São Paulo: Brand und Einsturz von Hochhaus wirft Fragen über Sicherheit und Wohnungsnot auf

Im Zentrum der brasilianischen Millionenstadt São Paulo ist bei einem Brand ein 24-stöckiges Gebäude eingestürzt. Offiziell ist von einem Vermissten und vermutlichen Todesopfer die Rede. Allerdings haben sich von den 372 registrierten Bewohnern des Hochhauses 34 bisher noch nicht gemeldet. Mindestens 118 Familien sollen all ihr Hab und Gut verloren haben.

Hochhausbrand in São Paulo – Foto: Rovena Rosa/Agencia Brasil

Bewohnt wurde das vom “Movimento Sem Teto“ seit einigen Jahren besetzte Gebäude von etwa 150 Familien. Vom Staatsministerium war 2015 allerdings aus Sicherheitsgründen eine Inspektion des in den 60er Jahren errichteten Stahl-Beton-Gebäude beantragt worden.

Von den Behörden heißt es hingegen, dass es keine strukturellen Probleme gegeben hätte, es aber nicht als Wohnhaus geeignet gewesen sei. Errichtet worden war es ursprünglich als Büro- und Verwaltungsgebäude. Vor seiner Besetzung hat es als Gebäude der Bundespolizei gedient.

Neben der Zahl der Opfer ist auch die Frage der Brandursache noch ungeklärt. Dass sich das im fünften Stockwerk ausgebrochene Feuer so schnell ausbreiten konnte, wird auf eingebaute Sperrholzwände und leerstehende Aufzüge zurückgeführt. Letztere haben wie ein Kamin gewirkt.

Der Brand hat sich ebenso auf nahestehende Gebäude ausgeweitet. Eine benachbarte evangelisch-lutheranische Kirche wurde teilweise zerstört. Fünf Gebäude wurden von der Stadtverwaltung vorübergehend gesperrt.

Nach der Tragödie wollen die Behörden nun im Zentrum der Metropole 70 besetzte Gebäude inspizieren. Sie sollen sich in einem ähnlichen Zustand wie das eingestürtzte befinden.

Die Katastrophe wirft aber nicht nur Fragen über die Sicherheit auf, sondern ebenso über ein altes Problem: das von fehlenden Wohnungen für sozial schwache Schichten oder in Bedrängnis geratene Menschen, die sich angesichts der geringen Löhne oder Arbeitslosigkeit die teuren Mieten nicht leisten können.

Offizielle Zahlen über Wohnungslose in São Paulo gibt es nicht. Die Rede ist indes von 206 besetzten Gebäuden und 46.000 Familien, die mangels anderer Alternativen dort untergekommen sind. Das Wohungsdefizit der Metropole wird indes auf 360.000 Einheiten geschätzt.

Auf den Straßen und unter den Brücken São Paulos sollen nach der letzten Zählung, aus dem Jahr 2015, etwa 15.000 Menschen leben. Angesichts der Wirtschaftskrise dürfte ihre Zahl in den vergangenen Jahren noch zugenommen haben. Gleichzeitig stehen allein in São Paulo über 480 staatliche Gebäude und Hochhäuser leer.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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