Tourismus in Tocantins

Zuletzt bearbeitet: 20. September 2012

Das touristische Potential des Bundesstaates Tocantins ist überhaupt noch nicht entdeckt, sowohl hinsichtlich seiner Schutzmassnahmen als auch in Bezug auf seine touristische Nutzung. Aber eines ist jetzt schon klar: hier warten zahlreiche Szenerien auf ihre Entdeckung durch den Ökotourismus.

PALMAS – DER „PALÁCIO ARAGUAIA“
Der Regierungspalast ist das einzige Postkartenmotiv der Stadt – wenigstens für die Besucher, welche immer nach „Gebäudemotiven“ suchen, wenn sie irgendwohin reisen. Aber er stammt nicht aus der Vergangenheit, sondern ist ein neuzeitliches Bauwerk – „einer der schönsten Regierungssitze des gesamten Landes“, wie die Bürger von Palmas behaupten. Der Bau beansprucht eine Fläche von 14.000 m2 und hat 2 Stockwerke. In ihm sind auch, ausser dem Gouverneur, die Büros der Legislative und der Justiz untergebracht.

TAQUARUSSU – die Schönheit der Wasserfälle
Der Distrikt und die Stadt gleichen Namens – 30 km von der Hauptstadt entfernt – überrascht mit gemässigtem Klima, einem Mittel von 26 Grad, mit einem Minimum von 12o und einem Maximum von 41o C. Die Schönheit der Wasserfälle und die Einfachheit der Umgebung sind beeindruckend und laden ein, zu einem unbeschwerten Aufenthalt auf einer Höhe zwischen 200 und 700 Metern.
In dem Ort gleichen Namens leben rund 3.000 Personen, hauptsächlich vom Verkauf ihres beliebten Kunsthandwerks – Produkte, die vorzugsweise aus dem Bast- und Fasermaterial der Burití- und der Babaçú-Palmen gefertigt werden. Der offene Markt für diese Dinge befindet sich auf dem zentralen Marktplatz „Joaquim Maracaípe“.

Im Januar 2002 hat man, auf Betreiben der Regierung in Palmas, in Taquarussu die erste „Touristische Bestandsaufnahme“ einberufen – unter Leitung der örtlichen Agentur für Umwelt und Tourismus – mit dem Ziel, das lokale touristische Potential zu entwickeln und zu schützen. Aus diesem Anlass wurde auch eine Feldstudie präsentiert, in der lokale Touristiker, unter anderem, 61 verschiedene Wasserfälle der Region katalogisiert haben, die in einem Umfeld von 23 km im Distrikt anzutreffen sind. Ausserdem hat man im Bereich des „Morro Pedro Paulo“ (Felsenregion) prähistorische Felsmalereien entdeckt und antike Fusspfade wieder begehbar gemacht.

Unter den besonderen Attraktionen befinden sich der „Wasserfall von Taquarussu“, ein Fall des Flusses gleichen Namens, der ein wunderschönes Naturbecken an seinem Fusse formt. Dann der „Roncador-Wasserfall“ – welcher durch seine Imponenz entzückt – er fällt aus einer Höhe von 50 Metern in ein Becken mit eiskaltem Wasser.

Die „Bestandsaufnahme“ befindet sich in der Ausarbeitung, gestützt auf zahllose Studien vor Ort. Darüber hinaus will man einen Plan zur „Selbsterhaltung“ der entsprechenden touristischen Attraktionen erarbeiten – unter Berücksichtigung der nötigen Schutzmassnahmen der Natur.

nach obenDas Öko-Reservat SERRA DO LAJEADO

Hier handelt es sich um ein Gebiet von 1.500 km2, das eine extrem unterschiedliche Oberflächenstruktur aufweist, mit ökologischen Sektoren von grosser biologischer Vielfalt, deren Schutz die lokalen Behörden mobilisiert hat. Das Reservat bezieht die Distrikte von Palmas, Aparecida do Rio Negro, Lajeado do Tocantins und Tocantínia ein. Der grösste Teil der Reservatsfläche wird von einer Arenit-Platte des Tocantins-Flussbeckens gebildet, eine natürliche Wasserscheide zwischen den lokalen Flüssen.
Leider befindet sich praktisch die gesamte Region schon in einem „antropischen“ Stadium – der hier vorherrschende Biotop der Savannenlandschaft, dient bereits zu 40% dem Vieh von Anwohnern zur Weide. Die restlichen 60%, obwohl noch in ihrem Originalzustand weitgehend erhalten, laufen Gefahr der Veränderung durch die vordringende Besiedelung.

