Das sehenswerte Inland

Zuletzt bearbeitet: 27. April 2013

Auch das Interior von Rio Grande do Sul hat seine deutsche Einwandererwelle gehabt: Man findet viele ihrer Nachkommen in den Orten São Leopoldo und Novo Hamburgo, nur 45 Kilometer nördlich von Porto Alegre. Besonders Novo Hamburgo hat sich zu einem Zentrum der Lederverarbeitung entwickelt – dem grössten Shopping Center für Schuhwerk in Brasilien.

Die Serra Gaúcha

Ist eine Mittelgebirgsgegend, die sich nördlich von Porto Alegre erhebt: Sie wurde erstmals von deutschen Einwanderern 1824 und später auch von Italienern besiedelt. Entfernt ähnelt dieses Gebiet den Voralpen und bietet landschaftlich sehr reizvolle Eindrücke. Man kann hier sehr schöne Wanderungen zu Gipfeln, Seen und Wasserfällen unternehmen. Im Winter ist Schnee keine Seltenheit auf diesen Gipfeln, und im Frühling sind die Bergwiesen mit Blumen übersät.

Die schönsten Natur-Szenarien findet man um die dicht beieinander liegenden Orte Gramado und Canela – 130 km von Porto Alegre entfernt. Beide Orte liegen über 800 Meter hoch und sind beliebte Ferienziele. Sie werden das ganze Jahr über besucht – ganz besonders jedoch, wenn es in der Grossstadt am heissesten ist. Die zahlreichen Hotels und Restaurants zeigen auffallend deutsche Prägung. Die lokalen Produkte sind Wollsachen, Leder, Korbflechterei und die bekannte, hausgemachte Schokolade.

nach obenParque Estadual do Caracol

Liegt 6 km von Canela und bietet die landschaftlich reizvollsten Eindrücke dieser Gegend, mit Wasserfällen. Zum Beispiel dem Cascata do Caracol, der 130 Meter tief in einen gähnenden Canyon hinabstürzt – oder Wanderwegen, die durch die letzten jahrhundertealten Bestände von Araukarien-Wäldern führen, jenem Nadelbaum, der eine Höhe von 50 m erreichen kann, und der für die südbrasilianischen Landschaften so charakteristisch war. Leider sind seine Bestände heute überall stark gefährdet. Der Aufstieg zum Morro do Pelado ist ein anderes Ausflugsziel: Von hier hat man einen besonders schönen Blick auf die gesamte Region.

24 km westlich von Gramado liegt Nova Petrópolis, eine andere Stadt mit deutlichen deutschen Wurzeln und 16.888 Einwohnern: Das Freilicht-Museum Deutscher Besiedlung im Parque do Imigrante ist sehenswert. Hier werden altdeutsche Volkstänze präsentiert und ebensolche Dorfkapellen spielen zur Erbauung der Besucher. Nördlich dieses Ortes liegt das Jammerthal – ein Tal mit deutschen Bauernhöfen, deren Bewohner auch heute noch Deutsch sprechen.

nach obenCaxias do Sul

Ist das Zentrum des Weinanbaus – hat 360.207 Einwohner, die in ihrer Mehrzahl von italienischen Einwanderern abstammen. Es ist heute eine expandierende, moderne Stadt. Weine wurden zwar schon 1840 in dieser Region angebaut, aber erst die italienischen Einwanderer, gegen Ende dieses Jahrhunderts, verstanden es, eine gut florierende Weinindustrie aufzuziehen. Die Stadt liegt 122 km von Porto Alegre entfernt und ist am besten in den Monaten Januar, Februar und März zu besuchen – das Weinfest, Ende Februar bis Anfang März, ist ein erlebenswertes Ereignis.

Eine restaurierte Dampfeisenbahn fährt sonntags von dem Nachbarort Bento Gonçalves nach Jaboticaba – hält zweimal auf der landschaftlich reizvollen Strecke, damit sich die Fahrgäste umsehen können und braucht 3,5 Stunden für den Trip.

nach obenBento Gonçalves

Ist der grösste Produzent von Qualitäts-Weinen – ausserdem einer von Brasiliens Ortsbezirken mit einem der höchsten Lebensstandards. Die rund 89.000 Einwohner, die meisten Nachkommen der italienischen Einwanderer, haben ihren schönen Ort ganz im Stil ihrer europäischen Heimat gestaltet. Der Besucher wird besonders die typischen Restaurants mögen.

