Tom Jobim

Zuletzt bearbeitet: 2. Dezember 2020

Tom JobimTom Jobim ist einer der Persönlichkeiten, welche die brasilianische Musik des 20. Jahrhunderts am meisten geprägt haben – als Pianist, Komponist, Sänger, Arrangeur, Geiger manchmal und praktische eine Einheit, wenn man seine musikalischen Qualität und Perfektion betrachtet. Er wurde im Stadtteil Tijuca in Rio de Janeiro geboren – bald darauf zog die Familie nach Ipanema um. Er nahm Klavier- und Gitarreunterricht bei dem deutschen Lehrer Koellreuter.

Tom Jobim war der Sohn von Jorge de Oliveira Jobim und Nilza Brasileiro de Almeida – er kam in Rio de Janeiros Stadtteil Tijuca zur Welt am 25.01.1927, und seine Eltern zogen in den Stadtteil Ipanema um im Jahr 1931. Dort wohnten sie zusammen mit seinen Grosseltern mütterlicherseits, Mimi und Azor, sowie seiner einzigen Schwester, Helena Jobim. Nach dem frühen Tod des Vaters, heiratete seine Mutter Celso Frota Pessoa, welcher den jungen Antônio für die Musik begeisterte und seine Anstrengungen mit dem Geschenk eines Klaviers belohnte. Im Jahr 1940 gründete seine Mutter die Schule „Colégio Brasileiro de Almeida“.

1941 begann Tom mit seinem Musikstudium – nahm Klavierstunden bei Professor Hans Joachim Koellreuter. Desweiteren studierte er bei Lúcia Branco, Tomás Terán, Leo Peracchi und Alceu Bocchino. Er besuchte die Fakultät der Architektur und arbeitete auch eine kurze Zeit lang in einem Büro.

1949 heiratete er Thereza Hermanny und im darauf folgenden Jahr wurde sein erster Sohn Paulo Jobim geboren, der ebenfalls Musiker werden würde, wie sein Vater.

1953 zog er um ins Appartement 201 der Rua Nascimento Silva, 107 im Stadtteil Ipanema, eine Adresse, welche später zum Thema der Komposition „Carta ao Tom 74“ (Brief an Tom), von Toquinho und Vinicius de Morais wurde.

1957 wurde Elizabeth Jobim geboren, seine erste Tochter, die bildende Künstlerin wurde und Mitglied der „Banda Nova“, einer Gruppe, die ihn während der letzten Jahre seiner Karriere begleitete – dort sang Elizabeth im weiblichen Chor, welcher charakteristisch für Toms letzte Arbeiten wurde.

1962 zog er mit seiner Familie um in das Haus der Rua Barão da Torre, in Ipanema. Sein erster Enkel, Daniel Jobim, erblickte 1973 das Licht der Welt. Er wurde ebenfalls Musiker und, nach dem Tod des Grossvaters, gründete er, an der Seite des Vaters Paulo Jobim, und zusammen mit Jaques und Paula Morelenbaum, das Quartett Jobim-Morelenbaum.

1976 wurde Dora geboren, die Schwester von Daniel. Im selben Jahr lernte Tom die Fotografin Ana Beatriz Lontra kennen – die war damals 19 Jahre alt – mit ihr ging er 1978 auf Hochzeitsreise, heiratete sie jedoch offiziell erst im Jahr 1986. Ana gebar ihm weitere zwei Kinder: João Francisco (1979) und Maria Luiza Helena (1987). Ana Lontra war ebenfalls Mitglied des femininen Chors der „Banda Nova“, sie begleitete ihren Mann bei Shows und Plattenaufnahmen – 1988 brachte sie einen Fotoband über den Maestro heraus mit dem Titel „Ensaio Poético“ (Poetisches Essay)
Tom Jobim starb am 8. Dezember 1994, im Alter von 67 Jahren, im Hospital Mounr Sinai in New York.

1998 starb sein erster Sohn mit Ana Jobim, João Francisco, im Alter von 18 Jahren an den Konsequenzen eines Autounfalls in Rio de Janeiro.

Zum 20. Todestag am 08.12.2014 wurde im Beisein von Familienangehörigen, Freunden und Künstlern im Stadtteil Ipanema eine Bronzestatue zur Ehrung des Musikers eingeweiht.

