Kunst statt Gewalt: Brasilianer versieht Flachdächer der Favelas mit Gesichtern

In der brasilianischen Stadt Belo Horizonte verwandeln Graffitis die Flachdächer der Häuser in den Favelas in Kunstwerke. Dahinter steckt der Künstler Dagson Silva, der mit seinen Bildern zu sozialen Veränderungen beitragen will.

Graffiti Dagson Silva – Foto: Screenshot Video

Als Inspiration dienen dem jungen Mann die Menschen und der Alltag der Favela Morro das Pedras, in welcher er aufgewachsen ist. Zur Graffiti-Kunst ist er als Jugendlicher durch das Projekt “Fica Vivo!“ (übersetzt etwa “bleib lebendig“) gekommen. Bei diesem wurden 2004 Kunstworkshops angeboten. Schwerpunkt des Projektes war es, mit Bildungs- und Erziehungsprogrammen gegen die Gewalt und hohe Mordrate in Favelas vorzugehen.

Seitdem hat Dagson Silva die Idee, dass Kunst die Welt verändern kann, nicht mehr losgelassen. Zahlreiche Wände und Mauern sind in Belo Horizonte mit seinen Werken verziert. Die Flachdächer hat er indes erst 2016 als Leinwand entdeckt. Die Idee kam ihm, als er in den Nachrichten einen Bericht über einen Konflikt in der Favela gesehen hat, bei dem die Häuseransammlung von oben gezeigt wurde.

In den Favelas sind viele der Häuser lediglich mit einer “laje“, einer Decke oder Flachdach versehen. Etliche von ihnen tragen nun Gesichter, die Dagson Silva auf eigene Initiative hin aufgesprüht hat. Aufmerksam machen will er damit auf das andere Gesicht der Favelas, das der Menschen, die dort leben.

Seit Kurzem ziert zudem ein Bild von ihm den Saal des Bürgermeisters. Auch es zeigt Szenen aus dem Alltag der Armenviertel. Vielleicht wird es die Stadtväter bei ihren Entscheidungen künftig auch an die weniger begünstigte Bevölkerung erinnern. Dass es dorthin gelangt ist, hat es einem Kunst-Wettbewerb zu verdanken, bei dem Dagson Silva ausgewählt worden ist.

Mit seinen Werken hat Dagson Silva mittlerweile auch internationale Anerkennung erhalten und die Aufnahme an einer Kunstakademie in Südfrankreich geschafft. Dort studiert er Kunst und Design.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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