In einer Bestandsaufnahme durch die EMBRAPA/MMA und Naturatins hat man folgende überraschende Ergebnisse hinsichtlich der Fauna in diesem Gebiet festgehalten: 138 Wirbeltierarten – davon 87 Vogelarten, 33 Säugetierarten, 18 Reptilienarten. Unter ihnen findet man: Reptilien wie die Boa Constrictor, den grossen Leguan. Unter den Vögeln fallen der Königsfalke, verschiedene Reiher, der Königsgeier, Papageien, Aras und Tukane auf und so seltene Säuger wie der Tapir, der Jaguar, der Mähnenwolf und verschiedene Hirsche.
Auf der Liste der 80 Pflanzen-Spezies, die in der Region dominieren, finden sich unter anderen: „Açoita Cavalo“, „Angelim“, „Caraiba“, „Aroeira“, „Baquipari“, „Caju do Campo“, „Cajurana“, „Canela“, „Ipê“, „Jatobá“, „Macaúba“, „Mangaba“, „Olandi“, „Pequi“, „Piaçaba“, „Sambaíba“, „Sussafrás“ und „Tatarema“ (leider sind uns diese Namen in der deutschen Übersetzung nicht geläufig).

Die Serra do Lajeado befindet sich in einem macro-ökologisch privilegierten Teil des Kontinents. In dieser Region Amazoniens haben sich die Einflüsse der „Caatinga“ (Steppenlandschaft) mit denen des „Cerrado“ (Savanne) und denen des Regenwaldes gemischt und eine ungewöhnliche Vielfalt tropischer Fauna hervorgebracht. Die Regierung ist entschlossen, diese Wunder der Natur zu erhalten und dem Tourismus und der Umweltschutz-Erziehung zugänglich zu machen.

In dieser Region herrscht das in Palmas gewohnte tropische Klima. Das Reservat befindet sich unweit der Hauptstadt und kann per asphaltierte Strasse, in Richtung Aparecida do Rio Negro, nach 18 km Fahrt erreicht werden.

Der „ABGRUND DES JAGUARS“
Hier handelt es sich um einen Wasserfall, der aus 10 Metern Höhe über verschieden grosse Felsplatten herabströmt. Sein Wasser ist kristallklar und sehr erfrischend – ideal zu Baden zu jeder Jahreszeit. Man erreicht ihn über eine Piste von 3 km, deren Anfang im Osten der Hauptstadt liegt – in der Serra do Lajeado, etwa 10 km Fahrt, am „Corrego Jaú“ (Bach).

Die „SERRA DAS FIGURAS“
Prähistorische Inschriften und Malereien, die menschliche Figuren darstellen, Gebrauchsgegenstände, Tiere, Blätter und Kreise. Man erreicht dieses Gebiet über eine nicht asphaltierte Piste, nach 5 km nördlich von Palmas. Anschliessend eine schöne Wanderung bis zum „Vão Grande“ – etwa 10 km.

Das Gebiet des „JALAPÃO“ (aus einer Reisebeschreibung)

Ein wahres Paradies für den Naturliebhaber liegt im Osten des Bundesstaates – die Region, die im Volksmund „Jalapão“ genannt wird, hat es in sich und sollte auf dem Programm eines jeden Besuchers von Tocantins stehen! Besonders für die Abenteurer unter den Gästen, ist diese vielgestaltige Landschaft aus Cerrado, Savanne und Wüste ein Fest. Allerdings muss man sich mit einem recht heissen und trockenen Klima anfreunden können – der Mittelwert liegt hier bei 30°C! Das interessante Gebiet erstreckt sich über 8 Distrikte, mit einer Gesamtfläche von 34.000 km2.

