Brasilien: Von Gleichstellung keine Spur: Schwarze Frauen besonders benachteiligt

In Brasilien haben Frauen eine bessere Ausbildung, arbeiten mehr und verdienen dennoch weniger, als ihre männlichen Kollegen. Noch düsterer sieht es für schwarze Frauen aus. Für sie ist nicht nur die Kluft bei den Gehältern wesentlich größer. Sie sind auch wesentlich öfter Opfer von Gewalt und von Müttersterblichkeit.

Dia Internacional da Mulher (Tag der Frauen) – Foto: Paulo Pinto/AgenciaPublicas

Nach dem Global Gender Gap Report des Weltwirtschaftsforums liegt Brasilien in Sachen Gleichstellung von 144 Ländern auf dem 90. Platz, hinter Argentinien, Peru und Venezuela. Werden nur die Gehälter betrachtet, belegt es lediglich den 129. Rang.

Während die brasilianischen Männer durchschnittlich 2.306 Reais (umgerechnet derzeit etwa 576,50 Euro) verdienen, erhalten die Frauen lediglich 1.764 Reais (etwa 441 Euro). Bei einer gleichen Ausbildung in gleichwertiger Anstellung liegt der Unterschied bei 30 Prozent. Schwarze Frauen verdienen gegenüber weißen Männern hingegen um 60 Prozent weniger.

Unter den CEOs nimmt der Frauenanteil in Brasilien langsam zu. 2017 ist ihr Anteil von elf auf 16 Prozent gestiegen. Schwarze Geschäftsführerinnen stellen hingegen gerade einmal ein knappes Prozent.

Mit einer schlechteren Schulbildung lässt sich die Ungleichheit in Brasilien längst nicht mehr erklären. Laut Daten des Statistikamtes IBGE besuchen 73,5 Prozent der Mädchen den “ensino médio“ (Mittelschule). Bei den Jungen sind es nur 63,2 Prozent. Auch beim Studium haben die Mädchen die Nase vorn.

Einen Hochschulabschluß können 23,5 Prozent der Frauen vorweisen. Bei den Männern liegt der Anteil nur bei 20,7 Prozent. Bei Führungspositionen setzen sich dennoch die Männer durch. Sie haben 62,2 Prozent der Führungsposten inne. Im brasilianischen Parlament sind die Frauen zudem nur mit 10,5 Prozent vertreten.

Erschreckend sind die Statistiken, was die Gewalt betrifft. Nach einer UN-Studie sind 43 Prozent der Brasilianerinnen von häuslicher Gewalt betroffen. Mit eigens eingerichteten Polizeidienststellen für Frauen konnte in den vergangenen Jahren zumindest die Mordrate von weißen Frauen um zehn Prozent gesenkt werden.

Bei schwarzen Frauen ist sie hingegen um 54 Prozent gestiegen. Auch bei der Müttersterblichkeit sind vor allem Afrobrasilianerinnen betroffen. Sie stellen 63 Prozent der nach oder bei der Geburt verstorbenen Frauen.

Die Gleichstellung der Geschlechter erhält in Brasilien deshalb noch die Dimension der Herkunft und der Hautfarbe. Auch darauf wird am heutigen internationalen Frauentag (8.) in dem südamerikanischen Land mit Demonstrationen und Veranstaltungen in etlichen Städten aufmerksam gemacht.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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