Kühlschränke verwandeln sich in öffentliche Mini-Bibliotheken

Geladeiro_TercaCulturalIn Brasilien erhalten ausgediente Kühlschränke eine neue Mission. Sie landen nicht auf dem Schrottplatz, sondern werden zu Bibliotheken. Wer sich ein Buch ausleihen will, öffnet einfach den Kühlschrank und greift zu. Im Gegenzug kann jeder, der will, in der ungewöhnlichen Bibliothek seine bereits gelesenen oder ausgedienten Bücher hinterlassen.

In der Stadt Limeira im Bundesstaat São Paulo ist das etwas andere Bibliotheksprogramm erst vor wenigen Tagen angelaufen. Mit einem Aufruf soll dort auf die “Geladeirotecas“, wie die Mini-Bibliotheken genannt werden, aufmerksam gemacht werden. Die sind allerdings in der Regel bunt angemalt und fallen sofort auf.

In Limeira zieht der erste öffentliche Buchschrank am Theater Vitória im Zentrum der Stadt bereits neugierige Blicke und Leseratten an. Zeitweise hat es bei seiner Einweihung vor ihm sogar kleine Warteschlangen gegeben, bei denen die Jungen und Mädchen geduldig gewartet haben, endlich an die Reihe zu kommen, um ein Buch auswählen zu können. Geplant sind noch mindestens fünf weitere “Kühliotheken“, die über das Stadtgebiet verteilt werden sollen.

“Die Bücher haben die Mission, die Menschen an andere Orte zu bringen, sie zum Nachdenken und zum Reflektieren anzuregen“, sagt Kultursekretärin Gláucia Bilatto. Neben dem Kulturauftrag kommt die Umwandlung der Kühlschränke in Bibliotheken aber auch der Umwelt zugute, da sie nicht auf der Müllhalde landen.

Ausgestattet ist die erste “Geladeiroteca“ Limeiras mit Werken von brasilianischen Schriftstellern. In der Stadt Piracicaba haben die Mitarbeiter der „Casa do Hip Hop“ ihren Kühl-Buchschrank mit Poesie und den brasilianischen „cordels“ ausgestattet.

Cordels sind kurze Geschichten in Reimform erzählt. Aber auch Lexika und Bücher großer brasilianischer Autoren sind in ihm zu finden. Anders als in Limeira, steht die “Geladeirotecas“ in Piracicaba nicht im, sondern vor dem Haus.

Gebühren fallen für das Ausleihen der Bücher nicht an. Auch ein Bibliotheksausweis ist nicht notwendig. Nur eine Bitte ist mit der Ausleihe verbunden: eine freiwillige Buchspende an den Kühlschrank. Gefördert wird somit ebenso die Kultur der Solidarität.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes · Bildquelle: TercaCultural

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