Brasilianische Schusswaffen sind weltweit gefragt

In den vergangenen fünf Jahren hat die brasilianische Waffenindustrie rund 2.3 Millionen Schusswaffen produziert. Nur rund 531.000 Einheiten, hauptsächlich Pistolen und Revolver, waren für den heimischen Markt bestimmt und wurden an Polizei, Militär und Privatpersonen ausgeliefert. Die restlichen 1.7 Millionen Einheiten wurden weltweit exportiert. Dies veröffentlichte nun eine Kontrollbehörde des brasilianischen Militärs.

Zudem war die Zahl der ausgelieferten Waffen im Inland demnach grösser als die durch die Kampagne des Justizministeriums zur freiwilligen Waffenabgabe eingesammelten Schusswaffen. In den Jahren 2004 und 2005 wurden nach dem landesweiten Aufruf 464.000 Waffen von Bürgern freiwillig abgegeben.

Der „Small Arms Survey“, ein unabhängiges Forschungsprojekt des Genfer Hochschulinstituts für Internationale Studien bestätigte zudem, dass Brasilien einer der bedeutendsten Hersteller von Kleinwaffen ist. Das südamerikanische Land befindet sich damit auf einer Stufe mit China, Russland, Deutschland, Belgien und den Vereinigten Staaten.

Expedito Bastos, Spezialist für Militärtechnologie an der Universität von Juiz de Fora kann dem nur zustimmen. „Im Bereich von Revolvern und Pistolen ist Brasilien einer der ganz grossen Hersteller.“ Nach Aussage von Bastos hat Brasilien darin eine lange Tradition. Schon seit vielen Jahren werden in Brasilien gefertigte Waffen vor allem in den USA, Australien und den lateinamerikanischen Ländern eingesetzt.

Wie viele der offiziell exportierten Waffen auch tatsächlich das Land verlassen haben, ist völlig unklar. Die brasilianische Waffenindustrie schweigt sich beharrlich darüber aus und wollte bislang auch keine der nun veröffentlichten Zahlen kommentieren. Kritik kommt derzeit vor allem von der Militärpolizei, die täglich mit illegalen Waffen in Berührung kommt. Unabhängige Kontrollmechanismen gibt es bei den brasilianischen Produzenten nicht. Die Hersteller wie die staatliche „Indústria de Material Bélico“ (Imbel) oder die privaten Unternehmen Taurus, CBC oder Boito/E.R. Amantino sind selbst dafür verantwortlich, dass die Waffen nicht gestohlen werden und somit in falsche Hände geraten.
Eine Parlamentskommission bemängelte schon Ende vergangenen Jahres, dass es auch bei Waffentransporten vom Hersteller zu den Militäreinrichtungen oder freien Waffenhändlern keinerlei Überprüfungen gibt.

Unter vier Augen gehen die Mitglieder der Kommission sogar noch einen Schritt weiter. So würden Waffen nicht selten am Ende auf den Schwarzmarkt landen. Und mit Sicherheit kann man davon ausgehen, dass der Hersteller dies in einem solchen Falle niemals publik machen wird. Denn letztendlich verdient er auch an den illegalen Schusswaffen im Land.

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AutorIn: Dietmar Lang

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