Karneval in Rio 2013: Parade Portela

Portela beendet die erste Karnevalsnacht in Rio 2013 mit den 400 Jahren Madureira

Portela_Luiz Ferreira  IAPF_DSC_DSC_0214Im Alter von nunmehr 90 Jahren beendete die traditionsreiche Samba-Schule “Portela“ diese erste Paradennacht in der Marquês de Sapucaí mit einer Ehrung des 400jährigen Stadtteils Madureira, in den Suburbs von Rio de Janeiro, wo sich ihre Clubräume befinden.

Die Parade der “Majestät des Sambas“, wie die Schule auch genannt wird, eine der Begründerinnen des Carioca-Karnevals, begann um 04:09 in der Morgenfrühe des Montags (11).

Die Schule feierte auch den 70. Geburtstag eines ihrer illustren Mitglieder, des Sängers und Komponisten Paulinho da Viola, einer Ikone der Schule. Er wurde vom Karnevalisten Paulo Menezes ausgewählt, als verbindende Persönlichkeit des Themas dieses Jahres “Madureira… O meu coração se deixou levar“. (Madureira… Mein Herz hat sich vereinnahmen lassen).

Die “Portela“ ist die Schule mit den meisten Titeln des Carioca-Karnevals (21 insgesamt) – aber sie hat schon seit drei Jahrzehnten nicht mehr die Spitze der Spitzengruppe erreicht. Ihr letzter Titel stammt aus dem Jahr 1984.

Die 3.700 Komponente in diesem Jahr 2013 wurden in 31 Alas aufgeteilt. Die Schule paradierte mit 7 Allegorien.

Die Front-Kommission überraschte mit einer Live-Transformation. Zu Beginn ein Eisenbahnzug erzählte die Geschichte des Transports und die Entwicklung von Madureira. An den Fenstern des Wagons Fotos von illustren Mitgliedern der Schule, so als ob sie Passagiere wären. Die Mitwirkenden der Kommission traten in Kostümen von Gaunern und Kofferträgern auf, begleitet vom Direktor, dem Schauspieler Jorge Fernando, der einen Aristokraten interpretierte. Dann verwandelte sich der Zug – innerhalb von nur 40 Sekunden – in eine Theaterbühne. Vor dem Publikum zogen sich einige Gauner um als Stars, unter ihnen auch ein Double der ersten Muse der “Portela“, Zaquia.

Seit 23 Jahren miteinander verheiratet, gaben der “Mestre-sala“ Robson Sensação und die “Porta-bandeira“ Ana Paula in diesem Jahr ihr Debut in der “Portela“ – sie erschienen gleich hinter der Front-Kommission.

Mit dem stilisierten Adlersymbol der Schule an der Spitze, rollte ein enormer Wagen “Abre-alas“ von 50 Metern Länge über die Avenida – sein Titel “Legenden und Mysterien Amazoniens“. Der “portelanische“ Regenwald war blau – inspiriert am indigenen Kunsthandwerk der Region. Amazonien war Thema der Schule beim Karneval 1970, dem letzten Wettbewerb, den die “Portela“ allein gewann – und das Herz von Pauliho da Viola eroberte. Verliebt in diese Samba-Schule, komponierte er “Foi um rio que passou na minha vida“ (Ein Fluss erschien in meinem Leben).

Der zweite Sektor der Parade behandelte die historische Entwicklung Madureiras, mit seinen Fazendas und Zuckerrohrfeldern. Die Herkunft des Namens dieses Stadtteils wurde erklärt, zu Ehren von Lourenço Madureira, einem grossen Ochsentreiber einer lokalen Fazenda. Ein Stativ (Dreibein) erweckte die Illusion eines grossen Zuckerrohrfeldes.

Auf einem der Stative über den Jongo (typischer Tanz der Sklaven) paradierte Tia Maria do Jongo, 90 Jahre alt, die Gründerin des “Jongo da Serrinha“.

Gleich danach kam der Sektor des religiösen Bekenntnisses, der katholische Feste mit dem afrikanischen Candomblé vermischte und charakteristische Elemente, wie den Jongo, hervorhob.

Die Bahianerinnen marschierten kostümiert als “Dona Esther Rodrigues“, eine Religionsführern des Stadtteils. Die von Dona Esther organisierten Feste, vereinnahmt von den “Sambas de roda“, beeinflussten die Gründung der blau-weissen Samba-Schule. Dona Esther wurde ebenfalls geehrt mit einer neun Meter hohen Skulptur auf dem dritten Wagen der Schule.

