Brasilien erneut im Dunkeln: Blackout in 11 Bundesstaaten

strom-brasilienNiedrige Wasserstände in den Stauseen und ein höherer Stromverbrauch als gewöhnlich führten am Dienstag (4.) in über 400 brasilianischen Städten zu einem Stromausfall. Verursacht wurde dieser durch ein Sicherungssystem, durch das die Stromübertragung automatisch ausgeschaltet wurde, nachdem es in kurzem Abstand zu zwei Kurzschlüssen im Überlandleitungssystem kam.

Etwa 3,5 Millionen Menschen in elf Bundesstaaten Brasiliens waren von dem Stromausfall betroffen. Sie mussten zwischen vier Minuten und über einer Stunde auf Strom verzichten. In einigen Stadtteilen Rio de Janeiros blieb der Strom sogar mehr als zwei Stunden aus. Zu dem Blackout kam es, da aus Sicherheitsgründen die Energieverteilung in bestimmten Regionen gekappt wurde. Anlass dazu waren zwei Kurzschlüsse in der Verbindungsleitung zwischen dem Norden und dem Süden des Landes.

Von Seiten der Regierung wird von einem Blackout der mittleren Größenordnung gesprochen. Warum es dazu kam, müsse jedoch noch genauer untersucht werden. Wie betont wird, sei das Energieversorgungssystem effizient genug. Spezialisten sprechen indes von einer Überbelastung des Netzes.

Seit Wochen schon ist das Niveau in vielen Stauseen der Wasserkraftwerke niedriger als gewöhnlich. Im Dezember und Januar waren die Niederschlagsmengen in vielen Gebieten Brasiliens zu gering für die Jahreszeit, so dass der Wasserspiegel in einigen Reservoirs auf 40 Prozent und in einem Fall sogar auf bis zu 23 Prozent abgesunken ist und die Energiegewinnung gedrosselt werden musste. Um dennoch eine ausreichende Stromversorgung gewährleisten zu können, wurden bereits thermische Kraftwerke im Norden Brasiliens hinzugeschaltet.

Verschärft wird die Situation noch durch einen höheren Stromverbrauch. In Brasilien ist derzeit Sommer, und das mit Temperaturen von weit über 30 Grad, so dass in vielen Haushalten Ventilatoren und Klimaanlagen Tag und Nacht eingeschaltet sind. Die Rede ist bereits von einem Rekordstromverbrauch.

Es ist nicht das erste Mal, dass es zu einem “Apagão”, einem Blackout kommt. Im Oktober vergangenen Jahres legte ein Feuer im Transmissionssystem in Colinas (im nördlichen Bundesstaat Tocantins) die Stromversorgung des brasilianischen Nordens lahm. Auch der gestrige Blackout wurde im Leitungssystem zwischen den Bundesstaaten Tocantins und Goias verursacht. Brasiliens Wirtschaft wächst. Energieintensive Industrieanlagen und mehr Elektrogeräte in den Haushalten lassen den Stromverbrauch ansteigen. Um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden, sind weitere Wasserkraftwerke jedoch schon in Planung und im Bau.

Die Stromversorgung ist in Brasilien zentral geregelt. Zum Großteil wird der Strom in Wasserkraftwerken mit gigantischen Stauseen gewonnen, wie in Itaipu, dem zweitgrößten Wasserkraftwerk der Welt. Dazu kommt, dass der Strom über gewaltige Strecken von mehreren hundert und auch tausend Kilometern transportiert wird. Statt mit einer zusätzlichen dezentralen Lösung mit kleineren Wasserkraftwerken oder der Wind- und Sonnenenergie für eine Entlastung der Spitzen und des zentralen Systems zu sorgen, setzt die Regierung wie gehabt jedoch weiter auf umstrittene Großbauvorhaben. Ein Beispiel ist das Wasserkraftwerk in Belo Monte im nördlichen Bundesstaat Pará, das derzeit mitten im Amazonas-Regenwaldes gebaut wird.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes · Bildquelle: Dietmar Lang / IAP Photo

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