Kritik und Hoffnung begleiten erste Indigene Weltspiele in Brasilien

Ähnlich wie bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2016 wird auch an der Austragung der internationalen indigenen Spiele von einigen kritisiert, dass das Geld anders besser angelegt wäre, beispielsweise zum Schutz der Indio-Territorien vor der Holzmafia, Gold- und Edelmetallabbauer und anderen Invasionen sowie für die Gesundheit der Ureinwohner Brasiliens.

Indio Protest RJ1_AgenciaBrasil

Auch wenn bei den ersten indigenen Weltspielen das Zelebrieren der Kulturen im Vordergrund steht, wird dennoch nicht alles Eitel Sonnenschein sein. Bei den parallel stattfindenden Foren und Debatten steht vielmehr ebenso die Lebensrealität der brasilianischen Ureinwohner im Mittelpunkt. Mit politischen Manifestationen darf deshalb gerechnet werden.

Zwei Völker Brasiliens haben sich dazu entschieden, in einem offenen Brief ihren Protest auszudrücken. Die Vertreter der Krahô kritisieren unter anderem die Organisation und wie die Auswahl der brasilianischen Ethnien für die Teilnahme an den Spielen zustande gekommen ist.

Die Apinajé konstatieren, dass es angesichts der Situation der Indio-Völker in Brasilien nicht an der Zeit sei, die Weltspiele auszutragen. Die mehr als zögerliche Politik bei der per Konstitution zugesicherten Ausweisung der Indio-Territorien, die damit einhergehenden Landkonflikte, steigende Gewalt gegen die Indios, die Invasionen ihrer Gebiete sind einige der von ihnen angeführten Punkte.

Hinzu kommen politische Bestrebungen, die bei der Bevölkerung des Landes kaum bekannt sind. Laut dem katholischen Indigenen Missionsrat (Cimi) kursieren derzeit 180 Gesetzesvorschläge im brasilianischen Kongress, welche die Nutzung der Indio-Territorien für das Agrogeschäft, den Bergbau, Großunternehmen sowie Infrastruktur- und Energie-Projekte öffnen und die Rechte der Ureinwohner Brasiliens einschränken soll.

Ein weiteres Damoklesschwert ist die “PEC 215“. Dahinter verbirgt sich ein Gesetzesprojekt mit dem die Ausweisung der Indio-Territorien in die Hand des Kongresses gelegt würde. Damit würde ausgerechnet die im Kongress starke Agrolobby über die Demarkierung neuer Indio-Gebiete entscheiden und bereits ausgewiesene neu bewerten. Geschwächt würde gleichzeitig die Indio-Behörde Funai.

Auch angesichts der Gewalt gegen das Volk der Guarani-Kaiowá im Bundesstaat Mato Grosso do Sul (wir haben berichtet) gibt es derzeit tatsächlich kaum Gründe zum Feiern. Mit dem Event wird jedoch auch weltweit nicht nur über die Kulturen der brasilianischen Indio-Völker und die Weltspiele berichtet werden, sondern ebenso über die schwierige Situation der Ureinwohner des südamerikanischen Landes.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes · Bildquelle: AgenciaBrasil

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