Ganz original belassen und primitiv, bietet der „Jalapão“ Attraktionen und Sehenswürdigkeiten für jeden Geschmack. Die beste Jahreszeit für den Besuch liegt zwischen April und September – das ist die Trockenzeit – so kann man die sandigen Pfade am besten begehen. Und plötzlich steht man mitten im Cerrado vor einer Oase mit artenreicher Vegetation, die sich im Sand ausgebreitet hat, unter der glühenden Sonne. Dann wieder ein Flussstrand mit feinem, von der Sonne gebleichtem Sand, und das kristallklare erfrischende Wasser des „Rio Sono“ oder des „Rio Novo“ und viele andere, grössere und kleinere Bäche, die sich ihren Weg durch die Wald- und Gebüschstücke bahnen. Innerhalb einer kurzen Wanderung, kann man in diesem Gebiet Flussstrände, Wasserfälle, Gebirgsformationen, Seen und sogar riesige Sanddünen bewundern. Eine Landschaftsmixtur, die man gesehen haben muss. Dieses Gebiet hat die dünnste Besiedelung des ganzen Bundesstaates – nur 1,3 Bewohner pro Quadratkilometer. Die wenigen Bewohner leben hier von ein bisschen Ackerbau für den eigenen Bedarf, dem Sammeln von Wildfrüchten und ein paar Haustieren. Allerdings versprechen die Schönheiten ihrer Region ihnen nun eine neue wirtschaftliche Perspektive.

Die Pisten und Wege, welche die Gebirge und kleinen Ansiedlungen durchqueren, sind wie gemacht für Abenteurer und erfordern Automobile mit Allradantrieb und gute Führer, die sich auskennen. Der meist sandige Boden erschwert die Anfahrt zu den interessantesten Sehenswürdigkeiten, aber die jeweiligen Bewohner der Gebiete werden bereits mobilisiert, um auf das sich entwickelnde touristische Potential vorbereitet zu sein. Und sie fangen an, Routen für den Empfang brasilianischer und ausländischer Gäste auszuarbeiten.

Zwei Distrikte liegen auf dem Anfahrtsweg zum „Jalapão“: „Ponte Alta do Tocantins“ und „Novo Acordo“. In Ponte Alta – 189 km von Palmas – bietet das „Hotel Planalto“ Tour-Packages an, die Übernachtung, Verpflegung und Transport zum Besuch der schönsten Sehenswürdigkeiten des „Jalapão“ einschliessen. Hierbei handelt es sich um ein 2-Tages-Programm: zuerst besucht man die Sanddünen und den „Wasserfall der Alten“, am Rio Novo. Am zweiten Tag geht’s weiter zum Wasserfall „Sussuapara“ und dem „Pedra Furada“, einem Arenith-Felsen, der sich in immerwährender Transformation durch Regen und Wind befindet.

Fährt man den Jalapão dagegen im Distrikt von „Novo Acordo“ an – rund 110 km von Palmas – wird man die schlimmeren und abenteuerlicheren Pisten antreffen: über diesen Anfahrtsweg liegen die interessantesten Sehenswürdigkeiten etwas weiter weg, was aber durch eine grosse Anzahl herrlicher Felsformationen wettgemacht wird, die die Strasse säumen. Hinter dem Flecken „Novo Acordo“, in Richtung auf „São Félix“, überrascht die Natur den Besucher mit der Gebirgslandschaft der „Serra do Gorgulho“ – deren pittoreske Felsformationen wie steingewordene menschliche Siedlungen aussehen – viele verschiedene Kakteenarten wachsen dazwischen. Ganz plötzlich überrascht der „Rio Sono“, mit seinen grünen Ufern, das Auge. Ein erfrischendes Bad ist in dieser Wildnis wie ein Wunder. Man setzt dann per Floss über. Auch im weiteren Verlauf der Piste begleiten uns die bizarren Felsformationen der „Silésia-Kette“ – der „Mandacaru-Kette“ und der „Jalapinha“ – eine Augenwaide der Kontraste und der Farben. Schliesslich erreichen wir „São Félix do Tocantins“ – 386 km von Palmas. Der Ort liegt am Rio Sono – hier findet man Strände mit Infrastruktur zum Campen.

Zwischen „São Félix do Tocantins“ und „Mateiros“ gibt es interessantes Kunsthandwerk zu bestaunen – es ist Ausdruck der Kreativität und Kultur und eine alte Tradition der dort ansässigen Familien.
Die Bewohner der „Fazenda Galheiros“, zum Beispiel, stellen Pantoffeln, Taschen und Dekorationsobjekte aus dem dort wachsenden Gras her, in angenehmen Goldbraun-Tönen. Das Rohmaterial dafür wird in bestimmten Monaten geerntet und ist ein Beispiel für die Sammeltätigkeit als Option zur Selbsterhaltung.

