Brasilianer schauen mit Bangen auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2018

Seit ihrer schmachvollen Niederlage gegen Paraguay im Viertelfinale der Copa América ist es um die brasilianische Seleção still geworden. Jetzt hat auch noch Erzrivale Argentinien ausgerechnet den Viertelfinalgegner Brasiliens mit einem Torregen von sechs zu eins besiegt und wird nun beim Finale gegen Chile antreten. Die Brasilianer sind indes auf Tauchstation gegangen.

Rafael Ribeiro-CBF

Schon ihre Ankunft nach der Niederlage am Flughafen Guarulhos in São Paulo war eine stille Angelegenheit. Statt Fans warteten lediglich Journalisten auf sie. Die zogen mit ihren Kameras jedoch Neugierige an, die eigentlich gekommen waren, um Verwandte und Bekannte abzuholen. Als dann die Spieler der Nationalmannschaft auftauchten gab es doch einige, die ein Selfie mit ihnen machen wollten. Ebenso gegeben hat es einzelne Rufe mit denen gefordert wurde, dass sie aus Liebe zu ihrem Land spielen sollten und nicht für Geld.

Die meisten der brasilianischen Cracks stehen jedoch bestbezahlt seit Jahren bei europäischen Teams unter Vertrag, sind “vereuropäisiert“, wie von den brasilianischen Fans beklagt wird. Die sind insgeheim doch auch ein wenig erleichtert, dass es ihre Nationalmannschaft nicht bis ins Halbfinale geschafft hat. Wer weiß vielleicht hätten sich sonst zu den sieben WM-Toren der Deutschen noch sechs Copa-América Tore der Argentinier gesellt.

Dem Campeonato Brasileiro (brasilianische Meisterschaften) zu Dank, ist das Debakel der Nationalmannschaft in Chile jedoch schnell verdrängt worden. Vielleicht haben sich die Brasilianer mittlerweile aber auch einfach nur daran gewöhnt, dass der fünffache Weltmeister müde geworden ist. Aber auch beim Campeonato sind einst starke Teams wie Flamengo derzeit auf die hintersten Plätze abgerutscht. Die Krise im Fußball-Land sitzt tief.

Ein kleiner Wermutstropfen sind hingegen die U-20. Die unter 20-Jährigen haben es bei der Weltmeisterschaft ihrer Kategorie immerhin bis ins Finale geschafft, auch wenn sie dann beim Spiel um den Titel gegen Serbien 1:2 verloren haben.

Trotz aller Niederlagen wird mit einem Gefühl aus unergründlicher Hoffnung und Bangen auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 geschaut. Nur drei Jahre bleiben den Brasilianern, um schwere, technische, taktische und auch emotionelle Probleme zu lösen, während sich gleichzeitig die südamerikanischen Nachbarn Argentinien, Kolumbien und Chile in der jüngsten Vergangenheit als immer stärker erwiesen haben.

Die Weltmeisterschaft 2014 und die Copa América haben zudem gezeigt, dass es auch nicht viel hilft, auf Superstar Neymar zu setzen. Der 23-Jährige gab zwar sein Bestes, fiel aber mitten in der WM wegen einer Verletzung aus und bei der Copa América wegen seines unsportlichen Verhaltens, das mit einer roten Karte und einer Sperrung von vier Spielen bestraft wurde. Bei den ersten beiden Spielen zur Vorentscheidung der WM 2018 wird er deshalb nicht mit von der Partie sein.

Bei den Konföderationsspielen wird Brasilien gar nicht erst antreten. Galt Brasilien bisher immer als fester Kandidat für die Teilnahme bei den Weltmeisterschaften ist dies dieses Mal nicht der Fall. Doch daran will in dem südamerikanischen Land vorerst nicht wirklich jemand denken.

Noch wird an Trainer Dunga festgehalten. Der hatte es immerhin geschafft, dass die Brasilianer wenigstens bei den Freundschaftsspielen im Vorfeld der Copa América nicht verloren haben. Aber ein Freundschaftsspiel ist eben kein Entcheidungsspiel. Zu allem Unglück kommt auch noch der Korruptionsskandal der FIFA und der im eigenen Haus, dem Fußballverband des Landes (CBF), hinzu.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes · Bildquelle: Rafael Ribeiro / CBF

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