Mancha Verde eröffnet die 1. Paradenacht der Sambaschulen der Gruppe Spezial am Karneval 2015 in São Paulo

Mit beeindruckenden Kostümen und Allegorien haben die Sambaschulen von São Paulo zwei Nächte lang ihr Publikum dieses Jahr in die verschiedenen Kontinente der Erde und ebenso in die Welt der Phantasie entführt. Ohne Zwischenfälle zeigten die sieben Schulen der Elitegruppe vor 33.000 Zuschauern im Sambódromo Anhembi bis in die frühen Morgenstunden des samstags ihr Können.

Carnaval 2015 SP

Den Auftakt bei den Sambaparden in São Paulo gaben am Freitag (13.) Mancha Verde, die dieses Jahr mit ihren Darbietungen den Fußballverein „Palmeiras“ ehrten. Erst im vergangenen Jahr war die Sambaschule in die Gruppe der Elite aufgestiegen, die jetzt um ihren Verbleib in der Spitzengruppe kämpft. Gekonnt zeigten sie die Geschichte des Vereins, die mit der Einwanderung der Italiener nach Brasilien beginnt. So fehlten nicht die Farben, die traditionelle Küche und die Kultur des Mittelmeerlandes. Mit dabei war ebenso ein römischer Sreitwagen. Während des zweiten Weltkrieges musste der 1914 gegründete Club „Palestra Itália“ umbenannt werden, da Italien zu den Feinden zählte. Es entstand der Verein Palmeiras, der bald etliche Erfolge vorweisen konnte, wie ein Acht zu Null gegen den Erzrivalen Corinthians, das ebenso phantasievoll im Sambódromo dargestellt wurde. „Träume verwirklichen“ lautete der Titel der beeindruckendsten Allegorie der Mancha Verde. Über dem Wagen schwebten dabei riesige Papageien.

Mit einer Reise in die Vergangenheit und die Geschichte des Karnevals in Brasilien überzeugten Acadêmicos do Tucuruvi. Ihr Thema waren die berühmten “marchinhas”, eingängige Karnevalslieder, die über Jahrzehnte hinweg in den Ballsälen und auf den Straßen gesungen wurden und derzeit ein Revival erleben. Harlekin und Kolumbine tanzten über die Avenida und die Allegorien zeigten den brasilianischen Karneval von einst und heute sowie seine Wurzeln im brasilianischen Bundesstaat Bahia und in Rio de Janeiro. Nicht fehlten ebenso der Karneval in Venedig mit seinen typischen Masken und Berühmtheiten wie Carmen Miranda.

Für Adrenalin sorgte Tom Maior. Die Sambaschule hatte im vergangenen Jahr bei ihrem Umzug mit einigen Problemen zu kämpfen, wie einem Achsenbruch bei einem der allegorischen Wagen. Weil sie dabei soviel Adrenalinausstößen ausgesetzt waren, wählten sie dies zum diesjährigen Thema. Eindrucksvoll zeigten sie beinahe alles, was zu Euphorie und Adrenalinausstößen führt. Akrobaten kletterten als Neuronen im Gehirn gigantischer Köpfe, Herzen schlugen vor Aufregung im Hals, der Liebesgott Eros erzeugte Adrenalin wie ebenso der Exorzist, der als riesige Figur über ein Geisterschloß drohnte, um das Hexen und Teufelinnen tanzten. Die Baianas wurden zu den gefährlichen Schwarzen Witwen und selbst die bei so Manchem Abscheu hervorrufenden Küchenschaben nahmen das Sambódromo ein. Nicht fehlten ebenso Fallschirmspringer, Drachenflieger und Rennfahrer. Auch die Notenvergabe landete als adrenalinspendendes Ereignis auf der Avenida. Jubelrufe erntete die bateria, die Percussiongruppe, die mit Sondereinlagen ebenso für Spannung sorgte.

Mit einem wahren Feuerwerk an Farben, Fabelwesen und herausragenden allegorischen Wagen überzeugte Dragões da Real, die das Publikum in das Reich der Phantasie entführte. Sie gelten sicherlich als eine der Favoriten auf den begehrten Titel. Mit imposanten Drachen, dem sagenuwobenen Atlantis, einem Zauberwald, Hexer, Magier, Elfen und Zwergen erzählten sie die Geschichte des Jungen Tomé, der zunächst nur an das glaubt, was er sieht und sich auf eine Reise in eine phantastische Welt begibt. „Alles ist Möglich, wenn nur daran geglaubt wird“, lautete ihr Motto, das sie mit viel Kreativität, Perfektionismus und Harmonie umgesetzt haben.

Ebenso als Favorit gilt der dreifache Vize-Champion Rosas de Ouro. Auch er entführte mit einer überwältigenden Darbietung in die Welt der Legenden und Fabeln. Mit phantastischen Allegorien und Kostümen zum Königreich des Zauberers von Oz begeisterten sie das Publikum. Mit dabei waren die Vogelscheuche, die gerne Verstand hätte, der Blechmann, dem das Herz fehlt, und der ängstliche Löwe. Nach dem Motto „Der Mut steckt in uns“ wurde der Ala des Löwen von Rollstuhlfahrern angeführt. Phantasievoll umgesetzt wurden ebenso die Geschichten von der Schönen und dem Biest, Alice im Wunderland und Peter Pan.

Águia de Ouro zeigte ihr Bestes über die Einwanderung der Japaner nach Brasilien. Samirai, Judokämpfer und Geishas bevölkerten das Sambódromo. Auch sie setzten ihr Thema gekonnt um, ließen die Teezeremonie und das Laternenfest Japans aufleben und bauten in ihre bateria das japanische Percussion-Instrument „taiko“ mit ein. Mit dabei waren bei der phantasievollen Darbietung nicht nur Brasilianer. Die Patin der bateria wurde beispielsweise von der jungen Japanerin Miku Oguchi dargestellt, die gekonnt Samba tanzte. Sogar einer der beeindruckenden, allegorischen Wagen stammte aus Japan. Er wurde auf zwei Container verteilt eingeführt und mit Hilfe von 17 japanischen Technikern aufgebaut.

Mit überragenden Alegorien überzeugte auch die Nenê de Vila Matilde. Sie ehrten mit ihrem enrodo das afrikanische Land Mosambik, das Land des heiligen Baobás, des Affenbrotbaumes. Der fehlte auch bei den Darstellungen nicht. Wie aus einer Fabel mutete der gigantische und mit Legenden umwobene baobá auf einem der Wagen an. Auch die Tierwelt des Kontinentes tummelte sich auf der Avenida. Vereint zeigten sich Gepard, Löwe, Giraffe und Elefant auf den Wagen mit ihren riesigen und bezaubernden Aufbauten. Nicht fehlte ebenso ein gigantischer Adler, der im Sambódromo gemeinsam mit den 3.000 Karnevalesken den Sonnenaufgang entgegen ging. Wie Brasilien war auch Mosambik einst eine portugiesische Kolonie. Viele Menschen des Landes kamen als Sklaven nach Brasilien. Sie brachten den baobá mit. Ein Prachtexemplar steht noch heute im brasilianischen Recife.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes · Bildquelle: Rafael-Neddermeyer | LIGASP FotosPublicas

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