Massenhaftes Auftreten von Delfinen und Walen vor Küste Südbrasiliens

Eine Studie vor der Küste Südbrasiliens belegt einen bisher ungeahnten Reichtum an Walen und Delfinen. Nach neuesten Schätzungen der Forscher leben im Becken von Santos 100.000 Delfine und 7.200 Wale und damit mehr als erwartet. Unter den Meeresgiganten sind die gefährdeten Blauwale (Balaenoptera musculus), Seiwale (Balaenoptera borealis) und Finnwale (Balaenoptera physalis).

Wal – Foto: Rohrlach_207376505/Fotolia.com

Seit fünf Jahren untersuchen Forscher das Becken von Santos (Bacia de Santos) vor der Küste Südbrasiliens. Das Studiengebiet umfasst den Streifen von bis zu 350 Kilometern vor der Küste zwischen Florianópolis und Cabo Frio. Das Projekt „Monitoramento de Cetáceos na Bacia de Santos“ gilt als das größte dieser Art in ganz Lateinamerika.

Der Grund für das Projekt ist eine per brasilianischen Gesetzes vorgesehene Umweltstudie zur Öl- und Erdgasförderung des Konzerns Petrobras in der sogeannten Pré-Sal-Region.

Bei ihrer Arbeit sind die Forscher auf etliche Entdeckungen gestossen, wie einen bislang unbekannten Unterwasser-Canyon in der Nähe von Cananeia, mit bis zu zwei Kilometer tiefen Schluchten. Dort haben sie eine große Konzentration von Delfinen festgestellt. Der Biologe Leonardo Wedekin und Koordenador der Studie geht davon aus, dass der Canion wie eine Fischfalle funktioniert und so Wale und Delfine anzieht, die sich von ihnen ernähren.

Für Überraschung haben ebenso Blauwal und Seiwal gesorgt. Die bis zu 30 Meter groß werdenden Blauwale waren vor der Küste Brasiliens bis dato zum letzten Mal 1960 gesichtet worden und sind jetzt erstmals wieder belegt worden. Bei der Studie hat sich zudem herausgestellt, dass Blau- und Seiwal tiefer als bisher angenommen tauchen.

Laut den Forschern hat der Blauwal bei seinen Tauchgängen eine Tiefe von 383,70 Metern erreicht und der Seiwal eine Tiefe von 209,50 Meter.

Der Seiwal hat darüber hinaus durch sein Auftreten in großen Gruppen mit bis zu 30 Tieren für Überraschung gesorgt. Bislang sind die Meeresbiologen davon ausgegangen, dass Seiwale brasilianische Gewässer lediglich zur Reproduktion aufsuchen. Die großen Gruppen zeigten indes, dass sie ebenso Streifzügen zur Nahrungsaufnahme dienten, so Wedekin.

Ingsgesamt haben die Forscher bereits das Vorkommen von 27 Wal- und Delfinarten im Becken von Santos belegt. Unter ihnen sind sieben vom Aussterben bedrohte Arten. Jetzt wollen sich die Meeresbiologen der Erforschung der Migrationsrouten widmen.

Einige der Meeresgiganten haben sind dazu mit Sendern ausgestattet worden, um ihr Wanderverhalten über GPS und Satelliten verfolgen zu können. Am Kopf eines Sei-Wales wurde zudem eine Kamera angebracht, die den Forschern Unterwassereinblicke aus der Sicht des Wals bietet.

Ein zweiter der Teil der Studie soll sich nun stärker der Erforschung des Verhaltens der Delfine und Wale widmen. Ziel ist es, herauszufinden ob und wie sich die Aktivitäten des Konzerns Petrobras zur Öl- und Erdgasförderung auf die Meeressäuger auswirken.

Die Studie ist Teil eines Genehmigungsverfahrens zur Erdöl- und Erdgasförderung im Santos-Becken. Finanziert wird sie vom Konzern Petrobras.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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