Jede vierte Brasilianerin von Gewalt betroffen

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Beinahe 16 Millionen Frauen sind im vergangenen Jahr in Brasilien verbal oder tätlich angegriffen worden. Auch wenn die Übergriffe mittlerweile stärker in die Medien gelangen, scheinen sie dennoch in der Öffentlichkeit weniger wahr genommen zu werden, wie eine Studie des brasilianischen Sicherheitsforums in Partnerschaft mit dem Institut Datafolha zeigt.

Der von den beiden Einrichtungen vorgelegte Bericht ”A vitimização de mulheres no Brasil” zeigt ein erschreckendes Bild auf. Danach haben 27,4 Prozent der Frauen mit mehr als 16 Jahren 2018 mindestens einmal eine Form von Gewalt erlebt, die von Bedrohungen und Beschimpfungen bis hin zu tätlichen Angriffen und Schlägen reicht. 2017 waren es 28,6 Prozent.

Gleichzeitig ist hingegen die Wahrnehmung von Gewalt auf Straßen oder in der Öffentlichkeit gesunken. Nach der Studie haben 2017 39 Prozent der Befragten Gewalt gegen Frauen in der Öffentlichkeit beobachtet. 2018 waren es nur noch 29 Prozent.

Die Forscher befürchten, dass es sich um eine Banalisierung des Problems handeln könnte, verweisen aber auch darauf, dass sich die Gewalt auf Orte hinter verschlossenen Türen verschieben könnte.

Als häufigste Form der Angriffe werden verbale Attacken genannt. Allerdings werden 3,6 Prozent der von Gewalt betroffenen Frauen ebenso schwer geschlagen oder sogar Versuche von Erwürgen. Hochgerechnet wären damit 1,6 Millionen Brasilianerinnen davon betroffen.

76 Prozent der Frauen kennen ihre Peiniger. An erster Stelle stehen Ehemänner oder Partner. 21 Prozent der genannten Fälle wurden jedoch von Nachbarn ausgeübt und 15 Prozent von ehemaligen Partnern.

Zugenommen haben Angriffe gegenüber Frauen in der digitalen Welt von Apps und Sozialen Netzwerken. Sie sind von einem auf acht Prozent gestiegen. Die Forscher sehen darin eine Gefahr. Da verbale Gewalt laut ihnen oft ein erster Schritt zu tätlichen Übergriffen ist.

Ein weiteres Problem ist, dass nur etwa zehn Prozent der Betroffenen die Angriffe bei den eigens für Frauen eingerichteten Polizeistationen angezeigt haben. Gleichzeitig gibt es allerdings nur in acht Prozent der über 5.000 Munizipe Brasiliens überhaupt eine Frauen-Polizeidienststelle.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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