Daten seiner Künstlerkarriere

Zu Beginn seiner Karriere präsentierte sich Tom Jobim als Pianist in Nachtlokalen von Rio de Janeiro, wie Drink, Bambu Bar, Arpège, Sacha’s, Monte Carlo, Night and Day, Casablanca, Tasca und Alcazar. Er wechselte sich ab mit Newton Mendonça, mit dem ihn eine grosse Freundschaft verband, und mit dem er eine sehr erfolgreiche musikalische Partnerschaft einging, aus der Kompositionen wie „Desafinado“ und „Samba de uma nota só“ entstanden.

1952 wurde er vom Plattenverlag Continental Discos unter Vertrag genommen – seine Aufgabe: die Bearbeitung von Kompositionen für die Registratur. Entschlossen, sein nächtliches Bohême-Leben gegen eine Arbeit bei Tageslicht zu vertauschen, erklärte er: „Habe mich entschlossen, mein Leben zu ändern, ganz plötzlich. Um ein tagaktives Tier zu werden, hab’ ich eine Anstellung bei der Continental arrangiert. Musste nur mein Mäppchen mit ein paar Partituren vorzeigen. Jemand hat etwas gesungen und dazu auf einer Streichholzschachtel den Takt geklopft – und ich hab’ die Melodie auf Papier geschrieben“
(Jobim, Helena s.85).

Die erste phonographische Registrierung einer Komposition von ihm fand 1953 statt, als sein Song „Incerteza“ (als Partner Newton Mendonça) vom Sinter-Verlag herausgegeben wurde – auf einer 78 rpm von Mauricy Moura. Im gleichen Jahr brachte Ernâni Filho, ebenfalls bei Sinter, „Pensando em você“ und „Faz uma semana“ (mit Juca B. Stockler) heraus. Tom Jobim betätigte sich dann als Arrangeur, anfangs unterstützt vom Maestro Radamés Gnattali.

Seine ersten Arrangements, herausgegeben von der Continental, waren auf Platten 78 rpm aufgenommen worden. Als erstes erschien seine Komposition „Outra vez“, aufgenommen von Dick Farney im Jahr 1954. Toms Arrangements erstreckten sich auch auf Musiktitel von Dóris Monteiro, Nora Ney, Orlando Silva und Dalva de Oliveira, unter zahlreichen anderen. Sein erster grosser Erfolg wurde „Tereza da praia“ (mit Billy Blanco), aufgenommen 1954 von Dick Farney und Lúcio Alves. Im gleichen Jahr brachte er mit Billy Blanco die LP „Sinfonia do Rio de Janeiro“ bei der Continental heraus – mit Arrangements von Radamés Gnattali. Dieses Werk wurde später in die musikalische Untermalung des Films „Esse Rio que eu amo“ (Dieses Rio, das ich liebe), von Carlos Hugo Christensen, aufgenommen. Ebenfalls 1954 wurden Kompositionen von ihm ins Repertoire von Nora Ney, Elizeth Cardodo und Lúcio Alves aufgenommen. Von da an wurden seine Kompositionen Jahr um Jahr von Hunderten nationaler und internationaler Künstler interpretiert. Sein Prestige stieg schnell, und er wurde nach São Paulo gerufen, um dort das Programm „Bom Tom“ zu dirigieren, in dem er u.a. Gäste wie Lúcio Alves und Silvinha Telles empfing.

1956 wurde er Vinicius de Moraes vorgestellt, der sein bedeutendster Partner werden sollte. Diese Begegnung wurde von Lúcio Rangel arrangiert, in der Bar Gouveia, vor der „Academia Brasileira de Letras“ in Rio de Janeiro. Vinicius nahm die Gelegenheit wahr, Tom einzuladen, die Musik für das Stück „Orfeu da Conceição“ zu komponieren. Das Stück wurde am 25. September 1956 im Teatro Municipal uraufgeführt – im gleichen Jahr kam die LP de Stückes heraus. Ebenfalls noch 1956 begann Tom als künstlerischer Direktor beim Odeon-Verlag. Ausser Vinicius hatte er andere bedeutende Partner. Mit Dolores Duran komponierte er „Se é por falta de adeus“, „Estrada do Sol“ und „Por causa de você“ – ein kleines, aber sehr ausdrucksstarkes Repertoire in der MPB (Brasilianische Volksmusik).

