São Paulos größter Fluss ist trotz 2,7 Milliarden Dollar Investitionen tot

Etwa 2,7 Milliarden US-Dollar sind in den vergangenen 25 Jahren in die Sanierung des Rio Tietê geflossen. Sauberer ist er dadurch nicht geworden. Dennoch sagen Experten, dass es ohne diese Investitionen noch düsterer um den größten Fluss des Bundesstaates São Paulo aussehen würde.

In der Megametropole selbst gleicht dieser eher einem Abwasserkanal,. Auf einer Strecke von 130 Kilometer ist der Sauerstoffgehalt des Flusses praktisch Null, gibt es keinerlei Leben in ihm, wie es von der Organisation SOS Mata Atlântica heißt. Die monitoriert den Rio Tietê seit Jahren.

Arbeiten am Rio Tietê – Foto: Diogo Moreira/A2img

Das Problem ist keineswegs neu. Vor 25 Jahren hat der Bundesstaat São Paulo ein Programm zur Wiederbelebung des Tietê aufgelegt. Unternommen wurden seitdem etliche Versuche, ihn wieder in einen Fluss zu verwandeln. Damals wurden 70 Prozent der Hausabwässer gesammelt, aber nur 17 Prozent in Kläranlagen behandelt.

Heute fließen nach offiziellen Angaben 87 Prozent der Hausabwässer in die Kanalisation, behandelt werden 59 Prozent. Der Rest gelangt nach wie vor ungeklärt in den Tietê. In der Stadt São Paulo werden 66 Prozent der Abwässer geklärt, bevor sie in den Fluss abgelassen werden.

Die Abwassermengen sind enorm. Etwa 22 Millionen Menschen leben im Großraum der Megametropole. Zwei Fünfteln von ihnen tragen durch die ungeklärte Einleitung zur Verschmutzung des Tietê bei. Es sind nicht die Industrieabwasser, sondern die Haushaltsabwasser, die den Hauptteil der Schmutzeinträge stellen.

Dass die Sanierung so schleichend vorangeht hat mehrere Gründe. Rohre müssten unter bestehenden Gebäuden und Hochhäusern verlegt werden. Eine Bremse sind ebenso irregulär besiedelte Flächen, auf die das Abwasserunternehmen Sabesp keinen Zugriff hat.

Unter einen Hut gebracht werden müssten 39 Munizipe. Sie müssten sich nicht nur dem Bau eines umfassenden Kanalisations- und Klärungssystems annehmen, sondern ebenso einer Flächenplanung.

Doch selbst eine solche ist nicht immer hilfreich. Plötzliche Änderungen im Bebauungsplan im Bezug auf die Siedlungsdichte überfordern so manches Mal das bereits installierte Abwassersystem. Hinzu kommen 134.000 Gebäude, an denen die Rohre direkt vorbeiführen und die Kapazität der Kläranlagen für sie ausreichen würde.

Auf einen Anschluß wird nicht nur mangels Wissen verzichtet, sondern ebenso um das System zu unterlaufen und keine Gebühren bezahlen zu müssen. Etliche der Fälle kommen in betuchteren Stadtvierteln vor.

Malu Ribeiro von SOS Mata Atlântica spricht von einem umfassenden Problem. Notwendig wäre ebenso eine umfassende Sozialpolitik, um eine Besiedlung an den Ufern des Tietê zu verhindern. Vor allem ärmere Gesellschaftsschichten weichen auf diese günstigeren oder irregulären Flächen aus.

Dem Tietê müsste wieder ein Uferrandstreifen gegeben werden, mit dem die Selbstreinigung gefördert wird. Vor allem müsste es aber einen politischen Willen auf allen Ebenen, der Munizipe, des Bundesstaates und des Landes geben.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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