In der Nachbarschaft derselben Fazenda findet man ein paar besondere Sehenswürdigkeiten Zum Beispiel die „Frevedouros“ genannten Quellen, welche kleine blubbernde Teiche formen, in denen Erdgasblasen aufsteigen und zerplatzen. Der „Cachoeira da Formiga“ Wasserfall liegt auf der gleichen Route, ist aber nur zu Fuss und etwas schwierig zu erreichen. Der einmalige Anblick des blau schimmernden Wassers inmitten einer völlig intakten Vegetation und das erfrischende Bad lohnen alle Anstrengung.

Die Quellen im Jalapão sind sehr zahlreich und das war wohl Grund genug, dass sich dort auch die „Mumbucas“ niedergelassen haben – eine Gruppe von ehemaligen Sklaven, die aus einem „Quilombo“ (Dorfgründung von entsprungenen Sklaven) weitergezogen waren und hier eine neue Heimat fanden. Sie kamen aus Bahia und liessen sich im Jahre 1908 im Jalapão nieder. Ihre Nachfahren sind geschickte Kunsthandwerker, die es verstehen, aus der Buriti-Palmfaser alle möglichen Produkte und Utensilien des Hausgebrauchs herzustellen – sogar die absolut dichten Dächer ihrer Behausungen sind aus diesem Material geflochten. Heute leben hier noch 22 Familien – in einer matriarchalischen Gesellschaft, aber schon im Prozess einer kulturellen Degeneration. Der Kontakt mit der zivilen Bevölkerung anderer Distrikte entfremdet sie langsam ihrer eigenen Tradition afro-brasilianischen Ursprungs.

In der Gegenrichtung zu den „Mumbucas“ – 40 km von Mateiros – findet sich der „Pedra da Baliza“, ein Stein, der den Grenzschnittpunkt zwischen 4 Staaten bildet: Tocantins, Piauí, Bahia und Maranhão.

In der „Serra do Espirito Santo“ – 35 km von Mateiros – befinden sich die Dünen des Jalapão. Um dorthin zu kommen, folgt man der Strasse in Richtung „Ponte Alta do Tocantins“. Phantastische, beinahe cinematografische Eindrücke: ein riesiges Sandgebirge inmitten des Cerrado, durchschnitten von einem kleinen Bach mit Namen „Brejão de Areião“. In einem original erhaltenen Ökosystem mischt sich die den Boden überziehende niedrige Vegetation mit den Blumen der Savanne, die man im Volksmund „Sempre Viva“ (Immer lebendig) nennt. Bevor man die Dünen selbst erreicht, noch eine Überraschung extra: ein kristallklarer See, umgeben von nativen Buriti-Palmen, reflektiert die Farben der umgebenden Berge. Das Auge wird geblendet vom hell reflektierten Sonnenlicht der Dünen – ganz in der Nähe ist der „Rio Novo“ – einer der wichtigsten und sehenswertesten Flüsse im Jalapão. Er ist ein Zufluss des „Rio Sono“ und präsentiert in der Trockenzeit wunderschöne Strände zum Campen. Letztlich bietet er auch interessante Abschnitte für Rafting und Kanuten.

Der Wasserfall „Cachoeira da Velha“ ist einer der schönsten des Staates – sein freier Fall hat eine Höhe von 25 Metern und ein mächtiges Wasservolumen. Er befindet sich 6 km von der „Fazenda Triagro“ entfernt. Die Anfahrt geht über eine Piste zwischen „Mateiros“ und „Ponte Alta“.

Wir fahren weiter in Richtung „Ponte Alta“ – jenem Distrikt durch den man ebenfalls beginnen kann, sich im Jalapão umzusehen – wie schon gesagt: von hier aus ist es eher eine Spazierfahrt. Der Distrikt, durchflossen vom „Rio Ponte Alta“ – mit herrlich sauberem Wasser, selbst mitten im Ort – bietet einen Badestrand mit Namen „Tamburi“ (in den Monaten Juni und Juli). Und damit sind wir wieder fast zurück in der Zivilisation.

Der Gouverneur José Wilson Siqueira Campos hat 1995 einen Erlass unterzeichnet, in dem er eine Fläche von mehr als 2.000 Hektar enteignete, um dort einen „Pólo Agro-florestal“ (Zentrum für Land- und Waldwirtschaft) einzurichten, in dem die lokale Bevölkerung lernen soll, wie sie sich aus den natürlichen Ressourcen selbsterhalten kann, ohne dadurch der Umwelt Schaden zuzufügen.

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