Entdeckung des Feuers

Zuletzt bearbeitet: 22. Februar 2013

In diesem Fall gibt es mehrere unterschiedliche Legenden über die Entdeckung des Feuers bei den verschiedenen indigenen Völkern Brasiliens – wir haben die interessantesten aufgeschrieben.

Das eingeborene Volk der Caingang erzählt die Feuer-Legende so

Fiery backgroundAm Anfang der Welt gab es nur eine Licht- und Wärmequelle – die Sonne. Die Menschen hatten nichts, um sich vor der Kälte zu schützen, und sie mussten ihre Nahrung roh verzehren. Allein Minerâ wusste um die Geheimnisse des Feuers, aber er behielt sie nur für sich. Seine Hütte, in der stets ein Feuer brannte, wurde von Iaravi, seiner Tochter, bewacht. Sie achtete darauf, dass das Feuer Tag und Nacht brannte. Jedoch gaben die Caingang nicht auf – sie brauchten das Feuer für ihre Existenz, und sie fanden sich nicht ab mit der egoistischen Haltung Minarãs.

Fiietó, ein intelligenter und listiger junger Mann des Stammes, entschloss sich, Minarã das Geheimnis des Feuers zu entreissen. Er verwandelte sich in eine weisse Elster – eine Xakxó – und flog zu Minarãs Hütte, wo er bemerkte, dass Iaravi gerade ein Bad im Wasser des Gôio-Xopin nahm, dem breiten Fluss in der Nähe. Fiietó liess sich in den Fluss fallen und von der Strömung zur Stelle treiben, wo die junge Indianerin badete. Wie er erwartet hatte, hob sie die weisse Elster aus dem Wasser und nahm den nassen Vogel mit in ihre Hütte, wo sie ihn in der Nähe der Feuerstelle absetzte, damit seine Federn trocknen könnten.

Fiietó in seiner Vogelgestalt und mit trockenem Gefieder ergriff ein glimmendes Holzstück und flog davon – verfolgt von Minarã, der in diesem Moment nach Hause gekommen war. Fiietó versteckte sich in einer Baumhöhle und wartete. Minarã nahm einen Ast und stocherte wild in der Baumhöhle herum, solange, bis schliesslich an der Astspitze Blut klebte. Zufrieden, dass er die Xakxó getötet hatte, kehrte er in seine Hütte zurück. Es war tatsächlich Blut an dem Ast, aber der listige Fiietó hatte sich die Verletzung selbst beigebracht, um den egoistischen Minarã irrezuführen.

Vorsichtig verliess er die Baumhöhle und flog mit dem verglimmenden Holzstück im Schnabel zu einer Araukarie. Dort entfachte er die Glut neu und entzündete mit ihr einen stark harzenden Araukarienzweig, mit dem er dann weiterflog. Unterwegs, mit dem Wind, entzündete sich der Zweig immer mehr, und als sich die Flamme seinen Augen näherte, liess Fiietó den Zweig fallen – der, kaum dass er den Boden berührte, das trockene Savannengras in Brand setzte – schnell erreichte das Feuer auch den angrenzenden Wald. Die Nacht brach herein, aber es blieb taghell – und das Feuer währte viele Tage und Nächte. Von allen Richtungen kamen die Indianer herbei, die noch nie ein solches Spektakel gesehen hatten – und alle nahmen sich ein paar brennende Äste mit ihre Dörfer.

Die Taulipang erzählen die folgende Version

Palenosamó war eine alte Zauberin, die sich von den Leuten aus ihrem Dorf in den abgelegensten Teil des Regenwaldes zurückgezogen hatte – dort lebte sie auf einer Lichtung, weit weg von ihrem Stamm. Zu jener Zeit war das Feuer den Taulipang noch unbekannt – sie trockneten ihre “Beijus“ (Fladen aus Maniok) in der Sonne, und die schmeckten auch danach – eben nicht besonders. Auch Palenosamó musste ihre Nahrung roh verzehren.

Eines Tages verliess sie ihre Hütte, um ein bisschen Feuerholz zu sammeln. Dann schichtete sie die trockenen Zweige aufeinander, spuckte darauf – und das Holz fing Feuer. “Ah“ ! freute sie sich und rieb ihre Hände, “jetzt werde ich mir warmes Essen machen“. Sie steckte ein paar grüne Zweige zu einem “Moquém“ (Grillgerüst) zusammen, briet ein paar Fleischstücke und röstete Beijus – schmatzend vor Zufriedenheit lobte sie Tupã und lehnte sich zurück in ihrer Hängematte – sie war zufrieden mit ihrem Leben.

