Brasiliens Regierung will Erleichterungen für Ackergifte durchsetzen

Brasilien gilt als Weltmeister, was den Verbrauch von Agro-Chemikalien angeht. Die Regierung des rechtspopulistischen Jair Bolsonaro will davon nichts wissen, sondern das Genehmigungsverfahren für neue Pflanzenschutzmittel noch erleichtern. Dabei geht es auch um Zulassungen von Agrogiften, die in europäischen Ländern bereits verboten sind.

Grosslandwirtschaft – Foto: Cleverson Beje / ANPr

In den ersten drei Monaten der Regierung Bolsonaros sind bereits 121 neue Chemikalien zur Ausbringung auf Acker und Feld zugelassen worden. Insgesamt können damit 2.149 Produkte auf dem brasilianischen Markt kommerzialisisert werden.

Von der Landwirtschaftslobby wird kritisiert, dass vom Antrag bis zur Zulassung bis zu acht Jahre vergehen können. Sie fordern eine Flexibilisierung und sprechen von einer Anpassung eines längst überholten Gesetzes. Unterstützung findet die starke Agrolobby bei Landwirtschaftsministerin Tereza Cristina, die sich offen für Vereinfachungen bei Kontrolle und Zulassung ausspricht.

Laut dem Gesundheitsverband Associação Brasileira de Saúde Coletiva gilt Brasilien seit 2008 als der größte Markt für Agro-Chemikalien weltweit. 2017 sollen mit dem Verkauf von ihnen 8,9 Milliarden Dollar umgesetzt worden sein, 18 Prozent des Weltmarktes.

Laut Larissa Mies Bombardi von der Universität São Paulo ist beinahe ein Drittel der in Brasilien zugelassenen Inhaltsstoffe in der Europäischen Union verboten, wie das als hochgiftig eingestufte Pestizit Paraquat, das Herbizid Atrazin und das Schädlingsbekämpfungsmittel Acephat.

Auch in den erst jüngst zugelassenen Ackergiften sind in Europa verbotene Wirkstoffe enthalten, wie das Herbizid Imazethapyr und das Pestizid Sulfentrazone. Die Mehrheit der Hersteller dieser Produkte hat ihren Hauptsitz in europäischen Ländern.

Während in Europa über ein Verbot von Glyphosat diskutiert wird, hat die brasilianische Aufsichtsbehörde Anvisa zudem im Februar einen Bericht abgeschlossen, nach dem Glyphosat keinerlei Risiko für die menschliche Gesundheit mit sich bringt. Von der Weltgesundheitsbehörde ist es hingegen als “möglicherweise krebserzeugend“ eingestuft worden.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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