Morde und Gewalt an Journalisten erschüttert Pressefreiheit Brasiliens

Foto: Marcelo Camargo/Agência Brasil
Foto: Marcelo Camargo/Agência Brasil
Nach einem Bericht der internationalen Organisation “Reporters Sans Frontieres“ (RSF) belegt das südamerikanische Land im weltweiten Ranking der Pressefreiheit lediglich den 104. Platz.

Ein Grund dafür ist die hohe Zahl an Journalisten und Medientätigen, die während der Ausübung ihres Berufes ermordet worden sind.

Allein in diesem Jahr sind bereits vier Morde an Journalisten registriert worden, weltweit sind es 47. Mit der Zahl steht Brasilien hinter Mexiko (12 Tote), Syrien (7 Tote) und Jemen (5 Tote) auf dem vierten Platz. Erschreckend ist die Bilanz der vergangenen vier Jahre.

Seit 2012 sind in Brasilien 22 Vertreter der Medienbranche wegen ihrer Arbeit, Aufdeckungen und Veröffentlichungen gewaltsam ums Leben gekommen.

Laut RSF hat die Mehrheit von ihnen an Recherchen zur Korruption, öffentlichen Sicherheit und dem organisierten Verbrechen in kleineren und mittleren Städten des Landes gearbeitet. Registriert hat die Organisation seit 2010 zudem eine spürbare Erhöhung der Mordfälle.

Dass auch die Polizei mit Journalisten nicht zimperlich umgeht, wird bei Demonstrationen immer wieder deutlich. Vorgegangen wird gegen sie mit Schlagstock, Pfefferspray, Gummigeschossen und Gasbomben.

Selbst Attacken mit Fahrzeugen sind vermeldet worden sowie die Zerstörung von Kameras und Filmmaterial. Insgesamt ist es nach Angaben des brasilianischen Journalistenverbandes Abraji zwischen Mai 2013 und September 2016 zu etwa 300 Übergriffen gekommen.

In 224 Fällen waren Polizei und Sicherheitskräfte für die Gewalt verantwortlich, in 75 Fällen ist sie von Demonstranten ausgegangen.

Neben der physischen Gewalt gibt es Versuche der Einschüchterung. Selbst von der Justiz gibt es Beispiele von Vorgängen gegen die Pressefreiheit.

Nach der Veröffentlichung über ungewöhnlich hohe Einkommen von Richtern wurden die Reporter der Materie beispielsweise mit 37 Prozessen und Schadensersatzforderungen überschüttet, obwohl in Brasilien nach dem Transparenzgesetz die Gehälter öffentlicher Angestellter offen gelegt werden müssen.

All das hat dazu beigetragen, dass Brasilien zwischen 2015 und 2016 im internationalen Ranking zur Pressefreiheit um fünf Positionen auf Platz 104 abgerutscht ist. Im Jahr 2002 hatte das Land hingegen den Rang 54 belegt.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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