Karnevalsblöcke und Sambaparaden ziehen Millionen Touristen an

Mit dem gestrigen Sonntag (9.) ist in Brasilien der Karneval zu Ende gegangen. In vielen Hochburgen hatten die Karnevalesken die vergangenen Wochen das Sagen. Höhepunkte gab es etliche, seien es die Straßenfeste mit ihren animierenden Blöcken, den Umzügen mit den Riesenpuppen in Olinda, dem Gockelfest in Recife oder die prachtvollen Paraden der Sambaschulen in Rio de Janeiro oder São Paulo.

Ein Jahr lang bereiteten die Mitglieder der Sambaschulen und tausende freiwillige Helfer alles für die diesjährigen Paraden vor. Sie nähten Kostüme, bastelten an den Allegorien, studierten den Samba und die Choreografie der Tänze und Märsche ein. In gut einer Stunde war dann alles vorbei. Dies allerdings nicht, ohne vorher die Zuschauer im Sambódromo und in über hundert Ländern der Welt begeistert zu haben. Denn übertragen wurden die Sambaparaden im Fernsehen in 116 Ländern. Die Bestplatzierten unter den Sambaschulen durften sich nochmal am Wochenende nach dem Aschermittwoch präsentieren.

Unidos da Tijuca siegt denkbar knapp mit Hommage an Aryton Senna

sambodromo

In Rio de Janeiro sorgten selbige dabei wieder für ein einzigartiges Spektakel. In der Nacht von Samstag auf Sonntag traten die sechs besten Sambaschulen der Zuckerhut-Metropole an. Ein starker Regen kurz vor dem Event hatte zwar zu einer Verspätung und zu einer kleineren Zuschauerzahl geführt. Die Karnevalesken gaben aber dennoch ihr Bestes und beeindruckten mit etlichen Höhepunkten, ihren überwältigenden Allegorien und phantastischen Kostümen. Den Auftakt dazu gab Acadêmicos da Grande Rio. Obwohl es regnete verzichtete die Schule nicht auf den Abschuss einer Kanonenkugel. Das war allerdings keine gewöhnliche. Vielmehr war es ein Akrobat, der auf einem der allegorischen Wagen als Kanonenkugel abgeschossen durch die Luft flog und in einem Netz landete.

Imperatriz Leopoldinense holte ein Sozialprojekt auf die Avenida, indem sie Jugendliche aus Favelas wahre Kunststücke mit dem Fußball vorführen ließ. Hatte sie doch ihren Umzug dem Fußballcrack “Zico” gewidmet. In ein riesiges Kinderzimmer verwandelte União da Ilha do Governador das Sambódromo. Mit dabei waren auch Zirkusartisten. Die pendelten in luftiger Höhe an zwei Stangen hin und her. Einen Riesen-Adler ließ die Sambaschule Portela durch das Sambódromo fliegen.

Acadêmicos do Salgueiro begeisterten nochmals mit ihrer Präsentation über Gaia, den Planeten Erde. Acadêmicos do Salgueiro hatte sich mit Unidos da Tijuca bei der Auswertung der Noten ein wahres Kopf an Kopf Rennen geliefert. Mit nur einem Zehntelpunkt gewann Unidos da Tijuca das Rennen. Sie hatte somit zwei Rennen bewältigt. War ihr Thema doch die Geschwindigkeit und eine Hommage an den verstorbenen Formel-1-Rennfahrer Ayrton Senna.

