Brasilien setzt auf Gemüse statt Tabakanbau

Foto: Associação dos Fumicultores do Brasil (Afubra)
Foto: Associação dos Fumicultores do Brasil (Afubra)
In Brasilien wird weniger geraucht. Nach Daten des Gesundheitsministeriums ist die Zahl der Raucher im vergangenen Jahrzehnt um 33,8 Prozent gesunken. Für die Tabakanbauer bedeutet dies die Notwendigkeit, neue Wege zu suchen. Betroffen sind davon über 159.000 Familien, die vor allem im Süden Brasiliens Tabak anbauen.

Wer seit Jahrzehnten Tabak kultiviert, wird nicht über Nacht zum Gemüsebauer. Es mangelt nicht nur am Wissen über den Anbau anderer Kulturen, sondern ebenso über notwendige Strukturen. Auch der Anschluß an andere Kooperativen und das Aufbauen von Verbindungen zu möglichen Käufern anderer Produkte nimmt Zeit in Anspruch. Die meisten der Tabakproduzenten gelten als Kleinlandwirte, da sie im Durchschnitt lediglich 15 Hektar bewirtschaften.

Um ihnen die Umstellung zu erleichtern, hat die Regierung für den Zeitraum zwischen 2015 und 2017 Investitionen in Höhe von 53 Millionen Reais (umgerechnet derzeit etwa 15 Millionen Euro) für die technische Assistenz bei der Umstrukturierung der Höfe vorgesehen. Derzeit werden damit etwa 30.000 Familienbetriebe des Tabakanbaus auf ihren Weg zum Anbau anderer Kulturen beraten und betreut.

Jetzt stellt sich dem Umstrukturierungsprozess jedoch ein anderes Problem in den Weg. Seit diesem Monat haben Tabakanbauer nur noch dann Zugang zum Kredit des Programmes Pronaf (Nationales Programm für familäre Landwirtschaft), wenn mindestens 30 Prozent ihrer Einnahmen von anderen Kulturen als dem Tabak stammen.

Bis 2018 soll der Anteil auf 50 Prozent gesteigert werden. Was sich theoretisch gut anhört, führt in der Praxis zu weniger Umstellungen, wie der Spezailsekretär für Familäre Landwirtschaft, José Ricardo Roseno, befürchtet.

Laut Roseno zeigt eine Studie, dass die 30 Prozent-Regelung 70 Prozent der familiären Tabakanbauer den Zugang zum Pronaf-Kredit verwehren würde, was gegen das Ziel läuft, die Anbauflächen weiter zu verringern. Derzeit wird deshalb an Änderungen dieser Regelung gearbeitet.

Die Anbaufläche hat sich in den vergangenen Jahren dennoch verringert. Rosenos Angaben zufolge ist sie zwischen 2009 und 2015 von 374.000 Hektar auf 308.200 Hektar gesunken. Abgenommen hat ebenso die internationale Nachfrage nach Tabak. Brasilien ist indes hinter China weltweit der zweitgrößte Produzent.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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