Eines Nachmittags, als die Sonne vom Himmel brannte, und alle in ihren schattigen Hütten die Kühle des Abends erwarteten, war eine junge Indianerin im Wald unterwegs, um Früchte, Nüsse und Vogeleier zu sammeln – dabei entfernte sie sich immer weiter von ihrem Dorf, bis sie plötzlich die Lichtung erreichte, auf der die Hütte der alten Zauberin stand. Sie kletterte auf einen Baum, von dem aus sie die Hütte beobachten konnte, und wartete – alles war still um sie herum – nicht einmal ein Windhauch war zu spüren. Und dann erschien die Alte auf der Lichtung. Sie raffte ein paar Zweige zusammen und – das Mädchen auf dem Baum traute seinen Augen nicht – plötzlich schlugen Flammen aus dem aufgeschichteten Bündel. Als sich die junge Indianerin von ihrem Staunen erholt hatte, stieg sie vorsichtig vom Baum herunter und entfernte sich behutsam, um sich nicht durch ein Geräusch zu verraten – etwas weiter weg dann begann sie zu rennen. Sie erreichte ihr Dorf ausser Atem – dann erzählte sie ihren Leuten, was sie gesehen hatte.

Das war eine Nachricht – die Männer schrien durcheinander vor Begeisterung. “Auch wir brauchen das Feuer – also los, holen wir es uns“! Und am nächsten Morgen zeigte ihnen das Mädchen den Weg – der war weit, aber sie erreichten schliesslich die Hütte auf der Lichtung.

Und sie sagten zu Palenosamó: “Wir wissen, dass du das Feuer hast – gib es uns“! Aber die Zauberin lachte ihnen nur ins Gesicht und weigerte sich. “Wenn du es uns nicht freiwillig gibst, werden wir dich zwingen“, sprachen die Männer mit finsterer Miene. Sie wollte sich davonmachen, aber die Männer hielten sie fest und zwangen sie, mit ihnen in ihr Dorf zu gehen. Dort banden sie Palenosamó an einen Pfosten inmitten des Dorfplatzes und schichteten vor ihr einen grossen Haufen Brennholz auf. Dann begannen sie, ihren Bauch zu pressen, bis die Alte den Druck nicht mehr ertragen konnte und auf den Holzhaufen spuckte – das Feuer zeigte sich sofort, stark und lebendig. Und es verbrannte auch die Erde unter dem Holzstoss, die hart wurde wie Stein . . .

Wenn man diesen Stein (Wato – Feuerstein) mit einem anderen Stück desselben Steins anschlägt, sprüht er Funken. Auf diese Weise erlernten die Taulipang Feuer zu machen – und mussten fortan ihre Nahrung nicht mehr roh essen.

Auch die Kuikúro haben ihre eigene Version vom Feuer

Am Anfang hatten sie noch kein Feuer. Kanassa, ein historischer Halbgott der Kuikúro, machte sich auf die Suche. In seiner hohlen Hand, verbarg er stets einen Leuchtkäfer, das war sein einziges Licht in der Dunkelheit der Nacht. Müde von seiner langen Wanderung, suchte er sich einen geeigneten Platz für sein Nachtlager. Er öffnete seine Hand und setzte den Leuchtkäfer auf den Boden. Und weil er fröstelte, kauerte er sich nieder, um sich am Licht des Leuchtkäfers zu wärmen.

Am nächsten Tag erfuhr Kanassa vom Saracura (Aramides saracura), einem kleinen Wasserhuhn, dass nur der “Ugúvu-cuengo“ (Königsgeier – Sarcoramphus papa) im Besitz des Feuers sei. “Was ist das für einer, dieser Ugúvu-cuengo?” fragte er. “Eine Art “Uruágui“ (gewöhnlicher Geier) – er ist sehr gross, hat zwei Köpfe und ist schwer zu finden. Er kreist immer hoch oben am Himmel und kommt nur herunter, um zu fressen“. “Und wie kann ich ihn dann fangen“? “Die einzige Möglichkeit ist, einen grossen Hirsch zu töten, und sich dann darunter zu legen, bis das Fleisch anfängt zu verderben – und wenn der Geier herunterkommt, ihn an den Füssen festzuhalten“!

