Flugzeuge verstreuen toxische Substanzen auf indigene Dörfer

Die Massaker, denen die indigene Bevölkerung Brasiliens immer noch ausgesetzt ist, nehmen immer abscheulichere Formen an. Inzwischen werden ihre Kommunen, die sich auf gesetzlich verankerten Territorien befinden, nicht nur von angeheuerten Pistoleiros bedroht, die ihnen auflauern und wahllos auch auf Frauen und Kinder schiessen, sondern neuerdings droht ihnen eine noch grössere Gefahr aus der Luft.

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Indios der Stämme Guarani und Kaiowá, die seit Jahrhunderten im Mato Grosso zuhause sind, denunzieren, dass Flugzeuge ihre Dörfer überfliegen und eine toxische Substanz über ihren Köpfen verstreuen, die krebserzeugend ist. “So wollen sie uns vertreiben oder uns umbringen“, versichern sie. Die Staatspolizei wurde bereits informiert.

In der vergangenen Woche brachte der Indigene Missionsrat (CIMI) die Entleerung von Agrargiften aus der Luft gegen das Volk der Guarani und Kaiowá des Indio-Territoriums (IT) Tey’i Juçu, in Mato Grosso do Sul (MS) und die Drohungen gegen das Volk der Kanela vom Rio Araguaia, im Bundesstaat Mato Grosso (MT) bei den verschiedenen föderativen Organen zur Anzeige.

Im Fall der Kommune Tey’i Juçu berichteten die Familien der Guarani und Kaiowá, die in diesem Territorium leben, von Angriffen durch Agrargifte gegen ihre Kommune während des Jahres 2015, die sich zwischen Dezember 2015 und Januar 2016 verstärkten.

Die Angriffe wurden mittels Kleinflugzeugen durchgeführt, die Agrargifte auf die Dörfer der Kommune und auf die Quellen verstreuen, von denen diese Menschen ihr Trinkwasser schöpfen. Im Juni 2015 hatte die Kommune von Tey’i Juçu bereits drei solcher Giftentleerungen über ihrem Dorf beobachtet.

Zwischen dem 20. Dezember 2015 und dem 12. Januar 2016, wurden weitere vier Angriffe derselben Art von den Guarani und Kaiowá beobachtet und denunziert – darüber hinaus werden diese Giftsprüher von Pistoleiros begleitet, die dann auf die aufgescheuchten Indios schiessen. Wie die Familien dieser ITs berichten, zeigten verschiedene ihrer Kinder schwere Vergiftungssymptome und auch besonders ältere Menschen litten unter Intoxikation.

Was den Fall des indigenen Kanela-Volkes vom Rio Araguaia betrifft, so bittet die Anklageschrift der CIMI um Beeilung bei der Demarkierung des Indio-Territoriums Pukanhu, im Munizip von Luciara (MT). In einem Bericht der Kanela-Kommune an die CIMI denunzieren die Eingeborenen verschiedene Morddrohungen, Verfolgungen von Führungspersönlichkeiten und Vertreibungsversuche.

Im Juli 2015, einen Monat nachdem ihnen endlich eines ihrer traditionellen Wohngebiete von der Regierung zurückgegeben worden war – offiziell demarkiert und gesetzlich verbrieft – wurden zirka 120 Indios des Kanela-Volkes vom Araguaia durch eine richterliche Verfügung des Staates von dem ihnen durch die Landesregierung in Brasilia zugesprochenen Territorium vertrieben.

Der Richter des Bundesstaates Mato Grosso erklärte lapidar, er hätte nicht gewusst, dass es sich bei den “Landbesetzern“ um eine indigene Kommune gehandelt habe (eine Situation, deren Entscheidung allein in die Kompetenz der Föderativen Justiz fällt). Die von der Militärpolizei verhafteten Indios wurden in einem Viehtransporter weggebracht.

Nach dem Bericht der Indigenen Vereinigung vom Araguaia (ACIKAN) invadierten von den Besitzern der Fazendas Londrina und Lago Bonito angeheuerte Pistoleiros ein indigenes Dorf, um mit vorgehaltenen Waffen gegen die Dorfältesten und Anführer der Kommune Todesdrohungen auszusprechen.

“Wir sind eingeschlossen in einem Camp, in einer äusserst verletzlichen sozialen Situation und in Lebensgefahr, denn wir erhalten kontinuierlich Morddrohungen“, bestätigt ein Dokument der ACIKAN. “Wir alle sind sehr besorgt und haben in einer Versammlung entschieden, dass wir nur ein Minimum an Sicherheit innerhalb unseres Dorfes haben werden, aus dem wir am 7. Juli 2015 ausgewiesen wurden“.

Die Denunzierungen wurden auf Antrag der indigenen Kommunen protokolliert und an den Präsidenten der Fundação Nacional do Índio (FUNAI), João Pedro Gonçalves da Costa, weitergeleitet – ausserdem an den Generalstaatsanwalt der Republik, an den Justizminister und an die oberste Instanz der Föderativen Polizei.

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Aus unserer Redaktion · Bildquelle: Survival International

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