Karneval in Rio 2013: Parade Mangueira

Mangueira, Innovation mit 2 Perkussions-Gruppen – aber Zeit-Limit überschritten

Mangueira_Luiz Ferreira  IAPF_DSC_0750Die zweite Parade an diesem Montag (11), der “Estação Primeira de Mangueira“, präsentierte zwei Perkussions-Gruppen mit insgesamt 500 Rhythmikern, die sich während der Parade abwechselten. Aber, nicht zuletzt auch durch diese Innovation, überstrapazierten sie die pro Parade zur Verfügung stehende Zeit.

Durch die grosse Zahl der Rhythmiker hatte die “Mangueira“ bereits Schwierigkeiten in der ersten Warteschleife – einfach, um sie alle unterzubringen, ohne die nachfolgende Truppe zu behindern – und dadurch verspäteten sie sich im gesamten Ablauf um sechs Minuten.

Das Publikum begleitete die grandiose Präsentation stehend – sie endete um 00:14, nach 1 Stunde und 28 Minuten. Nach den Regeln der “LIESA“ verliert eine Schule mit jeder Minute Verspätung einen Zehntel Punkt (in diesem Fall also 0,1 x 6 = 0,6 Punkte, was bei den üblichen knappen Endergebnissen tödlich sein kann).

Ivo Meirelles, der Präsident der Schule kommentierte: “Ein Wagen hatte sich verkeilt und wir haben sieben Minuten gleich bei der Einfahrt verloren. Wenn wir nun gerannt wären, um die verlorenen Zeist aufzuholen, hätten wir in einigen Segmenten gegenüber der Jury unser Gesicht verloren. Also haben wir uns entschieden, lieber die Zeit zu opfern, anstatt an Frohsinn zu verlieren“.

“Die Perkussion war ein Spektakel für sich. Sie werden weder gestern noch heute ein Spektakel dieser Grössenordnung zwischen diesen Tribünen sehen. Das war historisch!“ sagte er ergriffen nach der Parade.

Die Schule präsentierte sich mit 4.000 Komponenten, unterteilt in 48 Alas, mit sieben allegorischen Wagen. In Erwartung ihres 19. Titels setzte die Schule auf das Thema “Cuiabá: ein Paradies im Zentrum Amerikas“ – und wartete auf mit Naturschönheiten, Sitten und Gebräuchen und der Geschichte der Hauptstadt des Bundesstaates Mato Grosso. Die Stadt wurde 1719 von den “Bandeirantes“ (portugiesische Söldnertruppen) gegründet und verfiel gegen Ende des Gold-Rush – Anfang des 20. Jahrhunderts – in Vergessenheit.

Nach der langen Perkussions-Pause von 2012, als die Schule den Titel-Samba sang “Vou festejar, sou cacique, sou Mangueira“ (Ich werde feiern, bin ein Häuptling, bin Mangueira), und auf dem siebenten Platz landete, hat sie sich entschlossen, wieder eine Innovation bei ihrer Parade vorzustellen – eine doppelte Perkussion. 500 Rhythmiker mit ihrer Königin Gracyanne Barbosa, die an ihrer Spitze marschierte.

Die erste Perkussions-Gruppe “Maquinistas – no ritmo do trem de bamba“ (die Maschinisten) und die zweite “Cozinheiros – o sabor cuiabano“ (die Köche – nach cuiabanischem Geschmack), wurden geleitet von den Maestros Ailton Nunes und Marrom. Während der Präsentation wechselten sich beide Gruppen ab im Samba-Kommando, mit einer kurzen Pause, welche den Wechsel der einen zur andern Gruppe markierte. Im Verlauf der Parade wurde mehrmals gewechselt.

Einige Male – das scheint sich inzwischen bei den meisten Perkussions-Gruppen durchgesetzt zu haben – wurden auch Pausen eingelegt, um die Mitwirkenden und das Publikum den Titel-Song mitsingen zu lassen.

Luizito, der 1997 bei der “Mangueira“ eintrat und den Part der Erststimme nach dem Mestre Jamelão im Jahr 2007 übernahm, kommandierte ein Team von Interpreten, an der Seite von Ciganerey und Zé Paulo Sierra, und mit Verstärkung durch Agnaldo Amaral, berühmt im Karneval von São Paulo.

Die Bewegung der beiden Perkussions-Gruppen, wir sagten es schon, führte dazu, dass die “Mangueira“ benachteiligt wurde. Am Ende der Parade mussten die Mitglieder das Tempo gewaltig steigern, aber der Zeitverlust war nicht mehr auszugleichen – 6 Minuten Verspätung verblieben.

Der Wagen “Abre-alas“ bockte am Ende des Parcours. Etwas fing Feuer im unteren Teil des Wagens, aber niemand wurde verletzt, und der Wagen schliesslich entfernt. Auch der dritte Wagen hatte ein Problem, um aus der Avenida rauszufahren, nachdem sich ein starker Brandgeruch ausgebreitet hatte.

Und noch ein Problem entstand der Königin der Perkussion, weil sie auf dem Weg einen Teil ihres Kostüms verlor.