1957 brachte die Odeon die LP „Carícia“ von Sylvia Telles heraus, mit dem Samba-Song „Foi a Noite“, den Tom Jobim mit Newton Mendonça komponiert hatte. In diesem Jahr erhielt er von der Präfektur des Regierungsdistrikts die Auszeichnung „Bester Komponist“.

Mit Vinicius de Moraes komponierte er den Song „Chega de saudade“, welcher den Beginn des Bossa Nova prägte und von Elizeth Cardoso 1958 auf der LP „Canção do amor demais“ interpretiert wurde – mit Tom als Arrangeur und musikalischem Direktor. Auf dieser LP erscheint zum ersten Mal João Gilberto – mit dem Rhythmus seiner Gitarre, der charakteristisch für den Bossa Nova wurde – mit den Titeln „Chega de saudade“ und „Outra vez“. Noch im gleichen Jahr komponierte Tom die musikalische Untermalung zum Film von Haroldo Costa „Pista de Grama“, in dem er als Pianist an der Seite von João Gilberto (mit Gitarre) auftritt – und Elizeth Cardoso interpretiert die Komposition „Eu não existo sem você“, aus Toms Partnerschaft mit Vinicius. Noch im Jahr 1958 nahm Sylvia Telles die LP „Amor de gente moça“ auf, welche neun unveröffentlichte Kompositionen von Tom Jobim enthielt – und die Sopranistin Lenita Bruno brachte die LP „Por toda minha vida“ heraus, auf der Kompositionen seiner Partnerschaft mit Vinicius zu hören sind. Ebenfalls 1958 erhielt er diverse Auszeichnungen als Komponist, unter ihnen das „Goldene Mikrofon“ der Radiolândia.

1960 komponiert er auf ein Gesuch des damaligen Präsidenten Juscelino Kubitschek, zusammen mit Vinicius de Moraes, die Eröffnungs-Hymne zur Einweihung der neuen Hauptstadt „Brasília, Sinfonia da Alvorada“ und, im folgenden Jahr, die musikalische Untermalung zum Film „Porto das Caixas“, von Paulo César Saraceni.

1962, noch mit Vinicius de Moraes, komponiert er eine der weltweit meist interpretierten und gravierten Melodien, die charakteristisch für den Bossa Nova geworden ist und nach aussen die brasilianische Musik präsentiert wie keine andere: „Garota de Ipanema“ (Mädchen aus Ipanema). Im gleichen Jahr präsentiert er eine Show im Restaurant „Au Bon Gourmet“ in Copacabana, an der Seite von Vinicius, João Gilberto, der Gruppe „Os Cariocas“ und der Musiker Otávio Bailly (Bass) und Milton Banana (Schlagzeug). In dieser Show wurden seine Kompositionen „Só danço samba“ und „Garota de Ipanema“ (beide mit Vinicius de Moraes), sowie „Samba de avião“ und andere, zum ersten Mal vom Publikum gehört. Tom erhielt eine Auszeichnung von der „National Academy of Recordings Arts and Sciences“ in der Kategorie „Best Background Arrangement“ für die Platte „João Gilberto“. Ebenfalls 1962 reiste er zum ersten Mal in die USA, wo er, an der Seite von anderen brasilianischen Künstlern, in der Show des Bossa Nova mitwirkte, präsentiert in New Yorks Carnegie Hall.

In den USA brachte er die LPs „The composer of Desafinado plays“ (Verve/1963), mit Arrangements von Claus Oggerman, und „The Wonderful World of Antonio Carlos Jobim“ (Warner Bros/1964), heraus. Sein Erfolg in den Vereinigten Staaten war dergestalt, dass noch zu Beginn der 60er Jahre eine Instrumentalversion von „Desafinado“ – interpretiert von Stan Getz und Charles Byrd – eine Verkaufsquote von einer Million Kopien erreichte!

1964 reiste Tom nach Los Angeles, um sich mit Ray Gilbert zu treffen, der seine Kompositionen mit englischen Texten versah.

1965 kamen die LPs „Antônio Carlos Jobim“ und „A certain Mr. Jobim“ bei Warner Bros heraus – beide mit Arrangements von Claus Oggerman.

1967 nahm er mit Frank Sinatra die LP „Francis Albert Sinatra & Antônio Carlos Jobim“ auf. Noch im gleichen Jahr komponierte er die Filmmusik für „Garota de Ipanema“ von Leon Hirszman. Noch 1967 wurde er für den Grammy nominiert.

