Brasilien: Trikot der Canarinhos soll Nation vereinen

Sie wollen sich den Hexa holen, den sechsten Weltmeistertitel des Herrenfußballs. Die Chancen sind groß, befinden Kommentatoren und die Brasilianer hoffen, dass sie anders wie vor vier Jahren dieses Mal Recht behalten.

Das brasilianische Maskottchen „Canarinho“ in London – Foto: Lucas Figueredo/CBF

Der Ausgang des Freundschaftsspiels vom Sonntag (10.) zwischen der Seleção und Österreich wird als gutes Zeichen gewertet. Über elf Spiele hinweg haben die Österreicher kein einziges verloren. Dann kamen die Brasilianer. Die haben nur wenige Tage vor WM-Beginn mit einem 3:0 gegen die Alpenmannschaft Stärke bewiesen und die Siegessträhne der Österreicher unterbrochen.

Bei der WM sind die Österreicher nicht dabei. Dabei sind aber die Schweizer, und die werden von den Brasilianern mal eben mit ihrem Landesnachbarn verglichen. Bei den Gruppenspielen werden sie die ersten Gegner der Canarinhos sein. Sie sind nicht zu unterschätzen, wie die Kommentatoren betonen. Im Unterton schwingt aber die Zuversicht auf einen positiven Spielausgang und WM-Auftakt mit.

In den Medien wird Zuversicht verbreitet. “Brasilien auf dem Weg zum Hexa“ lautet das Motto, das über Sportsendungen und ebenso in Werbespots für Deos, Bier und andere Artikel im Kanon ertönt. Persönlichkeiten aus Sport und Fernsehen geben Tipps ab. Auch sie setzen unisono auf die Seleção, ihren Favoriten für die Fußball-WM in Rußland.

Beworben wird ebenso das gelbe Trikot der Seleção. Das wurde bei den Mega-Demonstrationen gegen die Ex-Präsidentin Dilma Rousseff vor zwei Jahren vor allem von der Mittelschicht Brasiliens zur Schau gestellt.

Jetzt soll es wieder aus dem Schrank geholt werden und die Nation vereinen, nachdem es vor zwei Jahren zum Symbol einer Trennung der Gesellschaftsschichten und politischen Gesinnungen geworden war.

Noch ist die Bevölkerung selbst verhalten. Sie träumt von einem sechsten Titel, erinnert sich aber noch genau an das 1:7-Debakel gegen Deutschland vor vier Jahren, im eigenen Land…

Und dann ist da noch die politische Situation, mit all ihren Unabwägbarkeiten, in Korruption verwickelte Minister und mutmaßlich auch des Präsidenten, Einsparungen bei Bildung, öffentlicher Sicherheit und Gesundheit, eine steigende Armut und eine extrem hohe Gewaltrate.

Noch ist das WM-Fieber nicht wirklich ausgebrochen. Vielleicht ändert sich das ja mit dem Auftaktspiel der Seleção am 17. Juni.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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