julio César das ein ums andere Mal mächtig strecken, um sein Team vor einem Rückstand zu bewahren. Meist war Lúcio zuvor wieder zu einem „Ausflug“ in die gegnerische Hälfte aufgebrochen und schwächte damit die eigene Verteidigung. Da die Bemühungen nicht von Erfolg gekrönt waren, schaltete die Seleção nun auf Sparflamme und tat nur noch das Nötigste, sehr zur Unlust der Zuschauer.

Damit war nun Trainer Dunga überhaupt nicht einverstanden und zeterte wie wild am Spielfeldrand. Er war keineswegs zufrieden mit der Zurückhaltung der Seleção gegen einen Gegner, den man im November 2008 noch mit 6:2 niedergeschossen hatte. Er brachte daher in der Schlussphase Ramires für den völlig erschöpften und mittlerweile überforderten Julio Baptista sowie den Wolfsburger Grafite für den erneut glücklosen Luis Fabiano. Alleinig Ramires sorgte Sekunden vor Schluss noch einmal für Aufregung, als einer seiner gefährlichen Distanzschüsse von einem portugiesischen Abwehrspieler abgefälscht wurde. Torhüter Eduardo, der trotz dem langweiligen Spielverlaufs noch hellwach war, sprach zunächst ins Leere, erreichte den Jubulani jedoch im Flug noch mit der nach oben ausgestreckten Hand und lenkte ihn aus der Gefahrenzone.

Drei erwähnenswerte Torchancen nach 90 Minuten sind für einen Rekordweltmeister auf der Jagd nach dem 6. Titelgewinn selbst in einem nicht wirklich wichtigen Gruppenspiel zu wenig. Nun steht nach nur zwei Tagen Pause bereits das Achtelfinale auf dem Programm, hier heisst es Sieg oder Niederlage. Robinho wird dann genauso wie Kaká wieder mit dabei sein, auch bei Elano stehen die Chancen gut. Und mit Chile trifft man auf einen einschätzbaren Gegner. In 65 Begegnungen ging die Seleção 46 mal als Sieger vom Platz und kassierte nur sieben Niederlagen. Die Bilanz in der Ära Dunga (seit 2006) spricht mit fünf Siegen in fünf Spielen und 20:3 Toren ebenfalls für sich.

Spiel: Brasilien – Portugal 0:0 (0:0)
Stadium: Moses Mabhida, Durban. – 63’000 Zuschauer.
Schiedsrichter: Benito Archundia (MEX)
Tore: Fehlanzeige

Aufstellung Brasilien: Júlio César; Maicon, Lúcio, Juan e Michel Bastos; Gilberto Silva, Felipe Melo (Josué); Daniel Alves, Júlio Baptista, (Ramires) Nilmar; Luís Fabiano (Grafite)
Trainer: Carlos Dunga

Aufstellung Portugal: Eduardo; Ricardo Costa, Ricardo Carvalho, Bruno Alves, Coentrão; Pepe (Pedro Mendes), Raul Meireles, (Miguel Veloso) Tiago; Danny, Cristiano Ronaldo, Duda (Simão)
Trainer: Carlos Queiroz

Bemerkungen: Portugal ohne Deco (verletzt). Brasilien ohne Kaká (gesperrt) und Elano (verletzt).
Verwarnungen: 15. Luis Fabiano (Foul). 24. Juan (Hands). 24. Duda (reklamieren). 31. Tiago (Schwalbe). 40. Pepe (Foul). 43. Felipe Melo (Foul). 45. Fabio Coentrao (Foul).
Ballbesitz: Brasilien 60%, Portugal 40%
Schüsse: Brasilien (19), Portugal (13)
Ecken: Brasilien (7), Portugal (4)

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AutorIn: Dietmar Lang · Bildquelle: CBF

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