Beija-Flor de Nilópolis ehrt Marquês de Sapucaí

Mit viel Luxus und barockem Überfluss hat die Sambaschule Beija-Flor das Leben und Wirken des Marquês de Sapucaí im Sambódromo Rio de Janeiros präsentiert. Nach dem Marquis ist die berühmte Avenida benannt. Nebenbei hat der Vorjahressieger der Sambaparaden der Elitegruppe noch das 40. Jubiläum der Karriere seines Interpreten Neguinho da Beija-Flor gefeiert.

Als dritte Sambaschule hat Beija-Flor de Nilópolis die Avenida Marquês de Sapucaí betreten und dabei das Leben des Politikers, Poeten, Komponist und Lehrers zur Kaiserzeit Brasiliens porträtiert, des Cândido José de Araújo Viana, der als Marquês de Sapucaí bekannt ist.

Verantwortlich zeichnen für die Darbietung die Karnevalesken Sérgio, Laíla, Victor Santos, André Cezari, Claudio Russo, Ubiratan Silva sowie die Forscherin Bianca Behrends, die in die Geschichte des Herzogs und des brasilianischen Bundesstaates Minas Gerais eingetaucht ist, dem Geburtsstaat des Marquis.

Um dem Anspruch der Perfektion gerecht zu werden, ist sogar eine Drohne eingesetzt worden, mit deren Hilfe mögliche Fehler entdeckt und schnell beglichen werden sollten. Sie überwachte 3.700 Komponenten, 40 alas (Themengruppen), sieben allegorische Wagen und einen Dreifuß-Wagen.

Neben viel Gold hat Beija-Flor ebenso mit berühmten Namen aufgewartet. Als “Madrinha“ (Patin) hat beispielsweise die Schauspielerin Claúdia Raia fungiert, die seit 30 Jahren der Sambaschule verbunden ist. Auf eine 25-jährige Karriere bei Beija-Flor kann das erste Paar, der “Mestre-sala“ und “Porta-bandeira“ zurückblicken, Claudinho und Selminha Sorriso.

Mit einem beeindruckenden Schauspiel hat die Frontkommission den Reigen eröffnet. Sklaven haben zunächst einen mit dem aus den Minen stammenden Gold beladenen Ochsenkarren gezogen. Als die Tänzer den Ochsenwagen anheben, wird daraus jedoch eine Kirche, die sich öffnet und die Weltkarte frei gibt.

Auf dieser schreitet schließlich der Marquês de Sapucaí dahin. Nebenbei wachsen den Sklaven per Fernsteuerung Flügel, verwandeln sie sich in einen Beija-Flor, einen Kolibri, der ebenso für die Freiheit steht. Soll sich der Marquês doch für die Abschaffung des Sklaventums eingesetzt haben.

Ganz in Gold getaucht präsentierten sich der Wagen, mit dem die Themengruppen eingeleitet werden (abre-alas) und auch die Baianas. Ein anderer allegorischer Wagen war mit dutzenden Kronleuchtern ausgestattet. Er sollte die Faculdade de Direito de Coimbra darstellen, an welcher der 1793 in Minas Gerais Geborene studiert hat. Er wurde Abgeordneter, Justizminister und Finanzminister und Freund Dom Pedro II.

Neben der Politik widmete sich die historische Figur Brasiliens ebenso der Literatur. Dargestellt wurde dies mit dme allegorischen Wagen der Poesie, der das Wirken Marquês als Poet veranschaulichte. Mit Lichteffekten beeindruckte der allegorische Wagen der Musik und Literatur. Das Imperium wurde hingegen mit einem Drachenwagen dargestellt.

Auch die Reisen des gebildeten Mannes durch Brasilien wurden mit einem allegorischen Wagen präsentiert, der in grün-gelb-blau die Farben des Landes wiederspiegelte. Einige der Wagen waren mit gigantischen Puppen ausgestattet, die sich bewegten.

Die letzte Allegorie der Parade bezog sich auf die Sambaschule Beija-Flor selbst und die Avenida Maruês de Sapucaí, auf der Beija-Flor als erster Champion des Sambódromos hervorgegangen ist.

Die weiß-blaue Sambaschule vereint bereits 13 Karnealstitel auf sich. 2015 hat sie die begehrte Trophäe allerdings mit einem etwas polemischen Enredo über Äquatorialguinea, das von einer autoritären Regierung und trotz des Ölreichtums von extremer Armut gekennzeichnet ist.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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