Brasilien: Brummifahrer-Streik – Treibstoffmangel und Chaos

Etwa die Hälfte aller Lastwagenfahrer Brasiliens streiken. Die Auswirkungen sind schon nach drei Tagen zu spüren: Treibstoffmangel an Tankstellen, Flughäfen und Häfen, Chaos im öffentlichen Nahverkehr und Probleme bei der Versorgung und Handel.

Seit Montag haben etwa 500.000 Lastwagenfahrer 270 Staats- und Bundesstraßen Brasiliens blockiert. Ausgelöst wurde der Streik durch erneute Erhöhungen des Dieselpreises. Der ist seit Juli 2017 um 50 Prozent gestiegen, nachdem die Regierung Michel Temers dem halbstaatlichen Ölkonzern Petrobras eine Autonomie bei der Preisgestaltung für die Treibstoffe eingeräumt hatte.

Lastwagen-Streik – Foto: Marcelo Pinto/APlateia

Um den Streik einzudämmen wurde von Petrobras am Mittwoch (23.) ein Nachlass für Diesel von zehn Prozent angekündigt. Der sollte aber nur für 14 Tage gelten und wurde von den Streikenden als nicht ausreichend befunden.

Präsident Temer beließ es bei einem Appell, doch für zwei bis drei Tage die Blockaden aufzuheben sowie bei Verhandlungen. Während die schleppend verlaufen, hat die Abgeordnetenkammer bereits der gefordeten Aufhebung der den Diesel belastenden Steuer PIS/Confins für den Transportbereich zugestimmt. Noch fehlt aber eine Abstimmung im Senat.

Währenddessen bekommen Handel und Bevölkerung die Auswirkungen des Streiks zu spüren. Schon am Mittwoch war wegen Spritmangels in einigen Metropolen wie São Paulo und Rio de Janeiro nur noch ein Teil der Omnibusflotte des öffentlichen Nahverkehrs in Betrieb. An sechs Flughäfen, einschließlich São Paulo, hieß es, dass nur noch Landungen von Flugzeugen mit aufgeladenen Tanks zugelassen würden.

Vor den Tankstellen vieler Städte haben sich auf der Suche nach Sprit lange Schlangen gebildet. Einige Tankstellen mussten bereits sperren. Andere haben die Mangelsituation ausgenutzt und den Benzinpreis mal eben auf bis zu neun Reais (umgerechnet etwa 2,15 Euro) pro Liter verdoppelt.

Viele Großmarkthallen sind bereits am Mittwoch leer geblieben, weil keine Waren mehr angeliefert werden konnten. Bauern mussten mangels Transportmöglichkeiten ihre Milch wegschütten. Betroffen sind nahezu sämtliche Bereiche. Probleme werden auch von den Häfen des Landes gemeldet. Die Rede ist von Verlusten in Milliardenhöhe.

Während die Verhandlungen zur Auflösung des Streiks noch laufen, haben andere Gewerkschaften ihre Unterstützung und ebenso Proteste angekündigt.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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