Índios aus Acre sollen Biopiraterie in ihren Reservaten bekämpfen

Rio Branco, 18. März 2006

Índios, seit jeher für ihren nachhaltigen Umgang mit der Natur bekannt, können zukünftig eine wichtige Rolle beim Schutz der brasilianischen Biodiversität spielen. Die brasilianische Nichtregierungsorganisation Amazonlink, die das Potential der Índios im Kampf gegen die Biopiraterie einsetzen will, kündigte heute ein neues Projekt an, das “bewachende Índiodörfer“ getauft wurde.

Mit dem Projekt sollen indigene Gemeinschaften im Bundesstaat Acre befähigt werden, Fälle von Biopiraterie zu vermeiden oder anzuzeigen, damit die Täter nicht mit dem heimlich eingesammelten Material das Land verlassen. Laut Michael Schmidlehner, gebürtigem Österreicher und Präsident von Amazonlink, werden die Ìndios Instruktionen erhalten, wie sie verhindern können, dass Forscher ohne Genehmigung in ihre Gebiete eindringen und Pflanzenproben mitnehmen, deren Name und Nutzung später im Ausland patentiert wird.

In einem Interview im Rádio Nacional da Amazônia erklärte Schmidlehner: “Da Amazonien als weltweite Wiege der Artenvielfalt gilt, besteht ein enormes Interesse seitens der Industrien sie auszubeuten und sich die natürlichen Ressourcen anzueignen. Wenn das illegal geschieht, ohne Zustimmung der Gemeinde und ohne Aufteilung des Gewinns, ist das schlichtweg Biopiraterie. In den Índiogebieten kommen und gehen die Forscher, ohne dass die Gemeinden erfahren, welche Art von Aktivität durchgeführt wurde.“

Kurz danach würde dann entdeckt werden, dass wieder auf irgendeine brasilianische Pflanze im Ausland ein Patent angemeldet worden sei. Den Índios sollen nun über die betreffenden Gesetze aufgeklärt werden und über ihr Recht, das zu schützen und zu kontrollieren, was ihnen gehört. In Studien aus den letzten Jahren wurde mehrfach festgestellt, dass die indigenen Gemeinden immer noch sehr zuvorkommend gegenüber den als Forscher auftretenden Kriminellen sind und sich häufig schämen, die Besucher ihrer Dörfer nach dem Zweck ihres Aufenthaltes zu befragen.

Deswegen soll nun ein System geschaffen werden, durch das die Täter direkt von den Índios an verschiedenen Stützpunkten, die in Partnerschaft mit der Indianerbehörde Funai und dem brasilianischen Umweltamt Ibama getragen werden sollen, im Bundesstaat Acre angezeigt werden können. Von den Stützpunkten wird dann jede Anzeige umgehend an die Staatsanwaltschaft und die Bundespolizei weitergeleitet werden.

Annette Runge für BrasilienPortal

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