nach obenGaribaldi

Der kleine, nach dem italienischen Freiheitshelden benannte Ort mit 25.451 Einwohnern, liegt in der Nachbarschaft von Bento Gonçalves (13 km) und hat sich vorwiegend auf Champagner spezialisiert – hier werden die besten Marken Brasiliens produziert.

nach obenSão Francisco de Paula

Hier sollten Sie sich den See Lago São Bernardo und den Wasserfall Passo do S ansehen. In dem kleinen Ort kann man die Eigenheiten der typischen Gaúchos des Hochlandes gut beobachten. Hier gibt es eine gute Hotel-Infrastruktur und jährlich interessante Feste: Zum Beispiel das Apfelfest, einen Sängerwettstreit und verschiedene Rodeos.

nach obenParque Nacional de Aparados da Serra

Sicher die schönste Gegend von Rio Grande do Sul und eines von Brasiliens grossartigsten Naturwundern. Der Park liegt 66 km nördlich von dem Ort São Francisco de Paula – rund 180 km von Porto Alegre. Seine zweifellos grösste Sehenswürdigkeit ist ein schmaler Canyon, der Itaimbezinho (in der indianischen Tupi-Sprache: ita-imbé = spitzer Stein), dessen Steilwände durchschnittlich 600 Meter tief und parallel zueinander abfallen, und der eine Länge von 7,8 km hat.

DSC_0612
Homem de costas
Canyon Itaimbezinho
Canyon Itaimbezinho
Canyon Fortaleza
Canyon Itaimbezinho
Canyon Fortaleza
Ponte
"Canyon Itaimbezinho", Cambará do Sul-RS_14.jpg
"Canyon Itaimbezinho", Cambará do Sul-RS_13.jpg
"Canyon Itaimbezinho", Cambará do Sul-RS_12.jpg
"Canyon Itaimbezinho", Cambará do Sul-RS_11.jpg
"Canyon Itaimbezinho", Cambará do Sul-RS_10.jpg
"Canyon Itaimbezinho", Cambará do Sul-RS_9.jpg
"Canyon Itaimbezinho", Cambará do Sul-RS_7.jpg
Diese Fotos stammen aus der Flickr Foto-Community und werden gemäß der Flickr-RSS API abgebildet.
In diesen tiefen Einschnitt – gegraben vom Rio Perdiz und dem Rio Preá auf ihrem Weg zum Meer – stürzen mehrere Wasserfälle. Im Gegensatz zu den meisten der bekannten Canyon-Formationen, befindet sich dieser in einer Feuchtregion mit subtropischem Wald. Mit einem erfahrenen Führer ist es ein besonderes Abenteuer, den Canyon bis zum Fluss hinabzuklettern.

Die Fauna, einstmals unübersehbar üppig, ist auch hier durch Wilderer und Holzfäller ziemlich dezimiert worden. Aber im Innern des Parks kann man trotz allem immer noch relativ häufig Puma, Ozelot und andere Katzenarten antreffen, verschiedene Hirscharten, Gürteltiere und auch den seltenen Guará-Wolf. Unter den etwa 150 Vogelarten, die im Park registriert wurden, befinden sich einige, die bereits als ausgestorben galten.

In diesem Park ist sogar das Klima faszinierend: Denn hier sind die 4 Jahreszeiten deutlich spürbar. Im Sommer regnet es reichlich und starke Gewitter entladen ihre elektrische Energie über der Landschaft. Im Winter (Juni/Juli/August) fällt das Thermometer regelmässig auf unter O Grad – wenn auch Schneefälle nicht gerade häufig sind. Die wärmsten Monate sind hier der Januar und der Februar – die Mittelwerte der Höchsttemperaturen liegen dann bei 22 Grad. Die mittlere Luftfeuchtigkeit liegt bei über 80 %, während des ganzen Jahres sind deshalb starke Nebelfelder häufig: Innerhalb von Minuten steigt der Nebel aus den Tiefen des Canyons empor und hüllt dann die gesamte Landschaft ein – ein interessantes Spektakel nebenbei.

nach obenHeilquellen und Thermalbäder

Auch die gibt’s in Rio Grande do Sul. Und zwar um die Orte Iraí, Catuípe, Macelino Ramos, Rondinha und Vicente Dutra, an der nördlichen Grenze zum Nachbarstaat Santa Catarina. Die Quellen werden gegen rheumatische, dermatologische und nervöse Beschwerden empfohlen.

