Goldrausch heizt Abholzung Amazonas-Regenwaldes an

Nach wie vor ziehen die Bodenschätze des Amazonas-Regenwaldes tausende von Garimpeiros an, illegale Gold- und Edelsteinsucher, die für Kahlschläge und Wasserverschmutzung sorgen sowie ebenso für blutige Konflikte mit Indios. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres haben die Behörden etliche garimpos hoch genommen. Allerdings ist ihre Arbeit bisher nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

abholzung para

Als Hochburgen des illegalen Gold- und Edelsteinabbaus gelten unter anderen die brasilianischen Bundesstaaten Pará und Roraima. Betroffen sind dort vor allem Schutzgebiete und Indioterritorien. Erst vor Kurzem hat die Umweltbehörde Ibama im Nationalpark Jamanxim in Pará den “Besitzer“ eines 17,5 Hektar umfassenden garimpos festgenommen und mit einem Bußgeld von umgerechnet etwa 14.000 Euro belegt. Lager, Bagger und andere Gerätschaften wurden von den Ibama-Agenten zerstört, um zu vermeiden, dass sie anderswo wieder zum Einsatz kommen.

Stattgefunden hat die Operation im Zusammenhang mit der Bekämpfung der Abholzung in der Region Novo Progresso. Das Munizip gilt als die Region, in der am meisten Regenwald gerodet wird. Nach einer im Januar veröffentlichten Studie der Universität von Porto Rico ist allein der Goldabbau in Pará zwischen den Flüssen Tapajó und Xingu für die Zerstörung von 18.300 Hektar Regenwald verantwortlich. Die Zahl der garimpeiros Parás, die ohne gültige Genehmigung arbeiten, wird auf 3.000 geschätzt.

Im April sind in der Terra Indígena Kayapó (Bundesstaat Pará) Flöße und Maschinen sichergestellt worden, mit denen im Fluß und am Ufer illegal Gold geborgen wurde. Die garimpeiros sind dabei nicht gerade zimperlich mit der Umwelt- und der Indio-Behörde umgegangen. Sie haben auf den Hubschrauber geschossen, der das Gebiet überflogen hat. Dass die garimpeiros dort tätig waren, wurde von einigen Indios scheinbar unterstützt. Wie es heißt sollen die Goldgräber sie bezahlt haben.

Neben Kahlschlägen sorgen Goldgräber und Edelsteinsucher für weitere erhebliche Umweltprobleme, da sie bei der Goldwäsche Schwermetalle wie das gesundheitsschädliche Quecksilber verwenden. Ein weiteres Problem ist die Übertragung von Krankheiten gegen die die Indios keine ausreichende Abwehr besitzen. Besonders bedroht sind davon isoliert lebende Stämme, die durch die illegalen Machenschaften zudem in immer stärkere Bedrängnis und Gefahr geraten.

Um das Problem der illegalen Förderung von Mineralien und Edelsteinen zu unterbinden, fordert Brasiliens Umweltministerin Izabella Teixeira einen Zonenplan sowie spezielle Genehmigungsverfahren. Die liegen jedoch in der Kompetenz der einzelnen Bundesstaaten. Nicht alle weisen allerdings ein entsprechendes Verfahren auf. In Roraima gibt es beispielsweise keine einzige Genehmigung zur Ausbeutung der Bodenschätze. Was es gibt, ist indes eine Gewerkschaft der garimpeiros de Roraima, der 1.000 Mitglieder angehören sollen.

In Roraima liegt auch die Terra Indígena Yanomami, die 96.000 Quadratkilometer umfasst und damit mehr als zweimal so groß ist wie die Schweiz. Zur Überwachung des Indiogebietes stehen der Funai allerdings lediglich 18 Mitarbeiter zur Verfügung. Zusätzlich gibt es jedoch immer wieder Operationen anderer Behörden wie der Bundespolizei und der Umweltbehörde Ibama. Im Mai dieses Jahres wurden bei einer solchen Aktion in fünf brasilianischen Bundesstaaten 313 gerichtliche Anordnungen ausgestellt, mit denen ein illegaler Händlerring aufgedeckt wurde.

Der soll im Yanomamigebiet monatlich 160 Kilogramm Gold gefördert, verkauft und auch aus dem Land gebracht haben. Der Wert wird mit umgerechnet etwa fünf Millionen Euro pro Monat angegeben, nicht mit eingerechnet sind dabei die von ihnen angerichteten Umweltschäden und gesundheitlichen Beeinträchtigungen der dort lebenden Indios. Illegal in den Umlauf gebracht wurden ebenso Edelsteine und für die Industrie wichtige Mineralien. Darin verwickelt sein sollen neben über 600 Garimpeiros ebenso 26 Unternehmer, Schmuckhersteller, fünf öffentliche Angestellte und auch Piloten. Allerdings ist das Problem mit dem Schlag gegen den Ring nicht gelöst. Nach Schätzungen der Indio-Behörde Funai sind im Yanomami-Gebiet mindestens 3.000 Garimpeiros illegal am Werk.

Im Bundesstaat Rondônia ist das Indioterritorium Cinta Larga vom illegalen Handel mit Diamanten betroffen. Was als bekannt gilt, wird öffentlich jedoch nicht eingestanden. Die dabei gehandelten Summen sind enorm. Ein einziger Diamant kann einen Wert von 600.000 Euro aufweisen. In einer Woche sollen in einer der illegalen Minen Steine im Wert von 3,5 Millionen Euro gehoben worden sein.

Wer das große Geld mit dem illegalen Gold und den Edelsteinen macht, sind indes nicht die Garimpeiros. Sie arbeiten oft unter Menschenunwürdigen Bedingungen. Darüber hinaus müssen sie 70 bis 85 Prozent ihres Fundes an den “dono“ des Floßes oder der Grabungsstätte abgeben.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes · Bildquelle: Handout Video

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