Tuberkulose unter Indiovölkern weitaus stärker verbreitet

Manaus, 24. März 2008

Die brasilianischen Ureinwohner erkranken neben den Insassen von Gefängnissen, asiatischen Einwanderern, Bewohnern von Favelas und Obdachlosen weitaus häufiger an Tuberkulose als die restliche Bevölkerung. Dies teilte das brasilianische Gesundheitsministerium am heutigen Montag mit, konnte aber keine genaue Erklärung für die Ursachen liefern.

Dráurio Barreira vom nationalen Programm des Gesundheitsministeriums für den Kampf gegen Tuberkulose kann derzeit nur mutmassen. “Vielleicht hängt es mit biologischen Faktoren zusammen. Wir haben keine wissenschaftlichen Studien, dass wir es mit Bestimmtheit sagen könnten, aber auch die kulturellen Aspekte könnten eine Rolle spielen, wie zum Beispiel das gemeinschaftliche Leben, das Schlafen ganzer Familien in einem Raum kann die Übertragung begünstigen.“

Allerdings leben die betroffenen Ureinwohner meist im Norden des Landes, eine Region, die generell eine höhere Rate an Tuberkulose aufweist. “Die Stadt Manaus ist eine der führenden Gemeinden betreffend dem Auftreten der Krankheit. Vielleicht sind die klimatischen Bedingungen dafür verantwortlich“ erläutert Barreira eine weitere Möglichkeit. Seiner Aussage nach will das Ministerium nun genauere Daten aus den unterschiedlichen Regionen zusammenstellen, inklusive der sozialen und ökonomischen Aspekte der betroffenen Bevölkerung.

Laut dem Vize-Direktor der Organisation der Indios in Amazonien, Marcus Apurinã, sind die  Suruí in Rondônia eines der am stärksten betroffenen Indiovölker in Brasilien, da deren Immunsystem extrem anfällig für Tuberkulose ist. Seit einigen Jahren ist daher dort ein Team im Auftrag der brasilianischen Gesundheitsbehörde Funasa aktiv, um in den Dorfgemeinschaften der Suruí die Tuberkulose zu bekämpfen.

Die Zahlen werden auch durch die brasilianische Gesellschaft für Tropenmedizin gestützt, die ebenfalls ein deutlich erhöhtes Auftreten von Tuberkulose bei den indigenen Völkern in Amazonien feststellt. Im Bundesstaat Rondônia zählt die Krankheit in den Indianerdörfern zudem zu den häufigsten Todesursachen, zehnmal höher als bei der restlichen Bevölkerung des Bundesstaates.

Und auch in anderen Regionen wie z.B. in der Region Alto Rio Negro, wo 22 verschiedene Völker in rund 550 Dörfern leben, wird eine Zunahme an Erkrankungen registriert. Die Infektionskrankheit ist dort inzwischen bei allen Ethnien anzutreffen. Vermutlich ist die Verschlechterung der Lebensbedingungen, welche durch die Abholzung des Regenwaldes verursacht wird, dafür verantwortlich. Aber auch das Fehlen von medizinischer Versorgung und die Schwierigkeiten vor Ort, seine Gesundheit zu schützen, dürfte die immer stärkere Ausbreitung von Tuberkulose unter den Indianervölkern im Norden Brasiliens begünstigen.

Dietmar Lang für BrasilienPortal

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