Blaues Amazonien artenreicher als bisher angenommen

aem_v7hjbbBrasiliens Meereswelt beherbergt deutlich mehr Lebewesen als bisher angenommen. Dies geht aus einer nun veröffentlichten Bestandsaufnahme der Meereslebewesen an Brasiliens Küsten hervor. Danach wurden bislang 9.103 verschiedene Tier- und Pflanzenarten sowie Algen registriert. Laut Professorin Maria de los Angeles Gasalla vom Ozeanographischen Institut der Universität in São Paulo könnte die Zahl nach jüngsten Studien allerdings auf bis zu 13.000 verschiedene Arten steigen.

Für den “Censo da Vida Marinha” (Zählung des Meereslebens) wurden von einem Forscherteam der Universität Simon Bolívar in Venezuela zehn Jahre lang Daten sowohl für den Pazifik als auch den Atlantik gesammelt und ausgewertet. In dem in einer naturwissenschaftlichen Zeitschrift 2011 veröffentlichten Zensus wird davon ausgegangen, dass alleine an Brasiliens Atlantikküste 9.103 Arten leben, darunter 1.966 Krustentiere, 1.833 Molusken und 1.294 Fischarten. Allerdings beweisen neueste Forschungsergebnisse, dass die Zahlen deutlich höher liegen.

Bei einer Konferenz über Biodiversität in São Paulo stellte Maria de los Angeles Gasalla nun die entsprechende Studie vor, für die neuere Forschungen von brasilianischen Wissenschaftlern ausgewertet wurden. Daraus ergab sich nunmehr die stolze Zahl von 10.804 verschiedenen Tierarten, wobei die Krustentiere mit 3.335 Arten den Reigen anführen. Hinzu kommen noch die Pflanzenarten und Algen. Mit ihnen könnte die Artenzahl des brasilianischen Meeresstreifens auf die prognostizierten 13.000 Spezies anwachsen.

Die Forscher sind sich jedoch sicher, dass das Meer viel mehr Arten beherbergt als bisher bekannt sind. Einige dieser unbekannten Arten könnten jedoch noch vor ihrer Entdeckung aussterben oder sind es bereits. Bedroht ist das sogenannte „Amazônia Azul“, das blaue Amazonien, vor allem durch die zunehmende Umweltverschmutzung, extensive industrielle Nutzung, die Einführung von exotischen Tier- und Pflanzenarten sowie durch ungeregelten Fischfang und übermäßige touristische Nutzung.

Bisher sind gerade einmal 1,45 Prozent des 4,5 Millionen Quadratkilometer umfassenden brasilianischen Meeresstreifens als Schutzzonen ausgewiesen. Nach der UNO-Konvention von 2010 sollen die Länder bis 2020 jedoch zehn Prozent unter Schutz stellen, zumal Küstenstreifen und die vorgelagerten Meeresgebiete als äußerst wichtig für die Artenvielfalt der Meere erachtet werden.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes · Bildquelle: Alvaro E. Migotto/Cifonauta

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