Mocidade Alegre holt erneut Karnevalskrone von São Paulo

In São Paulo waren die Sambaparaden vom Regen ebenfalls etwas beeinträchtigt. Beim Auftakt der Paraden am Freitag (28.) gab es sogar einen Graupelschauer. Starke Regenfälle hatten kurz vor den Siegerparaden in etlichen Stadtteilen zu Überschwemmungen geführt und im Sambódromo zu lückigen Zuschauerrängen. Die Karnevalesken ließen sich davon nicht wirklich stören. Sie tanzten fröhlich die Avenida entlang und versetzten das Publikum noch einmal in die magische Welt des brasilianischen Karnevals. Eröffnet wurden die Siegerparaden dann genau eine Woche später (7.) von Mancha Verde, die bei den Grupo de Acesso den zweiten Platz belegte und somit in die Elite der Sambaschulen aufgestiegen ist. Als Sieger der Grupo de Acesso ebenso aufgestiegen ist Unidos de Vila Maria. Sie hatte bei den Paraden in sämtlichen Kategorien die höchstmögliche Punktezahl erhalten und durfte damit noch einmal die Zuschauer mit ihrem Thema “zurück in die Kindheit” begeistern.

Mit dabei waren bei freilich ebenso die fünf Erstplatzierten der Eliteschulen: Mocidade Alegre, Rosas de Ouro, Águia de Ouro, Acadêmicos de Tucuruvi e Dragões da Real. Mocidade Alegre, die als diesjähriger Gewinner der begehrten Karnevalstrophäe hervor gegangen ist, brachte auch in den frühen Sonntagsmorgenstunden mit ihrer Darbietung zum Thema Glauben das Publikum noch einmal zum Toben. Auch bei der Siegerparade legte die Percussiongruppe immer wieder an bestimmten Textstellen Pausen ein, bei denen sich die über 3.000 Teilnehmer der Schule niederknieten und das Publikum tosend applaudierte.

Landesweit begeistern Straßenumzüge die Menschen

Gefeiert wurde am Samstag und Sonntag aber nicht nur im Sambódromo. Auch etliche Blöcke, die durch die Straßen Rio de Janeiros und São Paulos zogen, begeisterten wieder zehntausende Menschen. Schon während der Karnevalstage wurde auf den Straßen der beiden Metropolen kräftig gefeiert. In São Paulo heizten insgesamt 210 Blöcke den Gästen mit Musik und Samba kräftig ein, während es im Jahr 2013 lediglich 40 Blöcke gewesen waren. Jeder der „blocos“ zieht dabei im Durchschnitt 5.000 Menschen an, einige sogar 20.000. In Rio de Janeiro zogen 70 Blöcke die Massen auf die Straßen, um gemeinsam zu tanzen und den Karneval zu genießen. Allein der „Bloco Cordão de Bola Preta“ vereinte die gigantische Zahl von 1,3 Millionen Karnevalesken.

strassenkarneval

Für seinen Straßenkarneval berühmt sind aber auch Salvador, Olinda und auch Recife. Allein in Recife waren über 2.000 Veranstaltungen geboten. Einer der vielen Höhepunkte war dabei der traditionelle „Galo da Madrugada“, der als einer der größten Straßenumzüge der Welt gilt. Er war jedoch nur einer der 822 „Blocos“, die in Recife für Stimmung sorgten. Über 500 Umzüge waren in Olinda unterwegs. Dort zogen auch die traditionellen “Bonecos gigantes”, kunstvoll gefertigte Riesenpuppen, durch die Stadt – und mit ihnen zigtausende Fans. Mit einer ganzen Batterie an berühmten Musikern wurde beim Karneval in Salvador aufgewartet. Erstmals gab es dort den “Furdunço”, eine Gemeinschaft von verschiedenen kulturellen Gruppen der historischen Stadt, die mit einem fröhlichen Straßenfest Jung und Alt begeisterten.

Sambaparaden in Manaus kennen nur Sieger

Zu einem Novum kam es in Manaus. Auch dort waren die Paraden von tosendem Regen begleitet. Weil die Sambaschulen im Vorfeld zudem noch mit anderen Problemen zu kämpfen hatten, wie verspätete Zahlung der öffentlichen Zuschüsse und vorübergehende Sperrungen der Werkstätten, wurden in Manaus kurzerhand sämtliche Teilnehmer der diesjährigen Paraden zu Siegern erklärt. Das hat es bisher noch nicht gegeben.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes · Bildquelle: Ascom/RioTur | CarnavalRecife

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