Ticker zum Coronavirus in Brasilien: 24. Juni 2020

Nachdem in den vergangenen Tagen von einer Stagnation der Coronavirus-Pandemie in Brasilien gesprochen wurde, räumt das Gesundheitsministerium nun doch einen erneuten, starken Anstieg ein. Allein am Mittwoch (24.) sind binnen 24 Stunden 42.725 Neu-Infektionen registriert worden.

Videoanrufe Patienten und Familienmitgliedern – Foto: Marcelo Seabr/AgenciaPara

Damit steig die Zahl der bisher offiziell bestätigten Covid-Fälle auf 1.188.631 an. Bei den Todesfällen wurde am Mittwoch eine Steigerung von 1.185 verzeichnet. Insgesamt sind in dem südamerikanischen Land nach Angaben des Gesundheitsministeriums bereits 53.830 Menschen an den Folgen der neuen Virusinfektion gestorben.

Coronavirus in beinahe 90 Prozent aller Munizipe Brasiliens
Der Coronavirus breitet sich immer stärker in Brasilien aus. Von den 5.570 Munizipen des Landes wurden bereits in 4.937 Covid-Fälle bestätigt. Damit sind bereits 88,6 Prozent aller Munizipe von der Pandemie betroffen. Zu Beginn des Monats waren es 75 Prozent. Covid-Todesfälle wurden in 2.374 Munizipen registriert.

Rio de Janeiro: Krankenschwestern ohne Gehaltszahlung
Im Bundesstaat Rio de Janeiro häufen sich Reklamationen über das Ausbleiben der Gehälter des Pfelgepersonals der öffentlichen Krankenhäuser. Teilweise warten Mediziner und Krankenpflegepersonal bereits seit zwei Monaten auf die Zahlung ihrer Geälter.

Die Gewerkschaften der Mediziner und des Pflegepersonal haben deshalb bereits rechtliche Schritte eingeleitet. Betroffen sind hunderte Mitarbeiter von sieben Krankenhäusern, einem Erste-Hilfe-Posten und einer Rettungswageneinrichung.

Während die Covid-Zahlen in Rio de Janeiro weiter steigen, versinkt der Bundesstaat in politischen und organisatorischen Problemen. In nur zwei Monaten ist bereits der dritte Gesundheitssekretär nominiert worden. Der Gouverneur steht einem möglichen Amtsenthebungsverfahren gegenüber und die Behörden ermitteln wegen einer mutmaßlichen Korruption und überteuerten Einkäufen zur Bewältigung der Covid-Pandemie.

Hinzu kommt, dass von den von Gouverneur Wilson Witzel verpsrochenen sieben provisorischen Hospitälern nur zwei, und diese nur teilweise, in Betrieb genommen wurden. Die anderen fünf hätten eigentlich schon bis Ende April funktionieren sollen. Jetzt empfiehlt das Gesundheitsamt des Bundesstaates diese nicht mehr zu öffnen. Begründet wird dies unter anderem mit einer momentan ausreichenden Kapazität der bereits vorhandenen Einrichtungen und zu hohen Kosten.

Korruption und über 50.000 Tote
Rio de Janeiro ist nicht der einzige Bundesstaat, in dem Ermittlungen zur Veruntreuung von öffentlichen Mitteln zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie sowie wegen Korruption laufen. Ermittlungen zu überteuerten Einkäufen von Beatmungsgeräten und Sicherheitsausrüstung sowie Mauscheleien und Korruption bei provisorischen Hospitälern gibt es ebenso in Pará, Santa Catarina, São Paulo, Amapá, Roraima, Acre, Rondônia, Maranhão und Amazonas.

Im Bundesstaat Amazonas wurden beispielsweise Beatmungsgeräte über einen Weinladen gekauft. In Pará und anderen Bundesstaaten wurde nur ein Teil der georderten Beatmungsgeräte geliefert und die waren nicht geeignet zur Behandlung von Covid-Patienten.

Im Mittelpunkt der Untersuchungen stehen Verträge, deren Wert insgesamt 1,48 Milliarden Reais (derzeit etwa 260 Millionen Euro) beträgt. Währenddessen sind bereits über 50.000 Menschen an den Folgen von Covid-19 gestorben, etliche von ihnen während sie auf ein Beatmungsgerät und einen Platz auf einer Intensivstation warten mussten.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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