Die Sambaschule Mangueira ehrt mit ihrer Parade die Sängerin Maria Bethânia

„Quem me chamou… Mangueira (Wer mich rief… Mangueira)
Chegou a hora, não dá mais pra segurar (Es ist Zeit, kann mich nicht mehr halten)
Quem me chamou… Chamou pra sambar (Wer mich rief… rief zum Samba)
Não mexe comigo, eu sou a menina de Oyá (Fass’ mich nicht an, ich bin das Mädchen von Oyá)
Não mexe comigo, eu sou a menina de Oyá (Fass’ mich nicht an, ich bin das Mädchen von Oyá)“

mangueiraDie Verse stammen aus dem Themen-Samba der Mangueira, für ihre Parade im Sambódromo von Rio de Janeiro – es ist die letzte Parade der “Grupo Especial“ (der Spitzengruppe) in diesem Jahr 2016. Als Mädchen von Oyá* (siehe Erklärung am Ende dieses Berichts) wird in diesem Fall die in ganz Brasilien, und auch in vielen anderen Ländern bekannte bahianische Sängerin Maria Bethânia, geehrt, die sich darüber auch sehr gefreut hat. Allerdings fand sie die Ehre, mit der Tochter einer Göttin verglichen zu werden, doch ein bisschen zu gross, und zog es vor, die Ehrung als an Oyá gerichtet zu betrachten – unter deren Obhut die Sängerin tatsächlich geboren ist.

Das Thema der Maria Bethânia: “A Menina dos Olhos de Oyá” wurde vom Karnevalisten Leandro Vieira vorgeschlagen. “Für mich ist dieses Thema die reinste Freude. Ich habe mich eine Zeit lang mit dem Wunsch getragen, dieses Thema über die Bethânia auf die Avenida zu bringen. Mehr noch als eine musikalische und künstlerische Show zu gestalten, interessierte mich ein Thema, das die brasilianische Kultur reflektieren sollte, und das, so glaube ich, tut die Sängerin Maria Bethânia besonders gut“.

Für Leandro ist das durch die Sängerin repräsentierte Universum fest verbunden mit einer “zugehörigen und fundamentalen Kultur des authentischen Brasiliens“, die keinen internationalisierten Modellen folgt. “Das ist die Basis ihrer Arbeit und der meinen ebenfalls. Sie ist die perfekte Persönlichkeit um diese Fahne innerhalb des Karnevals zu schwenken“.

In diesem Jahr gibt Leandro sein Debut innerhalb der Spitzengruppe, und im vergangenen Jahr wurde er zum ersten Mal zum Karnevalisten einer Sambaschule gekürt – der Caprichosos de Pilares aus der Nordzone, in der Serie A – der antiken Aufsteigergruppe. “Ich komme aus der Aufsteigergruppe, und die Mangueira schwebt in permanenter Krise, wegen fehlender finanzieller Mittel. Ich kann mich jedoch nicht beschweren – für mich ist die Spitzengruppe ein wahrer Luxus“!

Das finanzielle Problem
Wie Leandro berichtet, hat die Mangueira in keinem Moment ihre reale Lage zu verbergen versucht, in der sie sich derzeit befindet. Seiner Ansicht nach hat die Mangueira, ausser der Finanzkrise, die er als weltweit in diesem Jahr bezeichnet, und die sich in Brasilien besonders heftig erweist, einen besonderen wirtschaftlichen Tiefpunkt erreicht.

Die Finanzkrise “erschwert die Realisierung eines grossen Teils der Karnevalsprojekte oder macht sie unmöglich“, aber nachdem er über sein Projekt nachgedacht hatte, setzte er mehr auf die Originalität als auf den üblichen Luxus.

“Um ein originelles Projekt auszuführen, ist Geld eigentlich nicht das Wichtigste. Eine gute Parade sollte besonders wegen ihrer Originalität bewertet werden als wegen ihrer luxuriösen Aufmachung“. Ob das luxusverwöhnte Publikum und die Juroren das ebenso sehen?

Die in den Monaten vor dem Karneval durchgeführten Proben, in den Räumen der Schule auf dem Morro da Mangueira, in der Nordzone von Rio, waren ein guter Gradmesser für die Akzeptanz des Themen-Sambas. Bei allen Proben reagierte das Publikum, um die 5.000 Besucher, mit grossem Beifall – so die Berichte der Organisatoren der Schule.

“Unser Samba wird die Menschen auf der Avenida durchdringen und wieder in den WebSites prämiert werden. Unsere Kommune hat den Samba in sich aufgenommen – Gott sei Dank! Es steht alles bestens mit unseren Leuten“, sagte der offizielle Gesangsinterpret der Mangueira, Ciganerey.

Die Freunde befinden sich ebenfalls innerhalb der Parade – und zwar im Wagen, der direkt auf die “Bienenkönigin“ Bezug nimmt – wie ihre Fans Maria Bethânia auch zu nennen pflegen. Im Wagen entdeckt man ihren Bruder, Caetano Veloso, den Maestro Jaime Além, die Entertainerin Leda Nagle und das Starlet Renata Sorrah.

Die Ex-Volleyspielerin Virna freut sich schon auf ihre Teilnahme an der Parade. Sie hat die Schule bei ihren Proben besucht und war begeistert, von den Darbietungen. “Das Thema ist einer Diva würdig, und den Karneval mit einer Ehrung von Maria Bethânia abzuschliessen, hat sie sicher verdient.

Eine traditionelle Schule, die Mangueira. Ich bin ihr Fan seit meiner Kindheit, und Volley hab’ ich im Club Flamengo gespielt. Meine Passion für diese Beiden ist für immer. Ich halte die Daumen, dass die Mangueira ihre Goldmedaille gewinnt und ganz oben auf dem Podium steht“, sagte sie.

Die von allen verehrte Sängerin Maria Bethânia wird schliesslich im letzten Wagen auf der Avenida erscheinen, begleitet von ihren Patenkindern Nina und Júlia, beide 12 Jahre alt. Die Zwillinge sind die Kinder ihrer Produzentin Ana Basbaum. Bethânia hat die Schule ihres Herzens gebeten, sie nicht allzu hoch auf dem Wagen zu platzieren, weil es ihr leicht schwindlig wird.

“Die Mangueira wird eine grosse Überraschung, und alle werden kommentieren, dass die Mangueira ganz anders aufgetreten ist, als man es bisher gewohnt war”, verspricht Leandro Vieira.

* OYÁ, oder auch YANSA, ist die Göttin der Winde in der afrikanischen Yoruba-Religion, die mit den Sklaven nach Brasilien eingeführt wurde und dort Fuss fasste.

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