1968 gewann er das „III. Internationale Song-Festival“, welches in Rio de Janeiro stattfand – mit der Komposition „Sabiá“ (mit Chico Buarque), auf dem ersten nationalen und dem ersten internationalen Platz (unter den Buh-Rufen des Publikums, das für den Song „Pra não dizer que não falei de flores“ von Geraldo Vandré gestimmt hatte). Noch im gleichen Jahr – gleich nachdem er von einer erfolgreichen Reise in die USA zurück war – nahm er eine seiner Kompositionen für das „Museu de Imagem e Som“ (Museum für Bild und Ton) auf, koordiniert vom damaligen Direktor Ricardo Cravo Albin, unterstützt von Vinicius de Moraes, Dori Caymmi, Chico Buarque und Oscar Niemeyer.

1969 komponierte er wieder eine Musik für den Tonträger eines Kinofilms, der „Os Aventureiros“ (Die Abenteurer) hiess. Die Aufnahmen fanden in London statt, mit Arrangements und unter der Regie von Eumir Deodato. Dann unterzeichnete er einen Vertrag für die Musik zum Film „Tempo de Mar“ (Zeit des Meeres), dirigiert von Pedro de Moraes, dem Sohn seines Freundes Vinicius, und zum Film „A Casa asassinada“ (das ermordete Haus) von Paulo César Saraceni.

1970 brachte Tom Jobim die LP „Stone Flower“ heraus, mit Arrangements von Eumir Deodato, der auch die Arrangements von Frank Sinatras LP „Sinatra & Cia“, die 1971 erschien, mit fünf Kompositionen von Jobim.

Eine der repräsentativsten von Toms Kompositionen ist „Águas de Março“ (Wasser des März), deren erste Aufnahmen als Kompakt-Disk in dem Wochenblatt „O Pasquim“ als Lesergeschenk erschienen (1972). Diese Komposition wurde dann als jenes berühmte Duett mit Elis Regina in Los Angeles aufgenommen und erschien auf der Platte „Elis & Tom“ 1974.

Tom Jobim erhielt die Auszeichnung der BMI – Broadcast Music Incorporation als „Great nacional Popularity“ mit „The Girl from Ipanema“ 1970 – „Meditation“ 1974 und „Desafinado“ im Jahr 1977.

1978 machte er Aufnahmen mit Miúcha für die LP „Miúcha & Antônio Carlos Jobim“.

Seine Komposition „Luiza“ war Thema zur Einleitung der Novela „Brilhante“ (TV Globo) 1981.

Noch innerhalb der 80er Jahre komponiert er die Musik zu den Filmen „Eu te amo“, von Arnaldo Jabor, und „Gabriela“, dirigiert von Bruno Barreto. Zusammen mit Chico Buarque komponiert er die Musik für den Tonträger des Films „Para viver um grande Amor“, von Miguel Faria. Tom erhält die Shell-Prämie in der Kategorie „Bester Komponist des Jahres 1982“ während eines Festes, das in der „Sala Cecíla Meireles“ (Rio) stattfand.

1984, auf Einladung des Regisseurs Marco Altberg, komponiert er die Musik zu seinem Film „Fonte da Saudade“ (Quelle der Sehnsucht), der auf dem Roman „Trilogia do Assombro“ (Trilogie des Spuks), von Helena Jobim, basiert. Mit dieser Film-Komposition gewann er den Preis für „Die beste Musik beim Film-Festival in Gramado“. Im gleichen Jahr komponiert er die Musik für den Film „O Tempo e o Vento“ (Die Zeit und der Wind), der auf dem gleichnamigen Roman von Erico Verissimo basiert. Auch noch 1984 stellte er die „Banda Nova“ zusammen, eine Gruppe, die ihn bei seinen Shows und Aufnahmen bis zu seinem Lebensende begleitet hat. An der Seite von Paulo Jobim (Gitarre), Danilo Caymmi (Flöte und Vocal), Jaques Morelenbaum (Violoncelo), Tião Neto (Bass), Paulo Braga (Schlagzeug) und dem Chor bestehend aus Ana Jobim, Elizabeth Jobim, Paula Morelenbaum, Maucha Adnet und Simone Caymmi, präsentiert er eine Show in der New Yorker Carnegie Hall.

