Ein Modevergleich: Brasilien und die Schweiz

Leicht bekleidete Samba-Queens mit auffälligem Haarschmuck im knappen, mit Glitzersteinen verzierten Kostüm: Beim Stichwort „Mode in Brasilien“ haben viel diese Bilder im Kopf. Doch ist das nicht letztlich genauso ein Klischee wie das Bild vom Schweizer im traditionellen Trachtenlook?

Natürlich findet man in Brasilien ebenso die erwähnten exotischen Kostüme wie in der Schweiz kurze Lederhosen, Kutteli oder Spitzenröckchen. Doch sie bestimmen keineswegs den Alltagslook. Was unterscheidet also brasilianische von der Schweizer Mode?

Brasilien – das sonnige Klima prägt auch die Mode

img_7793Ganz aus der Luft gegriffen ist das Klischee der leichtbekleideten Brasilianer nicht. Dafür gibt es einen nachvollziehbaren Grund: das Klima. Im Süden herrscht südtropisches Klima mit hoher Luftfeuchtigkeit – nur im Winter wird die Luft etwas trockener. Im Norden hingegen ist das Wetter ganzjährig feucht-heiß. Und so verwundert es wenig, dass die einheimischen Modedesigner zunächst vor allem mit brasilianischen Bikinis und extravaganter Strandmode international Trends setzten, wie wir bereits in einem unserer Artikel berichteten. Inzwischen gibt es zahlreiche Designer, die typisch brasilianische Streetwear über die Landesgrenzen hinaus bekannt machen konnten.

Typisch brasilianisch sind die sogenannten Bombachas. Ursprünglich waren sie bequeme Hosen für Cowboys. Diese Baumwollhosen werden sowohl von Frauen wie auch Männern getragen und oft mit weißen Blusen oder Ponchos kombiniert. Ein sehr traditionelles Kleidungsstück aus dem brasilianischen Bergland ist das Baiana-Kleid: ein farbenfroher, knöchellanger Rock, zu dem häufig High Heels getragen werden. Doch auch in der modernen Alltagsmode sind kurze Kleider bei den Brasilianerinnen sehr beliebt. Dasselbe gilt für die Jeans, die in Brasilien allerdings oft sehr viel enger geschnitten ist als in der Schweiz. An den sonnigen Stränden Brasiliens dominieren Bermuda-Hosen und helle Shirts die Mode.

Schweiz – zwischen Trachtenlook und zurückhaltender Diskretion

Gibt es überhaupt so etwas wie eine typische Schweizer Mode? Der Modeexperte Jeroen van Rooijen verneint diese Frage. Ihm zufolge sei es „der Schweiz nicht gelungen, ein eigenes modisches Profil auf der Weltkarte zu etablieren.“ Bekannt ist die Schweizer Mode höchstens für ihren Trachtenlook. Und natürlich werden Dirndl und Lederhosen zu bestimmten Festlichkeiten gern mal aus dem Schrank geholt – doch die städtische Mode in der Schweiz prägen sie keineswegs.

Tatsächlich ist es schwer, einen typischen Schweizer Modestil zu identifizieren, denn im Gegensatz zum Brasilianer mag der Schweizer es meist diskret: Im Business trägt er laut van Rooijen meist mittelgute und mittelgraue Anzüge, in der Freizeit kurzärmlige Hemden. Zwar gibt es inzwischen durchaus einige Schweizer Modelabels, die meisten davon sind international allerdings weitgehend unbekannt. Vor allem die ältere Generation mag es lieber unauffällig – nicht gerade ideale Voraussetzungen für die Etablierung eines Modestils, der im Gedächtnis bleibt.

OLYMPUS DIGITAL CAMERADie jüngere Generation ist etwas experimentierfreudiger, doch da sie sich an den Modetrends der großen Metropolen orientiert, lässt sich auch dort kaum so etwas wie ein nationaler Modestil erkennen. Das gilt allerdings nicht nur für die Schweiz, sondern allgemein für den deutschsprachigen Raum. Allerdings lassen sich multikulturelle Einflüsse durchaus auch in der brasilianischen Mode erkennen. Wesentliche Unterschiede resultieren vor allem aus den klimatischen Bedingungen: Während man bei brasilianischen Modelabels wie Lenny häufig nur luftig leichte Kleidung und Bikinis findet, bieten die Modeketten im deutschsprachigen Raum meist eine umfassende Auswahl, die vom leichten Shirt bis zum bodenlangen, gefütterten Wintermantel reicht: Das gilt für exklusive Schweizer Modelabel wie Akris genauso wie für das deutsche Modeunternehmen Ulla Popken oder junge österreichische Modelabels wie diptych.

Fazit

Durch das Aufgreifen multikultureller Einflüsse verblassen die Unterschiede zwischen Brasilien und der Schweiz allmählich, sodass sich Abweichungen vor allem bei der traditionellen Mode zeigen. Die deutlichsten Unterschiede resultieren vor allem aus klimatischen Bedingungen. Eines sollten Schweizer Urlauber in Brasilien allerdings bedenken: Der Gammellook ist dort out. Von Kindesbeinen an lernen die Brasilianer, besonderen Wert auf ein gepflegtes Erscheinungsbild zu legen. Die bequeme Jogginghose lassen Sie also besser zu Hause.

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AutorIn: Dietmar Lang · Bildquelle: Dietmar Lang / IAP Photo

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