Serra da Bocaina

Zuletzt bearbeitet: 31. Dezember 2012

Die Serra da Bocaina ist, obwohl sie auf halbem Weg zwischen den beiden grössten Städten des Landes liegt, den meisten Paulistas wie Cariocas fast unbekannt. Sicher, den Namen haben sie beinahe alle schon mal gehört, aber finden Sie mal einen, der schon dortgewesen ist, oder der sich dort auskennt!

Eine Erklärung dafür mag, wie so oft bei den bequemen Brasilianern, an der etwas schwierigen Zufahrt liegen, die hinter „São José de Barreiro“ anfängt – einem kleinen Ort, der schon auf der Seite des Nachbarstaates São Paulo liegt, und den man am besten, von Rio aus, über die schon erwähnte „Via Dutra“ (BR-116) in Richtung São Paulo, erreicht – bis zum Ort „Que Luz“, um dort auf die SP-068 nach „Areias“ – „São José do Barreiro“ abzubiegen.

Um sich ein bisschen einzustimmen

SÃO JOSÉ DO BARREIRO (233 km von Rio de Janeiro)

São José do Barreiro und die umliegenden Städtchen wurden während des brasilianischen Kaffee-Booms, am Anfang des 19. Jahrhunderts, gegründet. In der Region finden sich einige der interessantesten und detailgetreu renovierten Fazendas aus dieser Zeit – eine davon ist die „Fazenda Pau D’Alho“ vom Ende des 17. Jahrhunderts, mit der typischen ländlichen Architektur der Epoche. Ihr Besitzer war João Ferreira de Souza, der Gründer von São José de Barreiro. 1822 stieg er in die Kaffee-Produktion ein. Selbst der Kaiser Dom Pedro I. hat die Fazenda besucht und wurde dort mit einem üppigen Bankett empfangen. 1968 wurden die gesamten Gebäude unter Denkmalschutz gestellt und vor kurzer Zeit ist der gesamte Komplex in allen Details fein säuberlich renoviert worden, sodass er inzwischen als Musterexemplar aus der Kaffeezeit gilt. Einen solchen Besuch können wir in für Sie in Ihrer Route einplanen!

Auch im Ort selbst sollte man nicht versäumen, den Friedhof aus der Kolonialzeit zu besichtigen und die zahlreichen antiken Gebäude rund um den Platz im Zentrum – besonders schön die Kirche und die alte Apotheke!  

Um von „São José de Barreiro“ hinauf in die Serra da Bocaina zu gelangen, hat man noch mindestens 1 Stunde (27 km) auf der Strasse vor sich, wenn man die prekäre Erdpiste dorthin denn als solche bezeichnen kann – voller Löcher und mit Steinen übersät. Schwierig sogar für jemand mit 4×4-Antrieb und eine Herausforderung für den, der einen solchen nicht besitzt. Nun, dies scheint ein Minuspunkt gegen diesen Ort zu sein, aber vielleicht ist der Park gerade deshalb bisher den Immobilien-Spekulanten nicht weiter aufgefallen, leidet nicht unter Überwanderung während der Ferienzeiten und hält sich sogar die Wilderer vom Leib. Wer heute diese Serra erklimmt, der sucht Ruhe und Kontakt mit der Natur – und das ist genau die richtige Einstellung zur Schonung und zum Schutz unserer Umwelt.

Im Allgemeinen liegt die Temperatur oben in der Serra unter 20º C und kann zwischen Juli und August, eigentlich den besten, weil trockensten Monaten, für einen Besuch, nachts bis auf 0º C sinken! Also immer ein wärmendes Kleidungsstück mitbringen! Es ist ausserdem geraten, sich bei den wenigen Pousadas vorher anzumelden – einige sind unter der Woche geschlossen! Natürlich, wenn Sie Ihre Brasilienreise von uns organisieren lassen, sind solche Details von vornherein geregelt!

Auf einer Fläche von 1.340 km² beherbergt der Park eine üppige Vegetation des Atlantischen Regenwaldes und viele Wasserfälle von unvergleichlicher Imposanz und Schönheit. Und da die Durchquerung per motorisiertem Fahrzeug von der IBAMA (der Brasilianischen Naturschutzbehörde) extra genehmigt werden muss, ist dort kaum ein Auto oder Jeep zu entdecken – was der Natur sicher nur von Nutzen sein kann. Besonders unter der Woche ist man in diesem Gelände weit und breit der einzige Besucher – ein phantastisches Gefühl!

Zirka einen Kilometer vom Eingang zum Park – nach einer leichten Wanderung – hat man den oberen Teil des „Cachoeira Izidoro“ erreicht. Der Abstieg zum Fuss des Falls macht ein bisschen Angst, lohnt sich aber! Der Blick auf den 80 Meter hohen Wasserfall ist ein Erlebnis, das man nicht vergisst. Rund 7 km weiter erreicht man den „Cachoeira das Posses“ – noch ein Geschenk der Natur, das die brasilianische Regierung, Gott sei Dank, zu schützen wusste! Einer der am häufigsten besuchten Wasserfälle mit einfachem Zugang ist der „Cachoeira do Paredão“ – mit vielen kleinen Fällen und einem Naturschwimmbecken, das eisige Wasser bereithält.

