Brasilien: Erstes Labor zur Produktion von transgenen Mücken eröffnet

300px-Aedes_aegypti_CDC-GathanyIm brasilianischen Bahia ist die erste „Mückenfabrik“ eingeweiht worden. In dem Labor sollen wöchentlich bis zu 500.000 transgene Mücken produziert werden, um mit ihnen die Verbreitung des Dengue-Fiebers einzudämmen. Betreiber ist die britische Firma Oxitec in Partnerschaft mit dem brasilianischen Unternehmen Moscamed.

Entwickelt wurden die gentechnisch veränderte Ägyptische Tigermücke (Aedes aegypti) bereits 2002 in England. Ihnen wurde ein Gen eingesetzt, das ein bestimmtes Protein produziert. Dieses verhindert, dass das Insekt das Erwachsenenstadium erreicht. Einmal ausgesetzt, pflanzen sich die transgenen Mücken mit den Weibchen in der Natur fort. Ihre Larven sterben allerdings. Die Wissenschaftler hoffen so, die Zahl der Moskitos, die unter anderem das Dengue-Fieber übertragen, deutlich und nachhaltig zu verringern.

In einzelnen Stadtteilen Juazeiros in Bahia wurden 2011 und 2012 bereits einige der gentechnisch veränderten Mücken ausgesetzt. Nach Angaben der Betreiberfirma Oxitec sei dadurch die Zahl der Aedes aegypti um 80 bis 93 Prozent verringert worden. Jetzt will das Unternehmen ihren Gen-Mücken-Service kommerziell anbieten. Auf eine Gemeinde mit 50.000 Einwohnern kämen dadurch im ersten Jahr Kosten in Höhe von umgerechnet 670.000 bis 1,7 Millionen Euro zu.

Die kommerzielle Produktion der Mücke mit dem Kennnamen „OX513A“ wurde von der technischen Kommission für Biosicherheit (CTNBio) bereits im April freigegeben. Sollte auch die Gesundheitsbehörde Anvisa eine Genehmigung aussprechen, wäre Brasilien das erste Land, in dem eine transgene Mücke zur Bekämpfung von Dengue eingesetzt wird.

Öko-Verbände und einige Wissenschaftler warnen indes vor einem Einsatz. Bislang lägen keine ausreichenden Studien über die Auswirkungen vor. Zudem basiere die Freigabe lediglich auf Studien des Patentinhabers Oxitec. Die Kritiker befürchten vor allem, dass einige transgene Mückenlarven das adulte Stadium erreichen und sich fortpflanzen könnten. Selbst einige Befürworter weisen auf diese Gefahr hin, da die OX513A-Mücke im Labor beispielsweise mit Hilfe des Antibiotikums Tetraciclina das Erwachsenenstadium erreicht. Das Antibiotikum wird unter anderem bei der Viehzucht eingesetzt.

Ob die Zahl der Dengue-Erkrankungen durch die Maßnahme tatsächlich eingeschränkt werden kann ist ebenso offen. Biologen verweisen darauf, dass Dengue auch durch die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictos) übertragen werden könnte.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes · Bildquelle: Wikipedia

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