Die wirtschaftlich interessanten Produktionsstätten des Taquari-Tals sind Einzugsgebiete von Deutschen und Italienern, in den letzten fünfzig Jahren enorm gewachsen, die für die Wirtschaft des Bundesstaates Rio Grande do Sul einen wesentlichen Beitrag leisten. In Estrela, Lageado, Cruz Alta, Carazinho, Encantado, Taquari, Serafina, Correa und Passo Fundo leben Menschen verschiedener ethnischer Herkunft mit der gleichen beispielhaften Arbeitskraft. Landwirtschaft und Viehzucht – vornehmlich Schweine – sind die wirtschaftliche Basis der Region.

nach obenEstrela

Mit seinem Wasser-Schienen-Strassen-Komplex besonders begünstigt, ist zu einer modernen Stadt herangewachsen, die sich zusammen mit Lageado (64.000 Einwohner) vornehmlich mit dem Abbau, dem Schneiden und Polieren von Halbedelsteinen befasst. Besonders bekannt sind die Achat-Aschenbecher und andere Halbedelstein-Artikel, die aus dieser Gegend stammen und über Porto Alegre in die ganze Welt exportiert werden.

Die Zentral-Region nennt man die Gegend um die Universitätsstadt Santa Maria, etwa im geographischen Mittelpunkt von Rio Grande do Sul – sie hat 243.392 Einwohner. In dem Nachbarort Mata findet man bedeutende Baum- und Pflanzen-Fossilien aus einer Zeit vor mehr als 200 Millionen Jahren:

Die Einwohner von Mata (heute leben hier 5.600 Menschen) befanden sich bis zum Jahr 1976 in völliger Unkenntnis über die Bedeutung der allenthalben im Ortsgebiet anzutreffenden harten Steine und Felsbrocken, die auch die landwirtschaftliche Arbeit stark behinderten. Bis der Pater Daniel Cargnin, dessen Hobby die Paleonthologie ist, die Gemeinde übernahm: Er klärte die Bevölkerung mit Hilfe der Präfektur und der Universität von Santa Maria über die geschichtliche und wissenschaftliche Bedeutung jener „Felsbrocken“ auf. Und heute kann der interessierte Besucher der kleinen Stadt innerhalb des Ortskerns und auch Drumherum die sehr gut erhaltenen, und von den Bewohnern inzwischen geschätzten und geschützten pflanzlichen Fossilien, bewundern. Besonders die riesenhaften versteinerten Bäume, die teilweise mitten auf den Plätzen des Ortes liegen, sind sehr eindrucksvoll – der ganze Ort ist ein riesiges Freilichtmuseum.

Kleinere Exemplare findet man im Museu Guido Borgomonero ausgestellt. Der Jardim Paleobotânico ist ein Areal von 36.000 Quadratmetern, in dem man ebenfalls eine besonders zahlreiche Ansammlung von Fossilien der Gegend besichtigen kann. Eine Grotte mit der Figur der Nossa Senhora de Lourdes, der die Bevölkerung wunderwirkende Kräfte nachsagt, ergänzt die Sehenswürdigkeiten des Ortes – sie ist sicher die einzige, zu der 139 pflanzlich-fossile Stufen hinabführen.

nach obenSanta Cruz do Sul

Ist eine moderne Stadt mit einer soliden Wirtschaft und einem der höchsten Pro-Kopf-Einkommen in Brasilien. Auch seine Fachwerk-Gebäude, Strassen und Plätze sind von den deutschen Einwanderern geprägt. In dieser Stadt gibt es einiges zu sehen: Eines der interessantesten anthropologischen Museen des Landes, die Gruta dos Indios (Höhle) und die schöne Landschaft um den Rio Pardinho sind den Besuch wert.

nach obenCachoeira do Sul

Entstand aus einer Indianersiedlung am Rio Jacuí, die mit Hilfe der Jesuiten in die soziale Form einer Reduccion verwandelt worden war, aber dann (um 1600) rücksichtslos von den Bandeirantes zerstört wurde. Nach 1700 errichteten die ersten Viehzüchter aus São Paulo und Laguna hier wieder eine Siedlung. Heute ist der Ort Zentrum einer prosperierenden Landwirtschaft. Gute Hotels, Restaurants und einen Flughafen gibt es hier.

