Geoglyphen im Amazonas-Regenwald geben „verlorene“ Dörfer preis

Hunderte Geoglyphen in der Amazonas-Region stellen die bisherige Annahme auf den Kopf, dass weite Bereiche des Regenwaldes unberühte Flecken sind. Angesichts der großen Zahl von entdeckten Erdzeichen gehen die Wissenschaftler nun vielmehr von einer stärkeren Besiedlung aus.

Geoglyphen im Amazonas – Foto: Screenshot Video

Nach einer im Wissenschaftsmagzin “Nature Communications“ veröffentlichten Studie befinden sich in einem Gebiet, das mit 400.000 Quadratkilometern größer als Deutschland ist, 1.000 bis 1.500 Bodenbilder. Etwa 600 von ihnen wurden bereits identifiziert.

Genauer untersucht haben eine Gruppe von Wissenschaftlern der Universität Exeter und brasilianische Forscher 81 von ihnen. Sie liegen im südlichen Amazonasbereich in den Flußbecken Juruena und Teles Pires, die den Fluß Tapajós bilden.

Die Kreise, Quadrate und anderen Formen weisen laut den Forschern einen Durchmesser von 30 bis 400 Meter auf. Noch ist der Zweck der Geoglyphen unklar. Ausgegangen wird von rituellen Plätzen oder auch Dörfern.

Entdeckt haben die Wissenschaftler ebenso Töpferwaren, Kohlereste und “terra preta“. Die “terra preta“ (schwarze Erde) deutet auf eine längere Besiedlung hin, heißt es, da sie durch die Einwirkung des Menschen entsteht, ähnlich wie bei der Anlage eines Komposts. Sie weist auf eine Landbewirtung hin, bei dem der Wald aufrecht erhalten wird und Kulturen in Symbiose mit Bäumen angebaut werden.

Aufgrund der Funde und historischen Überlieferungen wird davon ausgegangen, dass allein in der untersuchten Region in der Vor-Kolumbus-Zeit etwa ein Millionen Menschen von und mit dem Regenwald gelebt haben. Bisher ist für ganz Amazonien von dieser Zahl ausgegangen worden.

Auch sollen die Dörfer von bis zu 2.500 Einwohnern untereinander verbunden gewesen sein und Handel oder Austausch betrieben haben.

Das Verschwinden der Völker wird durch die Ankunft der Europäer erklärt, mit denen ebenso Krankheiten gekommen sind.

Aufmerksam geworden sind die Archäologen auf die Erdbilder ausgerechnet durch die Kahlschläge. Durch sie sind die unter dem dichten Baumkronen der Urwaldriesen liegenden Formen erst sichtbar geworden. Weitere Forschungen können mit Hilfe eines optischen Radares (LIDAR – Light Detection And Ranging) künftig aber auch im Regenwald selbst ausgemacht werden, so die Wissenschaftler.

© 2003-2024 BrasilienPortal by sabiá brasilinfo
Reproduktion der Inhalte strengstens untersagt.
AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

Letzte News