Fünfzehn von den Gipfeln im Nationalpark sind höher als 1.800 Meter. Man sagt, der höchste von ihnen sei der „Pico do Tira Chapéu“, mit 2.088 m – von oben bietet er eine wunderbare Aussicht über den gesamten Park, bis hinunter zum Meer und der Bucht von Paratí. Der Pfad, der zum Gipfel führt ist nicht sehr beschwerlich, aber ohne Wegweiser, deshalb empfiehlt sich die Führung eines lokalen Guides. Ein anderer kaum bekannter Gipfel ist der „Pedra Alta“, zu dem man über einen wesentlich beschwerlicheren Pfad gelangt – durch Bambusdickichte, an denen man sich hochziehen muss – ebenfalls nur mit Guide zu empfehlen.

Ein guter Tipp, um den Park wirklich kennen zu lernen, ist ein Mittagessen in der „Pousada Vale dos Veados“ – einer Art obligatorischem Treffpunkt der Park-Wanderer und im Zentrum der interessantesten Park-Attraktionen gelegen. Die Pousada liegt innerhalb des Schutzgebiets – 16 km vom Parkeingang entfernt – also braucht man eine Erlaubnis, um mit dem Fahrzeug dorthin zu gelangen und die bekommt man folgendermassen: Bevor man in São José do Barreiro losfährt, kurz am Hotel „Porto da Bocaina“ halten – sind dieselben Besitzer – Mittagessen in der Pousada anmelden und Lizenz für die Durchfahrt besorgen.

Wie gesagt, von dieser Pousada aus lernt man den Park am besten kennen, also empfiehlt es sich, bereits möglichst früh dort einzutreffen. Diejenigen, welche besonders gute Kondition haben, sollten den „Cachoeira do Veado“ nicht auslassen, den man nach ein paar Stunden Wandern, von der Pousada aus erreicht.

Der Wasserfall gehört zu den schönsten Fällen Brasiliens und die beiden Fälle, die ihn bilden, sind höher als 100 Meter! Wenn Sie lieber wandern, anstatt mit dem Auto fahren, müssen Sie für den Weg zu diesem Wasserfall etwa 2 Stunden einplanen!

Eine andere empfehlenswerte Wanderung, von der Pousada aus, ist der Aufstieg zum Gipfel „Pico do Gavião„. Auf dem Hinweg geht es ziemlich steil nach oben, was zwischen 50 Minuten und 1,5 Stunden dauern kann – je nach Kondition. An einem klaren Tag kann man von oben bis hinunter zum Meer sehen.

Die dominante Vegetationsform im Nationalpark ist der „Tropische Atlantische Regenwald“ (Perenifólia = wirft seine Blätter nicht ab) mit äusserst artenreicher Flora. Die höheren Lagen werden von den Gebirgswäldern beherrscht. Auf dem Plateau – durchschnittliche Höhe zwischen 800 und 950 Metern – stehen native Arten, wie die Araukarie und der „Pinheiro-Bravo“. Verschiedene Epiphyten kommen ebenfalls in dem Gebiet vor, besonders an den Ufern von Wasserläufen, eine Besonderheit sind hier die Micro-Orchideen.

Die bekannt artenreiche Fauna des Atlantischen Regenwaldes ist gut vertreten im Park. Zum Beispiel die Spezies „Macaco-prego, Sagui, Preguiça, Veado-mateiro, Anta, Cutia, Tamanduá-mirim, Capivara, Ouriço, Lontra, der „Mono-carvoeiro“ – grösster Primat Amerikas, ist sehr gefährdet. Dasselbe gilt für die „Harpia“, den „Gavião-pega-macaco“, den „Gavião-de-penacho“, „Jacutinga“, und „Macuco“, Vögel, die man noch in diesem Gebiet beobachten kann.

Ein bisschen bekannter als der Nationalpark selbst, ist der so genannte „Trilha de Ouro“ – der antike Gold-Trail aus der Kolonialzeit, dessen Abschnitt zwischen „São José do Barreiro“ und „Mambucaba“, an der Grünen Küste, durch das Gebiet der Serra da Bocaina führt – 30 km, für die man in der Regel drei Tage braucht, vorbei an herrlichen Landschaften, Wasserfällen, dichten Waldabschnitten und vielen Tieren unterwegs. Teilweise ist noch das von Sklaven verlegte Pflaster des Weges erhalten, auf dem von der Küste Lebensmittel zu den Goldminen in Minas Gerais transportiert wurden und zurück das Gold für den Export auf den Schiffen, im Hafen.

Der Park hat folgende Infrastruktur
13 Beamte der IBAMA, 3 Angestellte einer Bewachungsfirma, 1 Angestellte für Reinigung. 1 Wohnung für Parkdirektor, mit 2 Räumen und Garage, 1 Unterkunft für Angestellte mit 3 Räumen, Garage und Abstellraum, 1 Unterkunft für Wissenschaftler. 1 Portier-Häuschen, 20m2, 1 Kontrollgebäude neben dem Portier, 4 Jeeps, 1 Pick-up, 1 Motorrad, Strom- und Wassernetz, Kommunikationssystem, mit Telefax, e-Mail, 4 Radio-Stationen (fix) und 4 Paar mobile Empfänger.
Der Park ist täglich, zwischen 07:00 und 18:00 für den Besuch geöffnet.

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