Die historische Stadt Rio Pardo sollte man nicht auslassen. Eines der reichsten Gebäude-Konzentrationen aus der kaiserlichen Epoche in Rio Grande do Sul erwartet den Besucher. Steile Hügel, schmale Gassen, ein altes Fort, gegen die spanischen Invasoren errichtet und viele andere Beispiele aus interessanter Geschichte – gut gepflegt.

nach obenDie Campanha-Region

Ist die Gegend der Pampas – der unübersehbaren Weideflächen – auch die Gegend der auffälligsten traditionellen Eigenheiten dieses südlichsten Bundeslandes Brasiliens – die Urheimat der kernigen Gaúchos, der echten, wie die in Argentinien und Uruguay – mit den gleichen Traditionen und der gleichen unverwechselbaren Männlichkeit. Verwachsen mit ihren Pferden und dem Weideland der Pampa, in weiten Hosen und schweren Stiefeln, mit silberbeschlagenen Gürteln und breitkrempigen Hüten – die Cowboys des Südens. Sie hüten heutzutage die wertvollsten Rinderrassen des Landes – in der Mehrheit feinste Angus-Rinder, die beinahe zu faul zum Laufen sind, und deren tiefgefrorene Hälften zum grössten Teil als Exportsteaks ins Ausland verschifft werden.

Wenn Sie diesen Menschenschlag kennen lernen möchten, mit den Gaúchos einen ihrer überdimensionalen Churrascos am offenen Feuer geniessen möchten und – natürlich auch mal den Chimarrão, jenen bitteren grünen Mate-Tee kennen lernen wollen, der zu den Gaúchos gehört, wie zum Carioca der Kaffee – dann sollten Sie unbedingt die Orte Bagé, Dom Pedrito, Livramento und Uruguaiana besuchen. Die Route könnte an der Grenze zwischen Brasilien und Uruguay beginnen – zum Beispiel in Aceguá, 62 km von Bagé. Man entdeckt hier schönes Kunsthandwerk aus Stein, Wolle und Leder. Vieh-Farmen und Weinkeller beweisen die Kultur dieser Bewohner der Pampa.

nach obenLivramento

Ist der Ort, in dem man mit einem Bein in Brasilien und dem andern in Uruguay stehen kann. Tatsächlich! Durch eine Brücke über einen Fluss getrennt, ist es im Lauf der Zeit mit der uruguayischen Nachbarstadt Rivera einfach zusammengewachsen – und jetzt teilen sich die beiden Städte den Lauf der Geschichte!

nach obenIn Uruguaiana

Wie in der gesamten Campanha-Region, hält man besonders viel von regionaler Volksmusik. Alljährliche Musik-Festivals werden hier veranstaltet, wobei besonders die authentischen Traditionen der Gaúchos im Vordergrund stehen. Die Museen der Region präsentieren eine gelungene Kombination von Geschichte und Tradition. Im Museu Petrográfico Assis Brasil – einem der signifikantesten der Gegend – befinden sich zum Beispiel 1.666 verschiedene Exponate.

nach obenDie Missions-Region

Wird die Gegend um die Stadt Santo Ângelo genannt – im Grenzgebiet zu Paraguay – rund 460 km nordwestlich von Porto Alegre. Hier stehen die Ruinen der schon erwähnten Reducciones, der Missionsstätten der Jesuiten, die hier den einzigartigen Versuch machten, die Guaraní-Indianer auf das Zusammentreffen mit dem weissen Mann vorzubereiten.

Die besterhaltenen Ruinen sind die von São Miguel – 55 Kilometer entfernt. Dort wurde 1632 von den Guaranís eine Barockkirche gebaut, deren künstlerische Elemente und Verzierungen von der hohen Begabung dieser Indianer zeugen. 70 Kilometer von Santo Ângelo steht noch die alte Reduccion São Batista – hier erinnert ein steinernes Wandrelief an den Jesuitenpater Anton Sepp von Seppenburg, der als guter Tiroler seinen Zöglingen neben geistigem und technischem Unterricht auch kernige Schuhplattler beibrachte.

Beeindruckende Ruinen ragen auch in São Nicolau, São Lourenço das Missiones, São Borja und Luis Gonzaga in den weiten Himmel. Nur noch Erinnerung an das eineinhalb Jahrhunderte lange Wirken der streitbaren Gottesmänner, dem im Jahre 1767 Karl III. von Spanien aus politischer Engstirnigkeit ein Ende machte: Mehr als 50.000 Guaraní-Indianer wurden Opfer seiner kolonialistischen Ambitionen. Es war eine der grössten Fehlentscheidungen der Geschichte dieses Kontinents.

Die Missionen – jetzt unter Protektion der UNESCO – werden mit grosser Sorgfalt und persönlichem Einsatz erhalten. Einige von ihnen haben den historischen Auftakt zur Gründung moderner Städte gegeben – unter ihnen São Borja, São Luis Gonzaga und Santo Ângelo.

© 2003-2024 BrasilienPortal by sabiá brasilinfo
Reproduktion der Inhalte strengstens untersagt.
Aus unserer Redaktion

Letzte News