1985, zusammen mit seiner „Banda“ präsentiert er sich mit João Gilberto zur Eröffnung des „Festival de Montreux“, in der Schweiz. In jenem Jahr gewann er den Titel „Grand Commandeur da Ordre des Arts et des Lettres“ vergeben von der französischen Regierung, vertreten durch ihren Kulturminister.

1986 erhielt er den Preis „Millionaired Songs“, vergeben von der BMI an Autoren, deren Songs mehr als eine Million Mal in Radio und Fernsehen gespielt wurden. Im gleichen Jahr komponierte Tom die Musik zum Film „Brasa adormecida“ (eingeschlafene Glut), dirigiert von Djalma Limoji Batista. Ebenfalls 1986 komponiert er „Anos Dourados“ (Goldene Jahre), die Themenmusik zur gleichnamigen Mini-Serie der TV Globo – welche später auch einen Text von Chico Buarque bekam. Auch noch im gleichen Jahr bringt er mit der „Banda“ die LP „Passarim“ heraus, die ihm die erste Goldene Schallplatte seiner Karriere einbringt, sowie die Preise „Sharp – beste Platte der MPB“ und „Beste Musik des Jahres“.

1987 partizipierte er an der Platte „Há sempre um nome de mulher“ (Stets ist eine Frau im Spiel) – ein Doppelalbum, welches einer Kampagne zur Säuglingsernährung durch Muttermilch gewidmet war – allein in den Filialen der Banco do Brasil verkauften sich ad hoc 600.000 Kopien! Die Aufnahmen waren in Toms Wohnung entstanden – er sass am Flügel und sang nur das Lied „Luiza“ – diese Aufnahme wird als eine der besten von ihm als Sänger angesehen. Auf dem Plattenumschlag schrieb der Produzent Ricardo Cravo Albin: „Tom ist heute eine vollständige Sammlung dessen, was sich in der MPB (Brasilianische Volksmusik) zwischen 1956 und heute entwickelt hat“!

1990 wurde Tom Jobim Mitglied der „Academia Nacional de Música Popular Americana“. Dort wurde er zum Rektor ernannt – beim „Conselho Diretor da Universidade Livre de Música“ mit Sitz in São Paulo, wurde er Präsident – und Doktor honoris causa bei der Uni von Rio de Janeiro (UERJ). Und etwas später erhielt er denselben Titel auch von der Universität in Lissabon (Portugal).

Tom wurde geehrt von der Samba-Schule „Estação Primeira de Mangueira“ 1992, mit dem Themen-Samba „Se todos fossem iguais à você“ (Wenn alle so wären wie Du) – der Titel des Songs stammt von Vinicius de Moraes.

Tom stand bei unzähligen brasilianischen und amerikanischen TV-Programmen vor den Kameras – unter denen das Special mit Milton Nascimento 1993, veranstaltet vom TV-Bandeirantes, besondere Erwähnung verdient.

1994 wieder eine Präsentation in der Carnegie Hall – diesmal zusammen mit dem Gitarristen Pat Metheny und dem Pianisten Herbie Hancock. Und im gleichen Jahr bringt er das letzte Werk seiner erfolgreichen Karriere heraus: Die CD „Antônio Brasileiro“, für die er den „Sharp-Preis der Besten MPB-Platte“ und „Beste Samba-Musik“ erhält – letzteren für die Komposition „Piano na Mangueira“, die er zusammen mit Chico Buarque komponiert hat. Dieselbe CD wurde ebenfalls mit dem Grammy in der Kategorie „Best Latin Jazz Performance“ ausgezeichnet. Noch im Jahr 1994 überreicht ihm die Präfektur von Rio de Janeiro die „Medalha Pedro Ernesto“ Tom Jobim stirbt am 8. Dezember desselben Jahres.

1996 bringt Helena Jobim das Buch „Um homem iluminado“ (Ein erleuchteter Mensch) heraus – die Biografie ihres Bruders. Im nächsten Jahr publiziert Sérgio Cabral (heute Gouverneur von Rio de Janeiro) „Antônio Carlos Jobim- eine Biografie“. Der Verlag „Revivendo“ aus Curitiba (Bundesstaat Paraná) lanciert die CD „Meus primeiros passos e compassos“ (Meine ersten Schritte und Takte) – präsentiert werden Tom Jobims erste Plattenaufnahmen.