Kanassa wollte deshalb keinen Hirsch töten, also zeichnete er einen toten Hirsch in den Lehm der Lagune, legte sich dann darunter und wartete auf den Herrn des Feuers. Als dieser sich endlich vom Himmel herabsenkte und sogleich anfing, sich den Bauch mit dem verdorbenen Fleisch vollzuschlagen, packte ihn Kanassa an einem seiner Füsse. Der Königsgeier zeigte sich nur ein kleines Bisschen ungehalten, ob Kanassas Frage nach dem Feuer – dann beauftragte er einen kleinen schwarzen Vogel, das Feuer vom Himmel zu holen. Der Vogel brachte ein kleines Stückchen Glut in seinem Schnabel herunter – Ugúvu-cuengo blies hinein und entzündete das Feuer – im selben Moment liess Kanassa seinen Fuss los.

Gerade als Kanassa sich über die wärmenden Flammen freute, kamen ein paar Frösche und spien Wasser auf das Feuer – dann sprangen sie zurück in die Lagune. Doch glücklicherweise ging das Feuer nicht ganz aus, und der Königsgeier gab ihm folgenden Rat: “Für den Fall, dass das Feuer einmal verlöschen sollte, führe ausser deinen Pfeilen und dem Bogen stets folgende Dinge mit auf deinen Wanderungen: einen dünnen Stab vom Urucum-Baum (Bixa orellana) und ein wenig getrocknetes Mark einer Liane. Brauchst du Feuer, dann breche einen deiner Pfeile aus Schilfrohr in Stücke, teile die Stücke längs in ihrer Mitte und binde eins über dem andern gut fest – dann leg’ die verbundenen Pfeilstücke auf den Boden. Den dünnen Urucum-Stab, setzt du mit einem der beiden Enden auf die Rohrhälften des zerbrochenen Pfeils und quirlst ihn mit beiden Händen solange, bis Feuer entsteht – das trockene Lianenmark hilft dir, das Feuer zu nähren“.

Auf diese Weise, wie es sie Kanassa gelehrt hat, entzünden die Kuikúro auch heute noch ihr Feuer, wenn sie ein paar Tage weg von ihrem Dorf auf der Jagd sind. Es dauert ein bisschen länger als das Entzünden eines Streichholzes – aber “es ist ein besseres Feuer“ – so behaupten wenigstens die Kuikúro!

Und diese letzte Version stammt von den Parintintin

Eigentlich nannten sie sich selbst “Kagwahiva“ – und auch sie hatten anfangs noch kein Feuer. Um manchmal etwas Warmes essen zu können, legten sie Fleisch auf einen “Moquém“ (Rost, Grill) unter der Sonne.

Eines Tages baten sie den Halbgott Bahira, ihnen ein Stückchen von der Sonne zu überlassen, damit sie ihr Fleisch richtig garen könnten. Und Bahira versprach, sich darum zu kümmern. Also begab sich Bahira in den Wald, um eine “Onimbó-é“ (Falle) zu stellen – legte sich auf den Boden und stellte sich tot. Die Schmeissfliegen entdeckten den Körper zuerst – rochen an ihm und flogen davon, um den “Urubu-rei“ (Königsgeier) herbeizuholen – genau, wie Bahira es sich vorgestellt hatte, denn dieser Vogel war, zu jener Zeit, der Hüter des Feuers. Er kam sofort, um sich den Magen mit dem toten Indianer vollzuschlagen. Er hob ihn auf und machte Feuer unter ihm – und Bahira nutzte einen Moment seiner Unaufmerksamkeit, um das Feuer zu stehlen und sich davonzumachen.

Der “Urubu-rei“ rief sein Gefolge zusammen und verfolgte den Flüchtenden. Der hörte sie kommen und versteckte sich in einem hohlen Baumstamm – aber die Geier hatten ihn bald entdeckt und drangen hinter ihm ein – da entkam Bahira am anderen Ende uns versteckte sich erneut in einem “Taquara“ (Schilf) Gebüsch am Rand eines Flusses – nahm ein Schilfrohr in den Mund und t

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