Brasilien bei Morden an Menschenrechtsvertretern in Amerika an Spitze

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Brasilien ist eins der gefährlichsten Länder für Menschenrechtsvertreter. 75 Prozent der Morde an Aktivisten auf dem amerikanischen Kontinent sind in Brasilien geschehen. Weltweit trägt das südamerikanische Land einen Anteil von 23,5 Prozent.

Im Jahr 2016 sind in Brasilien 66 Menschen umgebracht worden, die sich für den Umweltschutz, die indigenen Rechte oder das eigene Land eingesetzt haben. Weltweit waren es laut der Organisation Front Line Defenders 281 Männer und Frauen.

“In Brasilien die Menschenrechte zu verteidigen, ist eine risikoreiche Aktivität“ heißt es von der brasilianischen Regionalvertretung Amnesty Internationals. In keinem anderen Land Amerikas werden Jahr für Jahr so viele Menschenrechtsvertreter ermordet, wie in Brasilien.

Die Zahlen sind dabei steigend. Für 2017 wird ebenso von einer weiteren Zunahme ausgegangen. Allein in den ersten acht Monaten dieses Jahres sind bereits 58 Opfer verzeichnet worden.

In Brasilien sind neben indigenen Sprechern Landarbeiter die Hauptopfer. Als trauriges Beispiel wird in dem von Amnesty International am Dienstag (5.) vorgelegten Bericht unter anderem das Massaker in Pau D’Acro im Bundesstaat Pará aufgeführt.

Dort sind im Mai dieses Jahres bei einem vorgeschobenen Polizeieinsatz zehn Menschen erschossen worden. Nur zwei Monate später ist ein Repräsentant der Siedlung ermordet worden.

Ein anderes Beispiel bezieht sich auf den Mord an einem Indiovertreter des Volkes der Guarani Kaiowá in Mato Grosso do Sul (2016).

Laut Amnesty International werden Drohungen und erste Anzeichen von möglichen Verbrechen von Behörden und Staat oft nicht ernst genommen.

Etliche Opfer könnten vermieden werden, so die Organisation. Zur tödlichen Gewalt trägt auch das Gefühl der Straflosigkeit bei. Das gilt weltweit und auch für Brasilien. In dem Land werden weniger als zehn Prozent aller Verbrechen aufgeklärt.

Das brasilianische Menschenrechtsministerium spricht in einer Mitteilung von der Anerkennung der Wichtigkeit der Arbeit der Menschenrechtler, verweist aber darauf, dass es von den Aktivisten keine Anträge für eine Aufnahme in ein Schutzprogramm gegeben hätte.

Bei den Morden in Pará sind nach einem Medienrummel immerhin 13 MilitärpPolizisten und zwei Zivilpolizisten angezeigt und verhaftet worden. Im Fall des Guarani Kaiowá wurden zunächst zwar fünf Großlandwirte und zwei Indios festgenommen, die Fazendeiros jedoch unlängst wieder auf freien Fuß gesetzt.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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