Im Jahr 2000 kommt ebenfalls bei Revivendo die Trilogie „Raros compassos“ heraus – 3 CDs mit Kompositionen aus den Anfängen seiner Karriere, interpretiert von verschiedenen Künstlern. Im gleichen Jahr erschien die CD „Tom Canta Vinicius“ (Tom singt Vinicius) heraus – eine Life-Aufnahme der Show im „Centro Cultural Banco do Brasil“ (Rio) vom Januar 1990. Die Sängerin Gal Costa veröffentlicht eine CD, auf der sie Toms Kompositionen interpretiert – ein Projekt, welches sie noch zu Lebzeiten des Maestro begonnen hatte.

Viele posthume Ehrungen wurden dem Verstorbenen zuteil – wie zum Beispiel auch der umstrittene Namenswechsel der Avenida Vieira Souto, in Ipanema, in Avenida Tom Jobim. Damit wollte man die Ecke Tom Jobim mit Vinicius de Moraes schaffen, der ehemaligen Rua Monte Negro, wo sich die „Bar do Veloso“ befand – heute „Garota de Ipanema“ – die Stammkneipe von Tom und Vinicius, in der die Inspiration zur Komposition „Garota de Ipanema“ geboren wurde. Die Strassenschilder wurden also gewechselt, aber die alteingesessene Familie Vieira Souto ging vor Gericht – und die Umbenennung wurde rückgängig gemacht. Später wurde der internationale Flughafen von Rio de Janeiro umbenannt in „Aeroporto Internacional Maestro Antônio Carlos Jobim“ – dies durch Druck auf den Nationalkongress durch eine Kommission bemerkenswerter Personen, bestehend aus Chico Buarque, Oscar Niemeyer, João Ubaldo Ribeiro, Antonio Candido, Antonio Houaiss und Edu Lobo, persönlich koordiniert vom Kritiker Ricardo Cravo Albin. Desweiteren wurde der „Parque Tom Jobim“ an der Lagoa Rodrigo de Freitas geschaffen und man brachte die Doppel-CD „Tom Jobim – inedito“ (Tom Jobom – unveröffentlicht) auf den Markt.

Im Jahr 2000 erschien die Luxusausgabe „Cancioneiro Jobim“ (Songschreiber Jobim), die Partituren von 42 seiner Kompositionen enthielt, biografische Texte, Fotos und Reproduktionen von Manuskripten. Nachdem die erste Ausgabe vergriffen war, bekam die zweite ein anderes Format, sie wurde in zwei Bände geteilt – einer mit den biografischen Texten und Bildern, der andere mit den Partituren.

2001 erschien „Cancioneiro Jobim – obras completas“ (Gesamtwerk) – eine Sammlung von Partituren und Texten sämtlicher Kompositionen des Maestro, bestehend aus fünf Bänden, mit Illustrationen von Elizabeth Jobim. Im gleichen Jahr wurde mit der Ausstellung „Nas trilhas do Tom“ (Auf Toms Pfaden) das „Instituto Antônio Carlos Jobim“ eingeweiht – als Präsident Paulo Jobim und geleitet von Ana Lontra Jobim, Elizabeth Jobim und Wanda Mangia Klabin – in dem das Werk und die private Asservatensammlung des Komponisten interessierten Musikern und Forschern zur Verfügung steht.

2003 kamen die CD und die DVD „Jobim Sinfônico“ auf den Markt, in denen seine orchestralen Kompositionen enthalten sind. Dieses Projekt wurde produziert von Mario Adnet und Paulo Jobim – es handelt sich dabei um das gleichnamige Konzert, aufgenommen im Jahr 2002 in der „Sala São Paulo“ (in der Stadt São Paulo) mit dem Sinfonieorchester der Stadt unter der Leitung von Roberto Minczuk, Assistent der New Yorker Philharmoniker, sowie der Teilnahme von Milton Nascimento und weiteren 80 Musikern. Ebenfalls im Jahr 2003 erscheint in den Büchereien das Buch „Cancioneiro Vinicius de Moraes: Orfeu“ (Jobim Music), ein Songbook des Spektakels „Orfeu da Conceição“, inszeniert 1956 im Teatro Municipal (Rio), mit 14 Partituren der für das Musical it Vinicius komponierten Songs – ausserdem Zeichnungen von Carlos Leão und Carlos Scliar, Plakate, Kritiken, Plattencovers, Texte von Sérgio Augusto, Susana de Moraes, Paulo Jobim und Cacá Diégues – eine von Maria Lúcia Rangel unterzeichnete Edition der Texte des Poeten über die Kreation des Stückes, sowie die Korrespondenz mit Vinicius betreffs der ersten Adaption des Werkes fürs Kino, umgesetzt 1959 von Marcel Camus in seinem Film „Orfeu negro“ (Schwarzer Orpheus).