Die “Tabajara do Samba“, prämiert mit der Goldenen Standarte der besten Perkussion 2011, bestimmte den Rhythmus der Parade unter dem Kommando von Mestre Nilo Sérgio – an der Spitze der Rhythmiker eine Bewohnerin von Madureira, die Königin der Perkussion, Patrícia Nery. Der Themen-Samba wurde interpretiert von Gilsinho.

Der vierte Sektor behandelte die wirtschaftliche und kommerzielle Entwicklung des Stadtteils, zeigte die Ankunft der Bahn in Madureira und der arabischen und jüdischen Einwanderer, der Italiener und der einzigen Keksfabrik der Region.

Der Markt von Madureira, er entstand 1914 unter freiem Himmel, wurde durch einen der Wagen geehrt – heute ist er das grösste kommerzielle Zentrum der gesamten Region und schon zu einer touristischen Attraktion avanciert. Die Allegorie wurde mittels verschiedener Kisten erstellt, die sich öffneten und in die charakteristischsten Geschäfte dieses Kommerziellen Pols verwandelten.

Die kulturelle Seite Madureiras – die Tanzlokale, die Bälle unter dem Viadukt Negrão de Lima, die Bewegung der Black Music und die sportlichen Wettkämpfe, wie Basketball auf der Strasse – ihrer aller wurde im fünften Wagen gedacht.

Eine der Alas widmete sich direkt dem Strassen-Basketball des Stadtteils. Ein Plakat mit den Symbolen der Portela (Adler) und der Unidos da Tijuca (Pfau) machte sich den Spass mit einem Spiel – mit dem Ergebnis 21 zu 3 für die Portela. Diese Zahlen stellen die eroberten Titel der beiden Konkurrenten beim Karneval dar. “Mit der Tijuca ein bisschen zu spielen ist O.K., denn der Paulo Barros (Karnevalist der Tijuca) ist mein guter Freund, also gibt’s kein Problem“, sagte Paulo Menezes.

Die “Portela“ traute sich etwas Besonderes mit dem zweiten Paar “Mestre-sala und Porta-bandeira“ Diogo Fran und Roselaine: Er interpretierte einen Graffiti-Sprayer, der während der Parade den Rock seiner Partnerin über und über besprühte.

Die Schule präsentierte auch eine besondere Ehrung ihrer Schwester-Schule “Império Serrano“, die ebenfalls aus dem Stadtteil Madureira kommt und sich einst von der “Portela“ abspaltete und heute in der Spitzengruppe gegen sie antritt. Eine Ala und ein Wagen wurden ihr zu Ehren ausstaffiert.

Der letzte Wagen war Madureira gewidmet als Inspiration für verschiedene Musikkompositionen. Der Wagen “O trem do Paulinho“ (Paulinhos Zug) brachte den Sambista auf die Piste, umgeben von der Alten Garde der Schule. Hervorgehoben wurde auch die Tia Surica, 78 Jahre alt, die auf dem Wagen als Präsidentin von Madureira postiert war. Hinter diesem letzten Wagen kam noch eine Ala mit der Vereinsfahne der “Velha Guarda das Escolas de Samba do Rio de Janeiro“, um damit jedes Seniorenmitglied aller Schulen von Rio zu ehren.

Ein Unfall war zu beklagen, als es einer 41jährigen Dame, Mitglied der Schule, hoch oben auf einem Wagen plötzlich schlecht wurde – sie blieb auf den Ästen eines Baumes hängen – sprang von dort herunter und wurde anschliessend in ein Hospital gefahren. Erste Informationen bestätigen, dass es ihr gut geht, sie aber eventuell einen Bruch im linken Bein hat.

Gegründet 1923, entstand die Schule aus der Vereinigung zweier Karnevalsblocks und hatte zwei andere Namen, bevor sie 1930 zur “Portela“ wurde. Gleich darauf verwandelte sie sich in eine der bedeutendsten Vereine an der Seite von “Mangueira“ und der “Deixa falar“ (heute “Estácio de Sá“ in der Gruppe A). Im Lauf der 90 Jahre ihres Bestehens hat sie 21 Titel gewonnen – ihren letzten musste sie mit der “Mangueira“ teilen, bei der Eröffnung des Sambadroms von Rio im Jahr 1984. Beim Karneval des Jahres 2012 landete sie auf dem sechsten Platz.

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Aus unserer Redaktion · Bildquelle: Luiz-Ferreira- IAPF

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