Ticker zum Coronavirus in Brasilien: 22. April 2020

In Brasilien sind bis zum Mittwoch (22.) 45.757 Menschen auf Covid-19 positiv getestet worden. Von Dienstag zu Mittwoch sind 2.678 Neuinfektionen registriert worden. Die Zahl der Todesopfer ist um 165 auf 2.906 angestiegen. Weltweit steht das südamerikanische Land bei der Zahl der Covid-19-Infektionen auf dem elften Platz.

Abgabe von Masken an den Bushaltestationen in Jundiai – Foto: Prefeitura de Jundiai

Gesundheitsminister Teich spricht von niedriger Infektionsrate und lobt Brasilien
Zum ersten Mal seit seinem Amtsantritt vor fünf Tagen hat Brasiliens neuer Gesundheitsminister Nelson Teich bei einer Pressekonferenz zum Coronavirus teilgenommen und dabei Brasilien gelobt. Es sei eins der Länder, das im Bezug auf Covid-19 am besten abschneide, so Teich.

Der hat sich dabei auf einen weltweiten Vergleich der Covid-Todesopfer pro einer Million Einwohner bezogen und sich bei den Zahlen vertan. Laut Worldometers kommen in Brasilien auf eine Million Einwohner 14 Covid-19-Tote. In Deutschland sind es 63. Die beiden Länder befinden sich allerdings in völlig unterschiedlichen Situationen. Während in Deutschland die Neuinfektionen abnehmen, steigen sie in Brasilien nach wie vor stark an.

Die Zahl der Covid-19-Infektionen in Brasilien stufte Teich als niedrig ein. Mit der aktuellen Rate werde eine Immunität von 70 Prozent der Bevölkerung nicht erreicht, so der Mediziner. Er rechnete dabei vor, dass selbst bei einer Infektionsrate von vier Millionen Menschen lediglich zwei Prozent der Brasilianer betroffen wären. Brasilien zählt etwa 212 Millionen Einwohner. Zu den schon jetzt katastrophalen Zuständen in einigen Krankenhäusern hat sich der Minister nicht geäußert. Stattdessen hat Teich Richtlinien für eine Flexibilisierung der Maßnahmen zur sozialen Isolation angekündigt. Die will er nächste Woche vorlegen.

Überfüllte Krankenhäuser in Belem und Rio de Janeiro
In einigen Städten des Landes steht das öffentliche Gesundheitswesen angesichts einer hohen Zahl von Covid-19-Patienten und Verdachtsfällen bereits vor großen Problemen. In Belem ist ein Mann vor den Türen eines Gesundheitspostens verstorben. In Rio de Janeiro hat ein Arzt per Video Alarm geschlagen.

Laut ihm fehlen bereits Beatmungsgeräte und müssten die Ärzte darüber entscheiden, wer eine Chance auf ein Überleben mit der Hilfe eines Beatmungsgerätes erhalte und wer nicht. Übefüllt sind vor allem die sogenannten UPAs, Gesundheitspostens, die zur Entlastung der Krankenhäuser dienen sollen. In den Krankenhäusern selbst wird von einer Belegung der UTIs von 80 Prozent berichtet. Patienten werden allerdings schon jetzt in Krankenhäuser umliegender Städte verlegt, wie es heißt.

Lockerungen der Isolationsregeln
Neun Bundesstaaten Brasiliens und der Hauptstadtdistrikt haben die Regeln zur sozialen Isolation gelockert. Im südbrasilianischen Bundesstaat Santa Catarina hat dies am ersten Tag in Blumenau und Camború hat dies in Shoppings zu eigentlich ungewünschten Menschenaufläufen geführt. Theoretisch sind trotz der Lockerungen Geschäfte und Shoppings eigentlich dazu verpflichtet, Distanzregeln von 1,5 Meter bei den Kunden durchzusetzen.

Minister wünscht sich positive Berichte zur Coronaviruskrise
Der Minister des Regierungssekretariats, Luiz Eduardo Ramos, wünscht sich eine positivere Berichtserstattung. Bei der Pressekonferenz am Mittwoch kritisierte er die Medien, die nur “Särge und Körper“ zeigen würden. Die massive Verbreitung negativer Fakten helfen seiner Meinung nach in nichts.

Brasilien setzt zur Coronavirusbekämpfung General ein
Ein General soll künftig das Gesundheitsministerium unterstützen. Als Nummer zwei, nach Gesundheitsminister Nelson Teich, hat Präsident Jair Bolsonaro General Eduardo Pazuello eingesetzt. Er soll Erfahrung in der Logistik haben, was im Moment sehr wichtig sei, heißt es.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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