Offizielle Zahlen belegen: Kahlschläge im Amazonas-Regenwald drastisch gestiegen

Jetzt ist es offiziell: die Kahlschläge im Amazonas-Regenwald sind zwischen August 2018 und Juli 2019 um 29,5 Prozent gestiegen. Zerstört wurde eine Fläche von 9.762 Quadratkilometern Regenwald, was etwa einem Viertel der gesamten Landesfläche der Schweiz entspricht.

Rettet den Regenwald – Foto: Cicero Pedrosa Neto/Amazonia-Real

Eine Zunahme der Rodungsfläche wurde angesichts der vom brasilianischen Raumforschungsinstitut Inpe regelmäßig veröffentlichten Daten über das System Deter bereits erwartet.

Die Zahlen waren von Brasiliens ultrarechten Präsidenten Jair Bolsonaro und Umweltminister Ricardo Salles noch im Juli angezweifelt worden, weil Deter auf Satellitenbildern mit einer geringeren Auflösung beruht und als Warnsystem für die Umweltbehörden eingesetzt wird.

Die nun am Montag (18. November) vorgelegten Daten bestätigen wie erwartet die von Deter bereits angezeigte traurige Tendenz einer Rodungszunahme. Dieses Mal stammen die Zahlen von dem System Prodes. Das arbeitet mit einer höheren Auflösung und bietet genauere Daten.

Nach diesen wurde zwischen August 2018 und Juli 2019 so viel Regenwald abgeholzt wie seit 2008 nicht mehr und wesentlich mehr, als über Deter registriert.

Die bisher größte Zahl wurde 1995 mit 29.059 Quadratkilometern erreicht. Ab 2006 konnten die Kahlschläge durch den Einsatz von Deter und verstärkten Kontrollen um 80 Prozent verringert werden. Der Tiefststand wurde 2012 mit 4.571 Quadratkilometern registriert. Seitdem nimmt die Zerstörung allerdings wieder zu.

Der bei der Präsentation anwesende Umweltminister Ricardo Salles verwies auf illegale Tätigkeiten, die es “seit Jahren“ in der Amazonas-Region gibt, wie illegale Schürfgruben, Holzgeschäft und Landnahme.

Einen hohen Zuwachs hat es bereits 2017/2018 gegeben. Spezialisten sehen in einer mangelnden Stellungnahme vergangener Regierungen zum Umweltschutz einen der Gründe. Hinzu kommen eine Stärkung der Agrolobby im Kongress, Gesetzesveränderungen und eine nahezu gegebene Straffreiheit.

Verwiesen wird auch auf die mehrfach geäußerten Kritiken Präsident Bolsonaros zu den Bußgeldbescheiden und Kontrollen durch die Umweltbehörden. Bolsonaro verspricht, den illegalen Bergbau zu regulieren und spricht offen von einer geplanten Ausbeutung Amazoniens.

Jetzt will Umweltminister Salles dennoch ein Treffen einberaumen, um Maßnahmen gegen die Regenwaldzerstörung zu besprechen. Er fordert nun einen “Umweltschutz mit Ergebnissen“. Fördern will er in der Amazonas-Region eine nachhaltige Wirtschaft, um der Bevölkerung Alternativen zu illegalen Beschäftigungen zu bieten, wie er es ausdrückt.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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