WM-Test mit Schwächen: Brasilien schlägt Simbabwe mit 3:0

kaka simbabweDie brasilianische Fussball-Nationalmannschaft hat beim vorletzten Test vor der Fussball-WM in Südafrika (11. Juni bis 11. Juli) die Auswahl Simbabwes am Mittwoch mit 3:0 (2:0) klar bezwungen. Den Erfolg stellten Michel Bastos (40.), Robinho (43.) sowie Elano (55.) sicher.

Das Endergebnis täuscht jedoch über den tatsächlichen Spielverlauf hinweg. Brasilien startete gegen den als Nr. 113 in der FIFA-Weltrangliste deutlich schwächeren Gegner unkonzentriert und planlos. Im Mittelfeld häuften sich daher zu Beginn die Fehlpässe, was die engagierten Afrikaner für Konter nutzen wollten. Auch zeigten sich deutliche spielerische Schwächen bei den fünffachen Weltmeistern, die sich in der ersten halben Stunden im mit 60.000 begeisterten Zuschauern vollbesetzten Nationalstadion in Harare extrem schwer taten. Erst im letzten Drittel der ersten Halbzeit besannen sich die Weltranglistenersten auf ihre statistische Überlegenheit. Erste grosse Chance hatte dabei Robinho mit einem Fernschuss, den der Keeper Simbabwes nur mit Mühe abprallen lassen konnte (24.). Kurz darauf hatte auch Luis Fabiano den Führungstreffer nach einem Steilpass von Kaká auf dem Fuss, doch ein Abwehrspieler konnte geschickt den Winkel verkürzen, der Ball flog am Tor vorbei.

In der 25. Minute liess sich zudem Torhüter Julio César auswechseln, bei einem Zusammenstoss hatte er sich leicht verletzt und klagte über Schmerzen. Nach dem Spiel kam erst die Entwarnung. César ginge es gut, meldete seine Frau via Twitter. Auch die Ärzte des CBF erklärten anschliessend, dass der Einsatz des frisch gebackenen Champions League Gewinners für die WM keineswegs gefährdet sei. Den Rest des Spieles bewahrte Gomes das brasilianische Tor von den Angriffen des Gegners.

Das Brasilien jede Menge erfahren Spezialisten hat, die besonders in Standardsituationen ihre Klasse beweisen, zeigte sich in der 40. Minute. Bei einem Freistoss aus gut 23 Metern katapultierte Neuling Michel Bastos den WM-Ball Jabulani mit gigantischen 139 km/h direkt ins Netz und liess Keeper Sibanda nicht den Hauch einer Chance. Sein erstes Tor im Nationaldress widmete der Profi von französischen Erstligisten Lyon seinem Vater und seiner Frau. „Das Gefühl war unbeschreiblich. Für mich hat die Weltmeisterschaft heute begonnen. Ich wollte der ganzen Welt zeigen wie ich Fussball spiele, weil mich nicht alle kennen“ so der 27-jährige nach seinem 4. Länderspiel.

Nur drei Minuten später zeigte die Seleção eine ihrer weiteren Stärken: den Konter. Maicon gelang nach einigen unansehnlichen Fehlpässen endlich ein gutes Zuspiel zu Robinho. Der Ball flog über den Kopf eines gegnerischen Abwehrspielers und der Torschützenkönig der Copa Ámerica 2007 drosch den Ball zum 2:0 ebenfalls unhaltbar in der 43. Minute ins Netz.

In der zweiten Halbzeit war das Spannenste mit Sicherheit die zahreichen Auswechselungen. Schon zum Seitenwechsel hatte Trainer Dunga Kapitän Lúcio, Maicon und Kaká herausgenommen und durch Luisão, Daniel Alves und Julio Baptista ersetzt. Später kamen noch Nilmar für Robinho und Grafite für Luis Fabiano aufs Feld. Danach wurde das Spiel weitaus ruhiger, langsamer und vor allem langweiliger. Einziger Höhepunkt war ein schön herausgespielter Angriff in der 55. Minute, bei dem Julio Baptista mit einem Hackentrick den Ball zu Daniel Alves spielte, der am Fünfmeterraum dann Auge in Auge mit Sibanda stand. Alves versuchte es jedoch nicht selbst und gab zu dem völlig freistehenden Elano ab, der den Ball nur noch zum 3:0 Endstand über die Linie bugsieren musste.

Drei Tore und viele Fragen hinterliess die Partie, welche auch der im Ausland weitestgehend geächtete Diktator Robert Mugabe im Stadion mitverfolgte. Sind die Profis der Seleção wirklich alle fit für die kommenden Wochen? Kaká zeigte noch deutliche Schwächen, Luis Fabiano klagte nach dem Spiel über „schwere Beine“ und viele andere Spieler in den blau-weissen Auswärtstrikots schienen weit von ihrer Bestform entfernt. Trainer Dunga, selbst Weltmeister von 1994, hat noch einiges vor sich, um in den kommenden knapp zwei Wochen bis zum ersten Gruppenspiel aus den Weltklassefussballern ihrer jeweiligen Klubs ein brasilianisches Team zu bilden. Eine eingespielte Mannschaft, welche an die Erfolge der Seleção vergangenener Tage anknüpfen kann und nicht so endet, wie Ronaldo, Ronaldinho oder Roberto Carlos vor vier Jahren in Deutschland.

Mannschaftsaufstellung Brasilien: Julio Cesar (Gomes); Maicon (Daniel Alves), Lúcio (Luisão), Thiago Silva und Michel Bastos; Gilberto Silva, Felipe Melo, Elano und Kaká (Júlio Baptista); Robinho (Nilmar) und Luís Fabiano (Grafite).

Mannschaftsaufstellung Simbabwe:: Sibanda; Mapenba, Markonese (Sweswe), Mwanjali und Jambo (Prince Nyoni); Nengomasha, Karuru (Alumenda) und Antipas (Mushekwi); Benjani, Knowledge und Owidy (Nkatha).

Tore: Michel Bastos (40.), Robinho (43.), Elano (55.)

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AutorIn: Dietmar Lang

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