2004 schlug der Kritiker Ricardo Cravo Albin dem Kommerz-Verband von Rio de Janeiro vor, dass man auf dem „Aeroporto Maestro Antônio Carlos Jobim“ anlässlich seines zehnten Todestages, dem unvergessenen Komponisten ein Denkmal setzen sollte.

Unter den ausländischen Künstlern, die Toms Musik in ihr Repertoire aufgenommen haben, sind so bekannte Grössen wie Frank Sinatra, Miles Davis, Stan Getz, Quincy Jones, Dizzie Gillespie, Charlie Byrd, Sara Vaughan, Clare Fischer, Ella Fitzgerald, Louis Armstrong, Oscar Peterson, Joe Pass und Sting, sowie viele andere.

2004 kam die CD „Antonio Carlos Jobim em Minas ao vivo Piano e Voz“ (. . live in Minas, Piano und Stimme) heraus – ein Live-Mitschnitt eines Rezitals des Komponisten aus dem Jahr 1981 im „Palácio das Artes“ in Belo Horizonte (Minas Gerais).

2005 wurde „The Girl from Ipanema“ – eine historische Aufnahme (1963) von Astrud Gilberto, an der Seite von João Gilberto, Stan Getz und dem Komponisten selbst – von der Bibliothek des amerikanischen Kongresses ausgewählt als eine der 50 grössten musikalischen Werke der Menschheit! Im gleichen Jahr brachte die „Jobim Biscoito Fino“ das Doppelalbum „Tom Jobim Inédito“ heraus.

2006 – ebenfalls von der „Jobim Biscoito Fino“ die DVD „Tom Jobim ao vivo em Montreal“, ein Live-Mitschnitt von 1986 beim International Jazz Festival jener Stadt. An der Seite des Komponisten die Musiker Jaques Morelenbaum (Violoncello), Paulo Jobim (Gitarre), Danilo Caymmi (Flöte), Tião Neto (Bass) und Paulo Braga (Schlagzeug), und die Vokalistinnen Paula Morelenbaum, Maucha Adnet, Simone Caymmi, Ana Jobim und Elizabeth Jobim. Die DVD bringt ausserdem noch ein Interview mit dem Komponisten in seinem Haus im Stadtteil Jardim Botânico (Rio) aus dem Jahr 1981, das er dem Journalisten Roberto D’Avila gewährte.

2007 brachte der Verlag „Biscoito Fino“ die CD „Tom Jobim ao vivo em Montreal“ auf den Markt – die reine Audio-Version der DVD vom Vorjahr. Im Repertoire seine Songs „Água de beber“, „Chega de saudade“, „A felicidade“ und „Garota de Ipanema“, alle mit Vinicius de Moraes, „Samba de uma nota só“ (mit Newton Mendonça), „Two kites“, „Wave“, „Borzeguim“, „Falando de amor“, „Gabriela“, „Samba do avião“ und „Waters of March“.

2007 erschien die DVD „A Casa do Tom – Mundo, Monde, Mondo“ heraus – ein Film von Ana Jobim, der die Geschichte von Toms Liebe zur Musik, seiner Familie und der Natur erzählt. Gesprochen von Ana Jobim selbst, enthält der Dokumentarfilm Gespräche, Fotos, hausgemachte und professionelle Filme, Gedichte, ein langes Interview und 24 Kompositionen.

Diskographie Tom Jobim
  • ANTÔNIO BRASILEIRO (1994)
  • PIANO NA MANGUEIRA (1992)
  • PASSARIM (1987)
  • TOM JOBIM (1987)
  • EDU & TOM – TOM & EDU (1981)
  • TERRA BRASILIS (1980)
  • MIÚCHA & TOM JOBIM (1979)
  • WATERS OF MARCH (1975)
  • SAMBA DO AVIÃO (1962)
  • CORCOVADO (1960)
  • GAROTO (1959)
  • CHEGA DA SAUDADE (1958)
  • COPACABANA (1954)
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