Kriminelle Netzwerke und Milizen stecken hinter Rodungen und Gewalt im Amazonas-Regenwald

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch macht für den Großteil der Rodungen und Brände im Amazonas-Regenwaldes kriminelle Netzwerke verantwortlich, die ihre Interessen auch mit Gewalt, Mord und Einschüchterungen durchsetzen. Angeheizt werden die illegalen Machenschaften durch eine scheinbare Straflosigkeit. Denn laut HRW versäumt der Staat eine Aufklärung der Gewaltverbrechen.

Rodungen im Amazonas-Regenwald – Foto: Ibama

“Wenn Brasilianer den Regenwald im Amazonasgebiet verteidigen, dann sind sie Bedrohungen und Angriffen durch kriminelle Netzwerke ausgesetzt, die in illegale Abholzungen verwickelt sind“, so Daniel Wilkinson von Human Rights Watch.

In dem am Dienstag (17.) vorgelegten Bericht “Rainforest Mafias: How Violence and Impunity Fuel Deforestation in the Brazili’s Amazon“ dokumentiert die Menschenrechtsorganisation 28 Morde, die zwischen 2015 und 2019 registriert wurden.

Vor Gericht landeten davon lediglich zwei. Laut HRW gibt es glaubwürdige Beweise dafür, dass die Verantwortlichen für die Morde an “illegalen Rodungen beteiligt waren und die Opfer als Hindernisse für die kriminellen Machenschaften galten“.

Zitiert wird in dem Bericht auch die Comissão Pastoral da Terra (CPT), die in den vergangenen zehn Jahren 300 Tötungen registriert hat. Zu einem Gerichtsverfahren kam es dabei nur in 14 Fällen. Hinzu kommen 40 dokumentierte Fälle von Morddrohungen und vier Tötungsversuche.

Von Gewalt und Verfolgung betroffen sind vor allem Mitglieder indigener Gemeinschaften und andere Bewohner des Regenwaldes, Umweltschützer und ebenso Kontrolleure der Umweltbehörden, die sich gegen die Umweltverbrechen stellen.

In Brasilien ist von “Máfias do ipê” die Rede, weil die kriminellen Netzwerke zunächst bevorzugt die Urwaldriesen der Art Ipê fällen, um deren Holz zu verkaufen. Erst dann wird die Fläche gerodet, abgebrannt, für eine Beweidung vorbereitet und dann häufig an Fazendeiros verkauft.

Berichtet wird von einem ausgeklügelten System in das auch bewaffnete Milizen eingebunden sein sollen.

Die Menschenrechtsorganisation wirft dem Staat schwere Versäumnisse vor. “Solange das Land nicht die Gewalt und die Gesetzlosigkeit bekämpft, die illegale Abholzungen erleichtern, wird die Zerstörung des größten Regenwaldes der Welt ungebremst weitergehen.“

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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