Made in Brazil

Zuletzt bearbeitet: 29. Oktober 2013

Es war ein schöner Abend, alles würde zu unserer Zufriedenheit verlaufen. Leyla schritt etwas unruhig durchs Zimmer – von einer Seite zur andern – sie war gerade aus Europa zurück gekommen, und es gab soviel zu erzählen . . . . und was da alles so passiert war während dieser kurzen Zeit, die sie fort war!

Endlich war es soweit – unsere Gäste trafen ein in ihrer Galagarderobe – Sie kennen ja sicher diesen brasilianischen Hang zur Formalität (?) . . . aber bald darauf nahm der Abend wieder seinen normalen Verlauf: Die Männer – jeder mit seinem Glas in der Hand, reserviert in einer Ecke des Wohnzimmers – unterhielten sich über ihre Arbeit, Fussball und – in etwas gedämpfterem Ton – über einige “Gostosas”(Süsse) ihrer gemeinsamen Bekanntschaft.

Unterdessen defilierten die Frauen durch die einzelnen Zimmer, treppauf und treppab, kein Detail entging ihrer Aufmerksamkeit – sie bewunderten die Farben der Wände, die Harmonie der Einrichtung, und liessen sich schliesslich auch über die Taktlosigkeit derer aus, die unsere Einladung ignoriert hatten . . . (damit möchte ich allerdings nicht behaupten, dass Männern solche Reaktionen fremd wären).

Nun dauerte es nicht mehr lange, bis Leyla ihren Kleiderschrank öffnete . . . totale Hysterie! Seufzer, spitze Schreie, Applaus . . . gefolgt von vorwurfsvollen Blicken in Richtung der jeweiligen Gatten. Was dann folgte, war eine Mini-Modenschau . . . und als die zuende schien, präsentierte Leyla die allerletzte europpäische Neuheit: einen Haartrockner! Aber das war kein gewöhnlicher Haartrockner – ausser seines bestechenden Designs war er multifunktionell:

Er trocknete die Haare nicht nur, er glättete, kämmte und korrigierte sogar kleinere Übel, wie zum Beispiel Haarwirbel – und das alles absolut leise, ohne jenen lästigen Krach dieser normalen Haartrockner, bei denen man sein eigenes Wort nicht versteht.

Die Gruppe der Frauen verharrte hingerissen – einige schienen einer Ohnmacht nahe – der kleine Apparat stahl allen die Show – sogar die Männer, die normalerweise nur aus ihrer Ecke aufstanden, um auf die Toilette zu gehen, begannen, die Neuheit zu umkreisen. Leyla platzte schier vor Stolz – ein Bombenerfolg! Alle wollten sie den Apparat mal in die Hand nehmen – und die Frauen seufzten “ah” Europa! Nur die Europäer verstanden es, so einen herrlichen Apparat herzustellen – was für ein fantastisches Volk! Die verstehen, was sich Frauen wünschen!

“Den könnten wir importieren und in Brasilien auf den Markt bringen”, liess sich einer der Männer vernehmen – und hatte sofort den Beifall aller Anwesenden.

“Aber wie ist es möglich, soviele verschiedene Funktionen in einem so kleinen Apparat zu vereinen”? meinte ein anderer.

“Na, dann schauen wir doch mal” – antwortete ein anderer, schon mit einem Schraubenzieher in seiner Hand.

Und nachdem dieser Gentleman den Deckel des kleinen Apparats vorsichtig entfernt hatte, konnten alle Anwesenden ein kleines Schildchen lesen, auf dem stand:

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“MADE IN BRAZIL – PRODUZIDO NA ZONA FRANCA DE MANAUS”
(Hergestellt in der Freihandelszone von Manaus)

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AutorIn: Klaus D. Günther

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