Die Front-Kommission “Die Entstehung der cuiabanischen Bevölkerung zwischen Legenden und Aberglauben“ wurde geschaffen von Marcelo José Alves, Spitzname “Marcelo Chocolate“, der in der “Mangueira“ sein Debut gab. Die Mitwirkenden repräsentierten die Bevölkerung Cuiabás und erzählten von den Kriegen der Bandeirantes, in ihrer Gier nach Gold, und den Bororo-Indios, die in jener Region lebten.

Auf der Avenida hatte die Kommission keine Unterstützung durch ein Stativ – die ganze Inszenierung fand auf dem Boden statt. Ausgedrückt im Tanz, stiftete ein Missionar Frieden zwischen Indios und Bandeirantes – was zu der Entstehung des heutigen Mischvolkes führte. Einer der Teilnehmer der Kommission trat auf als “Mestre Delegado“, einer der berühmtesten “Mestre-salas“ des Carioca-Karnevals, der 2012 im Alter von 90 Jahren verstarb.

Während der Parade der Schule fing das Kostüm eines Mitglieds der Kommission Feuer, nach der Handhabung von Utensilien, die für gewisse Effekte benutzt wurden – die Flammen wurden von den anwesenden Feuerwehrmännern sofort gelöscht.

Der “Mestre-sala“ Raphael Rodrigues und die “Porta-bandeira Marcella Alves“ kamen zum Sambadromo in einer luxuriösen, rosafarbenen Limousine. Das zweite Paar “Mestre-sala und Porta-bandeira“, Matheus und Débora, erschienen in Kostümen, welche die Vielfalt der Stickereien und Farben präsentierten, mit denen Näherinnen aus dem Stadtteil Ribeiro ihre Produkte verzieren.

Der Karnevalist Cid Carvalho, viermaliger Champion mit der Schule “Beija-Flor“, stand inzwischen im zweiten Jahr seiner Verantwortung gegenüber der “Mangueira“. Er sagte, das die Schule im Lauf des Jahres sehr unter fehlenden finanziellen Mitteln für den Karneval gelitten habe, aber in den letzten zwei Monaten Geld aufgetrieben habe, um die Allegorien auszuarbeiten. Noch vor der Parade war er zuversichtlich, dass die Schule diese Schwierigkeiten überwinden würde. “Wer gedacht hat, dass die Mangueira tot ist, wird überrascht werden“, bestätigte Cid, und hob hervor, dass in diesem Jahr die Parade “sehr grün und rosa“ ausfallen werde.

Der Wagen “Abre-alas » brachte grosse Namen der Schule auf die Avenida, wie Jamelão, Cartola, Carlos Cachaça, Mocinha, Delegado, Dona Neuma, Nelson Cavaquinho, und andere.

Es folgte der Wagen “Reino do Eldorado em busca do ouro, o nascimento do Cuiabá“ (Reich des Eldorado: auf der Suche nach Gold, die Entstehung von Cuiabá) – er zeigte Indios, Bandeirantes und dunkelhäutige – die Basis der cuiabanischen Bevölkerung – und Gold.

Die Allegorie “Mythen und Legenden“ präsentierte die Folklore und die Kultur von Cuiabá – mit mythologischen Persönlichkeiten, wie Tibanaré, den alten Indianer, der sich des nachts in einen Vogel verwandelt. Die vierte Allegorie präsentierte “Kunst und Geschmack“ – die Vielfalt des Kunsthandwerks und der regionalen Küche.

Die Allegorie “Fest der Heiligen“ behandelte die Hingabe der Bevölkerung an den “Bom Jesus“, den Schutzheiligen der Stadt, und an “São Benedito“, den Schutzheiligen der Köche – und präsentierte das Fest zu Ehren des “Divino Espirito Santo“ (Heiligen Geistes). Der Wagen danach “Pforte zum Paradies“ präsentierte die Naturschönheiten, wie die “Chapada dos Guimarães“ (ein Mittelgebirge im Bereich der Stadt).

Am Ende der Parade präsentierte die “Mangueira“ die Stadt Cuiabá als eine Stätte der Möglichkeiten – und als einen der ausgewählten Austragungsorte der WM 2014. Und der letzte Wagen “Anhaltende Entwicklung ist angesagt“ lud Brasilianer und Ausländer ein zu diesem sportlichen Event – und erbat gleichzeitig ein Nachdenken über ambientale Fragen, besonders betreffs der Erhaltung des regionalen “Tierparadieses Pantanal“.

Als eine der traditionsreichsten und populärsten Samba-Schulen von Rio de Janeiro, wurde die “Mangueira“ im Jahr 1928 gegründet, unter dem Namen “Estação Primeira de Mangueira“ – weil sie sich an der ersten Bahnstation nach der “Central do Brasil“ befand. Die Schule hat insgesamt 18 Karnevalstitel gewonnen, einen davon beim Super-Campionat im Jahr 1984, als der Sambadromo von Rio de Janeiro – ein Werk von Oscar Niemeyer – eingeweiht wurde.

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Aus unserer Redaktion · Bildquelle: Luiz Ferreira IAPF

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